Maler des Lichts: 250 Jahre William Turner
23. April 2025
Sein Porträt ziert den 20-Pfund-Schein. Auch der wichtigste Preis Großbritanniens für moderne Kunst trägt seinen Namen: Joseph Mallord William Turner (1775-1851).
Zufall ist das nicht: Leuchtende Sonnenuntergänge, dunkle Wolkentürme, schäumende Gischt - Turner beherrschte das Spiel mit Licht, Farbe und Atmosphäre wie kaum ein anderer. Inspiration für seine Bilder fand er vor allem auf Streifzügen durch die Natur und auf Reisen.
Im Laufe seines Lebens reiste Turner nicht nur innerhalb Großbritanniens, sondern auch in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Italien und nach Deutschland.
Hier faszinierte ihn der mächtige Strom des Rheins. Die dort entstandenen Landschaftsbilder weckten darauf auch die Reiselust der Briten und machten das Rheinland zum beliebten Reiseziel. Heute gilt Turner als einer der Väter der Rheinromantik.
Ganz besonders prägte ihn aber Venedig. Dreimal besucht er die Lagunenstadt im Norden Italiens, 1819, 1833 und 1840. An Turners Venedig-Ansichten lässt sich seine Stilentwicklung nachvollziehen: Zunehmend unschärfer, mystischer und lichtdurchfluteter werden seine Bilder.
Wie kaum ein anderer setzt Turner Licht ein, um Atmosphäre zu erzeugen. Grenzen zwischen Land und Wasser verschwimmen. Nicht umsonst werden die Darstellungen auch als Feenbilder oder Märchenbilder genannt. Turner scheint so den Zeitgeist zu treffen, denn die Bilder erfreuen sich großer Beliebtheit.
"Light is therefore colour" beschrieb Turner schon im Jahr 1818 die Bedeutung von Licht in einem Vortrag. Es heißt sogar, Turner habe Atelierbesucher vor dem Besuch seiner Ausstellung im Dunkeln warten lassen, damit sie die Lichteffekte in seinen Bildern bewusster wahrnahmen.
Wer war William Turner?
Geboren am 23.04.1775 in London, wuchs Turner in Zeiten der industriellen Revolution auf, die verbunden war mit großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen. Mit zwölf Jahren fertigte er erste eigene Landschaftsskizzen an.
Sein Vater, Barbier und Perückenmacher von Beruf, erkannte sein Talent und stellte Bilder des Sohnes in seinem Laden zum Verkauf aus. Auch deshalb nahm Turners künstlerische Karriere schnell Fahrt auf.
Mit nur 14 Jahren trat er als Student in die königliche Kunstakademie, Royal Academy in London ein, wo er zunächst vor allem Aquarelle malte. Später lehrte er hier selbst als Professor für Perspektive.
Historienbilder der etwas anderen Art
Seine Gemälde bildeten jedoch nicht einfach nur Natur ab. Stattdessen nahm Turner auch das Zeitgeschehen in seinen Werken auf und malte - ungewöhnlich für die Epoche der Romantik - auch technische Errungenschaften wie Lokomotiven und Dampfschiffe im Kampf gegen die Naturgewalten.
Auch historische und mythische Ereignisse fanden Platz in seinen Bildern - wenn auch in ungewöhnlicher Inszenierung.
Turners Spätwerk wurde immer eigenwilliger und stieß damit auf viel Unverständnis. 1842 stellte die Royal Academy das Gemälde "Schneesturm" aus - heute eines seiner berühmtesten Werke. Es zeigt ein Dampfschiff im Kampf gegen die Elemente oder, wie zeitgenössische Kritiker es formulierten, "für unsere Augen ist es eine Masse wirbelnder Seifenlaugen".
Ebendieser, beinah abstrakt wirkende Stil, für den Turner damals kritisiert wurde, inspirierte spätere Impressionisten wie Claude Monet und Camille Pissaro. Heute gilt Turner als Vater des Impressionismus, als ein eigenwilliger Wegbereiter der Moderne und manchen sogar als Vorläufer der abstrakten Kunst. In jedem Fall aber war er seiner Zeit weit voraus.