Der Internationale Sportgerichtshof CAS entscheidet über die Europapokalsperre der UEFA für Manchester City. Das Urteil könnte weitreichende Folgen für den gesamten europäischen Fußball haben. Worum geht es genau?
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Der Premier-League-Klub Manchester City war am 14. Februar 2020 von der UEFA aufgrund von "schwerwiegenden Verstößen" gegen das Financial Fairplay von allen europäischen Wettbewerben der kommenden beiden Spielzeiten ausgeschlossen worden. Daneben wurde eine Geldstrafe in Höhe von rund 30 Millionen Euro gegen den Klub von Star-Coach Pep Guardiola verhängt. Die laufende Champions-League-Saison ist davon nicht betroffen. City hatte im Achtelfinal-Hinspiel mit 2:1 bei Real Madrid gewonnen, bevor die Corona-Krise für eine Unterbrechung der Königsklasse gesorgt hatte.
Ausgesprochen wurde die Strafe wegen jahrelangen Finanzbetrugs. Das unabhängige Finanzkontrollgremium der UEFA wirft dem amtierenden englischen Meister vor, Sponsoreneinkünfte weit über Gebühr bewertet und damit bewusst getäuscht zu haben. Die Verantwortlichen des Vereins gingen gegen den zweijährigen Ausschluss aus dem Europapokal vor und legten Einspruch ein. Dieser wird nun in Lausanne vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) verhandelt. Das Urteil wird Signalwirkung auf den europäischen Fußball haben. Es wird zeigen, ob die Financial-Fairplay-Regularien der UEFA nun endlich eine echte Waffe gegen finanzielle Ungerechtigkeit im Fußballgeschäft sind oder lediglich ein stumpfes Schwert.
Was werfen die UEFA-Finanzkontrolleure Man City konkret vor?
Der Verein soll bewusst getäuscht haben, um die Regeln des Financial Fairplay zu umgehen. Nach Ansicht der UEFA hat Manchester City zwischen 2012 und 2016 Gelder aus Abu Dhabi als Sponsoreneinkünfte deklariert, die in Wirklichkeit vom Haupteigner des Klubs, Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, gezahlt wurden. Darunter sollen auch Zahlungen von Etihad Airways gewesen sein. Die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate ist Hauptsponsor von Manchester City.
Wie verteidigt sich der Klub?
Der Klub bestreitet die Anschuldigungen und stellt sich als Opfer einer Kampagne dar. Der Fall sei "von der UEFA initiiert, von der UEFA verfolgt und von der UEFA beurteilt" worden, heißt es. City-Geschäftsführer Ferran Soriano erklärte, die Vorwürfe seien "einfach nicht wahr". "Die Finanzkontrollkammer vertraut eher auf gestohlene und aus dem Kontext gerissene Emails, als auf all die anderen Beweise, die wir geliefert haben", sagt Soriano und versicherte den Fans in einem Interview des Klubs, man werde "alles tun, was möglich ist", um die Unschuld zu beweisen.
Wann ist mit einem Urteil zu rechnen?
Für die Anhörung in Lausanne, die per Videoschalte stattfindet, sind drei Tage angesetzt. Im Anschluss daran wird sich das dreiköpfige Schiedsgericht beraten. Mit einer schnellen Entscheidung ist nach Angaben einer CAS-Sprecherin nicht zu rechnen. Britische Medien spekulierten, dass es bis zu einem Urteil Monate dauern könnte.
Welche Folgen hätte eine Bestätigung der Sperre?
Sollte der CAS die UEFA-Sperre bestätigen, wäre Manchester City endgültig für zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Für den Klub wäre das ein Debakel. Trainer Pep Guardiola versicherte zwar, er wolle auch dann in Manchester bleiben. Doch aus finanziellen Gründen wäre City wohl gezwungen, die Kosten erheblich zu senken, da die lukrativen Einnahmen aus der Champions League wegfielen.
Einige Spieler, darunter Topstars wie Kevin De Bruyne, würden den Verein dann vermutlich verlassen. "Zwei Jahre sind eine lange Zeit, ein Jahr ist etwas, mit dem ich leben könnte", sagte der ehemalige Bundesligaprofi zuletzt im Interview mit der belgischen Tageszeitung "Het Laatste Nieuws".
Hätte die Sperre Auswirkungen auf die Premier League?
Da Manchester City die Premier-League-Saison voraussichtlich nicht schlechter als auf Tabellenplatz vier beenden wird, würde sich der Fünftplatzierte für die Champions League qualifizieren. Der Tabellensechste würde dann an der Europa League teilnehmen.
Welche Bedeutung hat die CAS-Entscheidung für die UEFA?
Die Entscheidung der Richter in Lausanne ist richtungsweisend für den gesamten europäischen Fußball. Sollte die UEFA eine Niederlage kassieren und die von den Finanzkontrolleuren ausgesprochene Entscheidung würde gekippt, wäre das ein erheblicher Schaden für die Autorität des europäischen Fußballverbands. Die UEFA wurde bereits in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, die eigenen Regeln - darunter das Financial Fair Play - nicht konsequent durchzusetzen. Eine Aufhebung der gegen Manchester City verhängten Europapokal-Sperre würde die Wirksamkeit der UEFA-Finanzregeln erneut infrage stellen.
Diese zehn Fußball-Klubs machen den größten Umsatz
Erstmals führt der FC Barcelona die Rangliste der umsatzstärksten Fußballvereine an. In der jährlich von Deloitte herausgegebenen Geldrangliste des Fußballs lösen die Katalanen ihren Erzrivalen an der Spitze ab.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Monfort
FC Barcelona - 840,8 Millionen Euro
Zum ersten Mal ist Barça die Nummer eins der Geldrangliste und bricht dabei einen Rekord: Mehr als 800 Millionen hat bislang noch kein Klub umgesetzt. Die Umsatzsteigerung im Vergleich zu 2019 beträgt mehr als 150 Millionen. Der Grund: Der Klub kümmert sich nun selbst um Merchandising und Lizenzierung. Barças größter Wert ist und bleibt aber Superstar Lionel Messi (l.), und der ist unverkäuflich.
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Real Madrid - 757,3 Millionen Euro
Auf Rang zwei wurde Erzrivale Real Madrid verdrängt, der sportlich ein eher durchwachsenes Jahr erlebte. Die "Königlichen" steigerten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr (750,9 Millionen) nur um 0,99 Prozent. 2020 könnte sich das aber wieder ändern: Spaniens Rekordmeister will ein paar neue Stars verpflichten, unter anderem sollen Paul Pogba und Kylian Mbappé auf dem Wunschzettel stehen.
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Manchester United - 711,5 Millionen Euro
Genau wie im Vorjahr auf Rang drei bleibt Manchester United. Die "Red Devils" hatten das Deloitte-Ranking vor zwei Jahren noch angeführt. Zwar weisen die Engländer einen Rückstand auf die beiden spanischen Top-Teams auf, doch hat United, das im Besitz der Glaser-Familie ist, seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Millionen gesteigert.
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FC Bayern München - 660,1 Millionen Euro
Ein gut bestelltes Feld hat Ex-Präsident Uli Hoeneß (r.) seinem Nachfolger an der Spitze des FC Bayern, Herbert Hainer (l.), überlassen. Die Bayern steigerten ihren Umsatz noch einmal um 31 Millionen und halten Rang vier. Das ist insofern bemerkenswert, als die Münchener bei den Fernsehgeldern deutlich weniger verdienen als ihre Konkurrenz aus Spanien und England.
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Paris St. Germain - 635,9 Millionen Euro
Seit über acht Jahren wird der französische Hauptstadtklub von der katarischen Investorengruppe QSI finanziert. Etliche hundert Millionen haben die Kataris seitdem in den Verein gesteckt, Stars gekauft - beispielsweise Brasiliens Nationalhelden Neymar (r.) - und Top-Trainer verpflichtet. Das große Ziel, der Gewinn der Champions League, wurde bislang aber noch nicht erreicht.
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Manchester City - 610,6 Millionen Euro
Den Traum vom Titel in der Königsklasse hegt auch ein anderer Klub, dessen Geldgeber aus dem Nahen Osten kommen. Seit die Abu Dhabi United Group im Jahr 2007 bei den "Citizens" - vorher eher eine graue Maus - eingestiegen ist, holte man immerhin vier Mal den Titel in der Premier League. Unter Pep Guardiola, der City seit 2016 trainiert, soll es demnächst aber auch in der Champions League klappen.
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FC Liverpool - 604,7 Millionen Euro
National steht Manchester City derzeit klar im Schatten von Champions-League-Sieger Liverpool. Anders als bei Guardiola und Co. wartet bei den "Reds" alles auf die erste Meisterschaft seit 30 Jahren. Sollte es mit dem lange ersehnten Titel klappen, dürfte sich der Umsatz wohl nochmal steigern - schon wegen der Bronzestatue mit der man Trainer Jürgen Klopp vor dem Stadion wohl verewigen würde.
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Tottenham Hotspur - 521,1 Millionen Euro
Bei den Nord-Londonern ist es vor allem das neu hergerichtete Stadion an der Whitehart Lane, das in der Bilanz zu Buche schlägt. Die Spurs haben sich dadurch im Deloitte-Ranking zwei Plätze nach oben geschoben und unter anderem den Lokalrivalen FC Arsenal überholt - eine Rochade, die übrigens auch zum sportlichen Erfolg passt: Tottenham hat die Saison seit 2017 stets vor den "Gunners" beendet.
Immer noch in den Top Ten bewegt sich der Klub aus dem noblen Londoner Stadtteil Chelsea. Der Verein gehört nach wie vor dem russischen Milliardär Roman Abramowitsch, doch scheint dessen ganz heiße Liebe zu seinem "Spielzeug" ein wenig erkaltet zu sein. Größter Posten auf dem Transfermarkt war diesmal nicht ein Ein- sondern ein Verkauf: Eden Hazard wechselte für 100 Millionen zu Real Madrid.
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Juventus Turin - 459,7 Millionen Euro
Italiens Rekordmeister ist hat sich an Arsenal vorbei auf den zehnten Rang geschoben, weil man 14,1 Millionen mehr umgesetzt hat als die Londoner. Ob es am Gehalt von Superstar Ronaldo lag? Auch Neuzugänge wie Matthijs de Ligt haben Geld gekostet. Vor allem aber ist Juve, anders als Arsenal, stets in der Champions League vertreten - und da fließt deutlich mehr Geld als in der Europa League.