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Politik

Manöver und Gegenmanöver in der Ostsee

Roman Goncharenko | Alexander Prokopenko
14. Juni 2019

Die NATO übt in diesen Tagen in der Ostsee. Das tut sie seit 40 Jahren. Neu ist die Leitung durch die 2. US-Flotte, die im Kalten Krieg wichtig war und 2018 neu gegründet wurde. Russland kontert mit einer eigenen Übung.

Nato-Ostseemanöver "Baltops"
Bild: picture-alliance/dpa/C. Rehder

Wenn die NATO in der Ostsee übt, hatte sie Russland immer im Blick. Spätestens seit der Annexion der Krim kümmert sich die Allianz jedoch verstärkt um ihre Ostflanke und erklärt es mit dem Schutz etwa der drei baltischen Staaten - und früherer Sowjetrepubliken - Estland, Lettland und Litauen. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Zwischenfällen über der Ostsee, bei denen NATO-Jets russische Militärmaschinen abfingen oder eskortierten.

"Russland ist eine Ostseenation, das respektieren wir", sagte Andrew Lewis, Vizeadmiral und Kommandeur der 2. US-Flotte, in einem DW-Gespräch. "Doch die Ostsee und der Luftraum darüber sind internationale Gebiete. Wir haben ein Recht, sie in Übereinstimmung mit internationalen Normen zu nutzen."

Erster Einsatz in Europa für neue US-Flotte

Die 2. US-Flotte ist diesmal federführend bei der jährlichen NATO-Marineübung "BALTOPS", die noch bis zum 21. Juni dauert. Die Übung gibt es seit mehr als 40 Jahren. Nach NATO-Angaben nehmen 16 Nationen sowie die Anrainerstaaten Schweden und Finnland teil. Insgesamt sind rund 8600 Soldaten involviert, verteilt auf 50 Schiffe, zwei U-Boote und 40 Flugzeuge. Mit "Juan Carlos I", dem Flaggschiff der spanischen Marine, ist auch ein Hubschrauberträger dabei. Geübt wird laut NATO die ganze Palette: Von der Zerstörung von Minen und U-Booten über Flugabwehr bis zur Abwehr von Angriffen "feindlicher Schiffe".

"Abschreckung und friedliche Koexistenz": Vizeadmiral Andrew Lewis (r.)Bild: DW/A. Prokopenko

Das Ausmaß der Übung ist vergleichbar mit denen der vergangenen Jahre. Die Teilnahme der 2. US-Flotte macht sie jedoch besonders. Sie operiert im Nordatlantik und wurde im Kalten Krieg bekannt, unter anderem bei der Blockade während der Kuba-Krise. 2011 wurde die 2. Flotte aufgelöst, weil die damalige US-Administration unter Barack Obama die Gefahr durch Russland als gering eingeschätzt hatte. 2018 wurde die Flotte wiederbelebt - "als Antwort auf Russlands wachsende Marineaktivität im Atlantik", heißt es bei der NATO. "BALTOPS" ist der erste Einsatz der neuen US-Flotte in Europa. "Die 2. Flotte wurde neu gegründet als eine Reaktion auf die veränderte globale Sicherheitsumgebung", sagt Lewis. "Es war nicht speziell wegen eines Lands". Es gebe "Wettbewerber auf der Weltbühne, darunter Russland und China".

Russland trainiert Raketenschlag auf Schiffe 

Die Reaktion Moskaus auf "BALTOPS" erinnert stark an die Zeiten des Kalten Krieges. So haben Soldaten aus fünf NATO-Staaten am Mittwoch die Landung auf der estnischen Insel Saaremaa geübt. Russische Marine trainierte am gleichen Tag in der Ostsee die Versenkung eines "feindlichen" U-Bootes. In der benachbarten russischen Exklave Kaliningrad wurde außerdem ein Raketenschlag auf "feindliche" Schiffe simuliert.

Es scheint, als würde die NATO-Militärübung von Russland nicht nur beobachtet, sondern mit einer eigenen Übung gespiegelt. Allerdings sind mit sieben Kriegsschiffen auf der russischen Seite deutlich weniger Kräfte beteiligt.

Noch sind es Übungen: eine Teilnehmerin von "BALTOPS 2019"Bild: picture-alliance/dpa/C. Rehder

Nach russischen Angaben hat es bereits einen Zwischenfall gegeben. Am Montag soll ein russischer Kampfjet vom Typ Su-27 Aufklärungsflugzeuge der USA und Schwedens über der Ostsee abgefangen haben. US-Flottenkommander Andrew Lewis schließt grundsätzlich eine "Interaktion" zwischen NATO und Russland im Nordatlantik nicht aus, hofft aber auf "professionelles Management". "Wir erwarten Abschreckung und friedliche Koexistenz", sagt Lewis.

US melden Interesse an der Arktis an

Das gilt offenbar auch für die Arktis, ebenfalls eine Region, in der Russland zunehmend Ansprüche anmeldet und seine Streitkräfte ausbaut. Das Ziel sei, "so viel wie möglich über einen Einsatz in der Arktis zu lernen", sagt Vizeadmiral Lewis. Es handele sich um eine Region, in der die USA genauso wie Russland oder Norwegen zu Hause seien. Man wolle dafür sorgen, dass die Arktis ein Gebiet bleibt, in dem das internationale Seerecht nicht angefochten werde.

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