1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikMali

Mali: Russische Wagner-Söldner sterben in Hinterhalt

Mahamadou Kane | Wendy Bashi
31. Juli 2024

Militante Tuareg-Separatisten fügen der malischen Armee und russischen Söldnern schwere Verluste zu. Beobachter rechnen mit einem harten Gegenschlag - und es gibt Hinweise auf Verbindungen in die Ukraine.

Angehörige der Tuareg-Miliz MSA auf Patrouille in der Halbwüste Nordmalis - mehrere Männer in Militärkleidung stehen hinter einem Pick-up und überblicken eine Ebene mit Dornensträuchern
Tuareg-Separatisten (hier ein Archivbild vom März 2020) behaupten, den Söldnern der russischen Wagner-Gruppe eine schwere militärische Niederlage bereitet zu habenBild: Souleymane Ag Anara/AFP/Getty Images

Russische Söldner der Wagner-Gruppe haben in Mali einen ihrer schwersten Verluste in Westafrika erlitten: Mehrere Dutzend Kämpfer wurden offenbar von militanten Tuareg-Separatisten getötet oder gefangen genommen.

Der ukrainische Geheimdienst hat inzwischen erklärt, in den tödlichen Hinterhalt verwickelt zu sein, wie mehrere Medien berichten, darunter die britische Tageszeitung The Guardian. Andrij Jussow, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, behauptete demnach im ukrainischen Rundfunksender Suspilne, der HUR habe die Tuareg-Rebellen mit den "notwendigen Informationen" versorgt, um eine erfolgreiche Operation gegen die Russen durchzuführen.

Wagner bestätigt tödliche Ereignisse in Mali

In einer seltenen Erklärung bestätigte die Wagner-Gruppe am Montag ihre Kampfniederlage: Die Gruppe erklärte, ihre Kämpfer hätten an der Seite malischer Soldaten in der Nähe von Tinzaouatène im Norden des Landes gekämpft und dabei schwere Verluste erlitten, darunter den Tod ihres Kommandanten Anton Jelisarow.

Die Tuareg-Separatisten erklärten unterdessen, sie hätten am 28. Juli nach drei Tagen "intensiver Kämpfe" in Tinzaouatène nahe der algerischen Grenze einen "überwältigenden Sieg" gegen die malische Armee und ihre russischen Verbündeten errungen.

Den Erfolg wollten offenbar auch andere für sich reklamieren: Die mit Al-Qaida verbundenen Dschihadisten der Groupe de Soutien a l'Islam et aux Musulmans (GSIM) behaupteten, denselben Konvoi mit einer Sprengfalle versehen zu haben, wobei 50 Russen und 10 Malier getötet wurden. Die Tuareg wiesen dies als falsch zurück.

Wagner-Söldner als Ausbilder oder im Einsatz?

Russische Söldner kämpfen seit 2021 gemeinsam mit der malischen Armee gegen die verschiedenen Rebellenbewegungen im Land, darunter islamistische Terrormilizen und verschiedene Tuareg-Einheiten. Diese Gruppen führen seit 2012 gemeinsam und einzeln Aufstände in der gesamten Sahelzone durch.

Malis Militär hat die Macht in zwei aufeinanderfolgenden Putschen in den Jahren 2020 und 2021 übernommen, mit dem erklärten Ziel, sich auf die Stabilisierung des Landes zu konzentrieren.

Malis Junta-Chef Assimi Goita übernahm 2021 die Macht in dem SahelstaatBild: OUSMANE MAKAVELI/AFP/Getty Images

In einer Erklärung des Generalstabs der Armee heißt es: "Die FAMA-Einheit (Streitkräfte von Mali) war von einer Koalition terroristischer Kräfte aus dem Sahel umzingelt und es kam zu heftigen Kämpfen, bevor Verstärkung eintraf."

Das Militärbehauptet auch, die russischen Truppen im Land gehörten nicht zur Wagner-Söldnergruppe, sondern arbeiteten als Ausbilder und unterstützten die einheimischen Truppen mit aus Russland gekaufter Ausrüstung.

Experten gehen jedoch davon aus, dass es sich tatsächlich um Mitglieder von Wagner handelt. Mamadou Ismaila Konaté, ehemaliger Justizminister von Mali, sagte gegenüber der DW, dass die gefangenen oder im Kampf gefallenen Russen "zu Wagner gehören".

Die Präsenz von Wagner-Söldnern in Mali (hier fotografiert von der französischen Armee) ist unstrittig - doch offenbar will die Militärjunta ihre Rolle verschleiernBild: French Army/AP/picture alliance

Für Konaté geht es nicht um die Auswirkungen dieser Ereignisse auf die Russen, sondern auf seine malischen Landsleute: Mali hat einen schweren Schlag erlitten, sagt er. Vergeltungsmaßnahmen würden mit Sicherheit folgen - und könnten hohe Kollateralschäden mit sich bringen: "Ich befürchte, dass bei einem Gegenschlag kein Unterschied gemacht wird zwischen bewaffneten Kämpfern, unbewaffneten Kämpfern und Zivilisten", erklärte Konaté.

Wachsende Bedrohung durch Aufständische

Konaté befürchtet, dass die Gewalt außer Kontrolle geraten könnte, da so viele aufständische Gruppen im Land aktiv sind. Insbesondere die Tuareg gäben Anlass zur Sorge, da sie die Legitimität der malischen Staatsgewalt in Frage stellten, erklärt er.

Die aufständischen Tuareg-Gruppen wurden erst kürzlich von der malischen Armee aus ihrer traditionellen Hochburg Kidal vertrieben, wodurch sie gezwungen waren, weiter nach Osten nach Tinzaouatène zu ziehen - also zum Schauplatz der jüngsten Ereignisse an der Grenze zu Algerien zu ziehen.

Konaté weist darauf hin, dass es für das Militär vor Ort schwierig ist, zwischen aufständischen Hardliner-Gruppen und kleineren Gruppierungen zu unterscheiden, die nicht über die Mittel verfügen, einen Krieg gegen die Regierung zu führen. Große Tuareg-Gruppierungen wie die Allianz der bewaffneten und Tuareg-dominierten Separatistengruppen (CSP-DPA) wachsen weiter an.

Malische Soldaten bei einem Einsatz an der Seite französischer Truppen vor ihrem Abzug im Jahr 2023Bild: Hans Lucas/IMAGO

"Wenn man sich die Intensität der vor Ort eingesetzten Mittel ansieht, kann man davon ausgehen, dass sie nicht allein sind", kommentiert Konaté den wachsenden Einfluss, den auch Außenstehende auf diese Separatisten zu haben scheinen, wie die angebliche Beteiligung der Ukraine zeigt.

Stellvertretergefechte in Mali

Neben der Finanzierung und Unterstützung profitieren Gruppen wie die CSP-DPA auch stark davon, dass sie in solchen Szenarien die Kriegsbeute einsammeln: Bei dem jüngsten Hinterhalt sollen sie zahlreiche Waffen der malischen Streitkräfte und der russischen Wagner-Miliz beschlagnahmt haben, die nun für weitere Angriffe genutzt werden dürften.

Bisweilen ist unklar, woher genau die Einflüsse von außen auf die aufständischen Gruppen in Mali kommen. Dabei gerät auch ein direktes Nachbarland ins Visier: Laut Konaté hat das benachbarte Algerien den Friedensprozess zwischen Mali und Tuareg-Gruppen traditionell immer unterstützt - bis vor kurzem. Doch angesichts der zunehmenden Streitigkeiten zwischen den beiden Staaten, die laut Konaté bereits zur Abberufung der jeweiligen Botschafter geführt haben, schauen die malischen Behörden nun auch vor der eigenen Haustür genauer hin.

Aus dem Französischen adaptiert von Martina Schwikowski

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen