1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Malta will EU-Unterstützung

12. Oktober 2013

Nach dem neuen Schiffsunglück vor Lampedusa mit vielen Toten hat die Regierung von Malta ein Eingreifen der Europäischen Union gefordert. Sonst drohe das Mittelmeer zum "Friedhof" für Bootsflüchtlinge zu werden.

Ein Flüchtling trägt sein Kind über die Gangway eines maltesischen Marineschiff an Land (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Wieder Tote vor Europas Küste

01:15

This browser does not support the video element.

Maltas Regierungschef Joseph Muscat verlangt, dass sich der EU-Gipfel in zwei Wochen mit dem Thema befasst. Bislang kämen von der EU nur leere Worte. "Ich weiß nicht, wie viele Menschen noch im Meer sterben müssen, bevor etwas passiert", sagte er der britischen BBC. "So wie die Dinge sich entwickeln, machen wir aus dem Mittelmeer gerade einen Friedhof." Sein Land fühle sich von der Europäischen Union im Stich gelassen, fügte Muscat hinzu.

Malta ist ebenso wie Italien direkt von der Flüchtlingskrise im Mittelmeer betroffen. Zusammen mit Italien werde er darauf pochen, dass sich die Staats- und Regierungschefs der EU am 24. und 25. Oktober mit dem Problem auseinandersetzen, kündigte Muscat an.

Bei stürmischer See gekentert

Am Freitagabend hatten die italienische und maltesische Marine 206 Flüchtlinge eines gesunkenen Bootes retten können (Artikelbild). Für 34 Flüchtlinge kam jede Hilfe zu spät. Das Boot war zwischen Malta und Lampedusa gekentert. Zu dem Unglück soll es gekommen sein, als Passagiere versuchten, eine maltesische Patrouille auf ihr Schiff aufmerksam zu machen.

Am Samstag rettete die italienische Küstenwache 235 weitere Flüchtlinge von zwei Booten, die rund 120 Kilometer südlich von Lampedusa in Seenot geraten waren. Erst eine Woche zuvor war vor der italienischen Insel ein Boot untergegangen. Nach jüngsten Zahlen wurden 359 Leichen geborgen. 155 Flüchtlinge überlebten den Schiffbruch. Nach ihren Angaben sollen weit über 500 Personen an Bord gewesen sein.

Neue Einwanderungspolitik gefordert

Papst Franziskus, der Anfang Juli bei einem Besuch auf Lampedusa die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal von Migranten angeprangert hatte, rief jetzt auf Twitter dazu auf, "diejenigen wahrzunehmen, die vor unserer Haustür sterben".

Auch von deutschen Abgeordneten kam Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik. Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, sprach von einer "Schande". Die unkontrollierte Einwanderung von Flüchtlingen müsse durch eine gemeinsame Einwanderungspolitik ersetzt werden, forderte er.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner rief ihre Partei auf, sich auf das Gebot christlicher Nächstenliebe zu besinnen. "Wir tragen Verantwortung, auch wenn wir keine Küste haben, an der Flüchtlinge stranden."

uh/det (dpa, afp, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen