Mitgliedsstaaten der UN-Wüstenkonvention diskutieren in Cancun, was gegen die Zerstörung von Böden und Versteppung getan werden kann. Eine Lösung könnten Nutzpflanzen sein, die auch mal eine Dürre überstehen.
Anzeige
Gen gegen Kartoffelfäule gefunden
Französische Forscher haben ein Gen entdeckt, das Wildkartoffeln vor der Kartoffelfäule schützt. Durch die Kreuzung mit Kulturkartoffeln könnte dann eine resistente Sorte entstehen. Hier noch mehr spannende Züchtungen.
Immun-Gen entdeckt
Die Entdeckung eines Gens, das Wildarten der Kartoffel gegen den Erreger Phytophora infestans schützt, birgt Hoffnung für Pflanzenzüchter. Vielleicht gelingt es bald, durch Kreuzung eine resistente Kartoffelsorte zu züchten.
Immunisierung der Kartoffel
Die Kartoffelfäule führte in den 1840er Jahren zur großen Hungersnot in Irland. Der Pilz kann gerade in regnerischen Zeiten ganze Ernten zerstören. Die Forscher hatten zehn Jahre lang die Genome wilder Kartoffelarten durchsucht, bis sie erkannten, welches Gen für die Immunität entscheidend ist. Die Studie wurde am 30. März in "Nature Plants" veröffentlicht.
Bild: DW/K. Losch
Auch für die Subtropen gut geeignet
Der Siegeszug der Kartoffel von Südamerika nach Europa geht nun auch in die Tropen und Subtropen. In Afrika, wie hier in Niger, gedeihen bestimmte Arten recht gut. Nur dürfen die Bodentemperaturen nicht über 30 Grad Celsius steigen. Auch lässt sich die anspruchslose Kartoffel in vielen Ländern gut in die Fruchtfolge mit traditionellen Pflanzen einreihen - zum Beispiel mit Reis oder Weizen.
Bild: DW/M. Kanta
Hauptnahrungsmittel Mais
Mais ist eins der Hauptnahrungsmittel der Menschheit. Über eine Milliarde Tonnen werden jedes Jahr erzeugt, das entspricht fast 400 Gramm pro Mensch und Tag. Viel Mais wird ans Vieh verfüttert oder als Kraftstoff genutzt. Eine transgene, trockenresistente Sorte könnte Ertragssteigerungen von über sechs Prozent bringen. Transgene Pflanzen sind in vielen Ländern, etwa in der EU, nicht zugelassen.
Bild: DW
Schädlingsbekämpfung durch Bakterien-Toxin
Dieser Maiswurzelbohrer und ein anderer Schädling, der Maiszünsler, bedrohen die Ernte. Gegen beide Insekten wirkt ein Gift des Bacillus thuringiensis. Dieses BT-Toxin bilden normalerweise Bakterien. Aber auch Pflanzen können es produzieren, wenn ein entsprechendes Gen in sie übertragen wurde. So entstehen durch grüne Gentechnik schädlingsresistente Pflanzen.
Bild: picture-alliance/dpa
Hülsenfrucht - keine Nuss
Die Erdnuss ist eigentlich keine Nuss, sondern eine bohnenartige Hülsenfrucht. Ursprünglich in den südamerikanischen Anden beheimatet, hat sie einen Siegeszug bis nach Afrika und Asien angetreten. Versuchen Larven des Schädlings Elasmopalpus lignosellus die Blätter der Erdnusspflanze zu fressen, die das BT-Toxin bilden, fallen sie wenig später tot um.
Bild: Mehr
Der wichtigste Proteinlieferant
Mit über einer Viertel Billion Tonnen jährlich ist Soja weltweit der wichtigste Lieferant pflanzlicher Proteine. Gerade in Nord- und Südamerika, etwa hier in Brasilien, kommt die Hülsenfrucht häufig zum Einsatz. Die industriellen Sorten sind hier fast immer schädlingsresistent. Auch ist es gelungen bestimmte Allergene, die für Sojabohnen typisch sind, aus den Pflanzen herauszuzüchten.
Bild: Getty Images
Leistungsfähigkeit auch ohne Gentechnik
Ein Verwandter der Sojabohne ist die Lupine. Auch sie ist eine Bohnenfrucht, die Proteine liefert. Durch Zucht ist es gelungen, eine Kulturform - die blaue Süßlupine - gegen die Anthraknose, eine Pilzerkrankung, zu immunisieren. Die Lupine verträgt karge und sandige Böden gut und verbessert dort die Bodenbeschaffenheit, zum Beispiel für den späteren Anbau von Getreide.
Bild: imago
Virenresistente Wasserspeicher
Auch Pflanzen können sich einen Virus einfangen. Schwere Ernteverluste sind die Folge. Da chemische Mittel gegen Viren nicht helfen, brauchen die Pflanzen - ähnlich wie Menschen - eine Resistenz. Bestimmte Zuchtformen des Kürbis bilden antivirale Proteine. Kürbisse sind auch gut für heiße Landstriche. Sie brauchen zwar Wasser, um dick und fett zu werden, können aber Trockenzeiten gut überstehen.
Bild: DW / Nelioubin
Paprika ohne Grippe
Paprika hilft - zum Beispiel als Suppengewürz - bei einer Erkältung, die Nase wieder frei zu bekommen. Aber auch für sich selbst haben einige Paprika-Sorten Waffen gegen Pflanzen-Viren: Sie lassen sich durch Züchtungen - mit oder ohne Einsatz grüner Gentechnik - gegen Viren immunisieren. Viren werden zum Beispiel durch Blattläuse von einer Pflanze zur nächsten übertragen.
Bild: DW/A. Slavnic
Trockentolerante Baumwolle
Es gibt Baumwollpflanzen, die sowohl schädlingsresistent durch das BT-Toxin sind als auch besonders trockenheitstolerant. Sie eignen sich deshalb für den Anbau in Gebieten, in denen nicht immer künstlich gewässert werden kann.
Bild: AFP/Getty Images
Mehr Vitamine
Der goldene Reis enthält mehr Provitamin A und gilt als Hoffnung bei der Bekämpfung des versteckten Hungers. Diese Form der Mangelernährung führt Jahr für Jahr bei Hunderttausenden Menschen zur Erblindung. Sie bekommen zwar genug zu essen, um satt zu werden, aber nicht genug Vitamine, um auch gesund zu bleiben. Züchtungen sollen hier Abhilfe schaffen und reichhaltigere Nahrungsmittel liefern.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb
Besserer Maniok gegen Vitaminmangel
Maniok ist mit einer Viertelmilliarde Tonnen jährlicher Produktion ein wichtiges Grundnahrungsmittel in Afrika und Teilen Asiens und Südamerikas. Leider enthält die Wurzel nur sehr wenige essenzielle Aminosäuren. Auch für Maniok haben Züchter deshalb Sorten entwickelt, die mehr Provitamin A und andere Mikronährstoffe produzieren.
Bild: picture-alliance/Arco Images
13 Bilder1 | 13
Längere Dürren können nicht nur einzelne Ernten zerstören. Am Rande von Steppen oder in der Nähe von Wüstenregionen können sie die Lebensgrundlage der Menschen so zerstören, dass diese sich ganz aus der Landwirtschaft zurückziehen. Oft bleibt dann nur noch eine magere Viehzucht mit Schafen und Ziegen, die dann auch schon mal das letzte Grünzeug wegfressen. Das Ergebnis: Die Böden können sich kaum noch erholen. Die Verwüstung nimmt ihren Lauf.
Besser wäre es da, wenn man Feldfrüchte hätte, die auch mal eine Trockenperiode überstehen können und am Ende doch noch einen gewissen Ertrag bringen. Dann blieben die Menschen am Ort und könnten versuchen, die Böden zu erhalten und sie auch immer wieder zu verbessern. So würde nicht gleich aus einer Trockenperiode zwangsläufig eine Dürrekatastrophe.
Einige Wildsorten setzen sich besser durch
Kämpfen Landwirte mit Trockenheit, brauchen sie allerdings Ackerpflanzen, die gut mit Trockenstress klarkommen - und die können gezüchtet werden. Denn es gibt eigentlich genug Sorten, die gut mit Trockenheit klarkommen - allerdings sind diese nicht immer sehr ertragreich.
"Alle Pflanzenarten in der ganzen Welt haben eine große Variation, nicht nur von den Kulturarten, sondern auch von den Vorläufern, den Wildformen", sagt Jens Leon, Leiter des Forschungsbereichs Pflanzenzüchtung an der Bonner Universität. "Es ist deshalb interessant, nach neuen Genotypen - also Sorten, die entsprechende genetische Eigenschaften haben - zu suchen, die besser mit diesen Stresssituationen, wie Dürren, umgehen können."
Also versuchen Leon und seine Forscherkollegen weltweit, eher hart gesottene Wildlinien mit hochertragreichen Kulturlinien zu kreuzen. Dabei sollen dann neue Sorten herauskommen, die möglichst beides können: Eine Trockenperiode überstehen und am Ende doch auch Früchte liefern. Leon und seine Forscherkollegen in Bonn, suchen dabei ganz gezielt nach den dafür wichtigen genetischen Mechanismen in den Pflanzen. "Unser Ziel wäre es, diese Mechanismen kennen zu lernen. Und wenn wir sie kennen, können wir mit Hilfe von DNA-Markern, also DNA-Abschnitten, die wir sehr gut untersuchen können, die Beziehungen zwischen diesen Genregionen und den Merkmalen der Ausprägung der Pflanze feststellen", erklärt der Forscher.
Haben die Agrarwissenschaftler ihre Kandidaten einmal identifiziert, geht es ans Werk. "Dann können wir auf ganz klassischem Wege Eltern identifizieren, die dann vielleicht eine Salztoleranz aufweisen und die dann mit anderen Eltern zu kreuzen, die besser an den Standort angepasst sind und die auch eine hohe Qualität und ein hohes Ertragsniveau haben", sagt Leon. "So können wir Mechanismen aus Wildformen nutzen, die vielleicht nur 20 Prozent der Leistungsfähigkeit haben."
Pflanzenzucht braucht langen Atem
In der Praxis ist das allerdings ziemliche Fleißarbeit. Nicht immer weiß man, was dazu führt, dass eine Pflanzenlinie sich gut, die andere dagegen schlecht entwickelt. "Gerade die Bodenheterogenitäten sind ein großes Hindernis bei der Züchtung. Wenn ein Züchter 10.000 Linien anbaut und glaubt, sein Boden sei homogen, täuscht er sich schnell - er ist es in der Regel nicht", sagt sein Forscherkollege Heiner Goldbach vom Bereich Pflanzenernährung. "Und wenn der Boden schön eben und homogen aussieht, kann es sein, dass der Züchter sagt: Die eine Linie sieht besser aus, sie muss besser sein. Dabei liegt das bessere Wachstum nur an unterschiedlichen Bodeneigenschaften."
Daher versuchen die Forscher, so viele Erkenntnisse über Einflussfaktoren wie möglich in ihre Züchtungen hineinzubringen. "Sensoren sollen dazu verhelfen, dass die Beobachtungen, die der Züchter macht, objektiver werden", sagt Goldbach, "Wir wollen auch Eigenschaften beobachten, die der Züchter mit bloßem Auge einfach nicht erfassen kann, etwa Prozesse die in der Photosynthese stattfinden".
Sensoren im Feldeinsatz
04:14
Viele Faktoren ergeben ein Bild
Solche Prozesse lassen sich etwa durch den Chlorophyllgehalt der Blätter ermitteln. Auch können Sensoren die Auswirkungen von Schädlingsbefall oder Nahrungsmittelangebot herausfinden. Und um ein möglichst vollständiges Bild zu bekommen, brauchen die Züchter Daten von sehr vielen Sensoren - erst dann entsteht ein umfassendes Bild.
"Jeder Sensor hat seine Vor- und Nachteile" sagt Goldbach. "Er kann bestimmte Sachen erfassen und andere nicht. Und die Idee ist, Kombinationen zu suchen, die mehr an Informationen liefern." Also werden die Ergebnisse mehrerer Sensoren so übereinandergelegt, dass daraus erkennbar wird, welche der vielen Variablen ursächlich für das bessere oder schlechtere Pflanzenwachstum ist.
Am Ende muss sich allerdings jede Zuchtlinie immer im wirklichen Leben beweisen: Im harten Einsatz auf dem Feld. Erst dann kann sich zeigen, ob sie wirklich mit Trockenheit oder anderen Widrigkeiten gut klar kommt und damit den Menschen ermöglicht, ihre Landwirtschaft auch nach Dürren noch weiterzuführen.