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Malaysia nimmt Vergewaltiger ins Visier

5. August 2016

Ein Fall auf Borneo hat die Frauenministerin in Rage versetzt: Ein Vergewaltiger heiratete sein Opfer und entging so der Strafe. Derlei Eheschließungen will Rohani Abdul Karim künftig verhindern.

Malaysias Frauenministerin Rohani Abdul Karim (Foto: "Getty Images/AFP/A. Berry")
Bild: Getty Images/AFP/A. Berry

Malaysias Regierung will einen Vergewaltiger nicht ungestraft davonkommen lassen, nur weil er inzwischen sein minderjähriges Opfer geheiratet hat. Die Regierung werde gegen ein entsprechendes Gerichtsurteil vorgehen und zudem dafür sorgen, dass mutmaßliche Vergewaltiger ihre Opfer künftig nicht mehr heiraten dürfen, kündigte Frauenministerin Rohani Abdul Karim in der Hauptstadt Kuala Lumpur an. "Vergewaltigung ist Vergewaltigung, der Täter muss nach einem Schuldspruch bestraft werden", sagte sie der staatlichen malaysischen Nachrichtenagentur Bernama.

Ohne Hochzeit bis zu 30 Jahre Haft und Peitschenhiebe

Ein Gericht im Bundesstaat Sarawak auf Borneo hatte vergangene Woche ein Strafverfahren gegen einen rund 20-jährigen Mann eingestellt, nachdem bekannt geworden war, dass er sein damals 14-jähriges Opfer inzwischen geheiratet hat. Die Richter sahen daraufhin "keine Notwendigkeit" mehr für eine weitere Strafverfolgung. Ohne die Hochzeit hätten dem Täter bis zu 30 Jahre Haft sowie Peitschenhiebe gedroht.

Menschenrechtsaktivisten reagierten empört auf die Gerichtsentscheidung: Opferfamilien in dem konservativen muslimischen Land willigten aus Sorge um die Ehre lieber in eine Heirat ein, als dass ihr Name während eines Prozesses bekannt werde, erklärten sie. Diese Praxis vermittele jedoch, dass Vergewaltigungen straflos blieben.

Erst Heirat, dann Scheidung, schließlich Geld als Entschädigung

Aegile Fernandez von der Nichtregierungsorganisation "Tenaganita" sagte, in den vergangenen Jahren habe sie mehrere Fälle erlebt, bei denen der mutmaßliche Täter erst das Opfer geheiratet habe, sich dann wieder scheiden ließ und der Familie etwas Geld bezahlte, um so der Strafe zu entgehen. Sie begrüßte nun die Entscheidung der Regierung, sich in den Fall einzumischen, forderten gleichzeitig aber weitergehende Schritte. Künftig sollten demnach Kinderehen grundsätzlich verboten werden.

sti/uh (afp)

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