Man singt Deutsch
5. Januar 2005Die Punkrocker von den "Toten Hosen" füllen in Buenos Aires selbst die größten Hallen. "Und 'In Extremo', die machen deutschen Hardrock und werden in Mexiko in Shows eingeladen", sagt Björn Akstinat. Der Direktor des Deutschen Musik-Exportbüros hilft deutschen Bands, sich im Ausland zu vermarkten. Das bedeutet auch Überzeugungsarbeit im eigenen Land, sagt Akstinat: "Die Welt liebt deutsche Musik. Die Deutschen wissen das nur nicht."
Die Sprache des Hardrocks
Denn es ist ja nicht so, dass außerhalb der Bundesrepublik niemand mehr Deutsch versteht. "Eine Untersuchung von uns hat ergeben, dass allein in den USA noch sechs Millionen Menschen Deutsch sprechen", berichtet Tobias Mindner vom Verein für deutsche Sprache. "Deutsch hat einen höheren Stellenwert, als wir immer glauben."
Auch in der Musik - und oft in dem Bereich, wo die E-Gitarren und Schlagzeug richtig was aushalten müssen. In Serbien sorgt "Kraljevski Apartman" für Hardrock mit deutschen Zeilen. "In Skandinavien ist Deutsch vor allem in der Heavy- und Hardrockszene sehr verbreitet, weil es so eine kraftvolle Sprache ist", erklärt Mindner. Er erzählt von einer norwegischen Metal-Band namens "Sturmgeist".
"Busted" lässt die Schule brennen
Es sind also beileibe nicht nur deutsche Musik-Macher, die Texte in ihrer Muttersprache durchs Mikro schicken - man denke an die Pop-Schotten von "Franz Ferdinand". Die Brit-Boygroup "Busted" nahm sich 2003 den 1980er-Jahre-Hit "Hurra, hurra, die Schule brennt" vor - einst von "Extrabreit" gespielt. Und "Goldfinger", ebenfalls aus den USA, ließen Nenas "99 Luftballons" los.
Die schwedische Band "Covenant" produziert ihren "Future-Pop" sogar komplett auf Deutsch - der Grund: "Deutschland ist unser größter Markt, und viele Deutsche haben Probleme, englische Texte zu verstehen."
Deutschpop aus dem Osten
Auch in Osteuropa sind deutsche Texte ganz weit vorn, nicht nur von den bereits erwähnten "Kraljevski Apartman". Die rumänischen Rocker von "Ricochee" haben ein ganzes Album auf Deutsch eingespielt - um die deutschen Einflüsse auf die transsilvanische Kultur am Leben zu halten, wie sie sagen.
In Slowenien dichtet "Sestre" deutschen Pop, in Polen trat "Ich Troje" mit deutschen Texten sogar beim Grand Prix d'Eurovision 2003 an. "In Warschau sind deutsche Schlager aus den 60er Jahren in", sagt Mindner, "da gibt es einen eigenen Radiosender dafür."
Regen und Reggae
Akstinat betont aber, dass es nicht immer allein am Text liegt, wenn deutsche Musik irgendwo beliebt ist. "Es hängt natürlich mit der Melodie zusammen. Auch mit der Show, 'Rammstein' hat Feuer, 'In Extremo' die mittelalterlichen Instrumente." Und Nena, die in den USA früher erfolgreich war, "die hatte einfach Glück. Da hat ein DJ die Platte aus Deutschland mitgebracht und auf gut Glück mal aufgelegt."
Es muss auch nicht immer Rock sein. Seppy Ndahange aus Windhuk in Namibia macht Rap und Reggae mit deutschen Texten - unter anderem eine Spezialversion von "Es regnet, es regnet, die Erde wird nass".