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Politik

Macerata in Angst und Schrecken

3. Februar 2018

In der mittelitalienischen Stadt Macerata hat ein Mann auf Menschen geschossen und mindestens sechs afrikanische Migranten verletzt. Hatte er rassistische Gründe für seine Tat?

Italien Schießerei in Macerata
Rettungssanitäter versorgen einen Verletzten in MacerataBild: picture-alliance/ANSA/G. Picchio

Alle Verletzten seien ausländischer Nationalität, teilte die Polizei über Twitter mit und vermeldete kurz darauf die Festnahme des mutmaßlichen Schützen. Ob der Mann gezielt auf Ausländer geschossen hat, ist noch unklar. Bei dem Verdächtigen handelt es sich laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa um einen 28-jährigen Italiener.

Wie die Zeitung "La Repubblica" und Ansa berichten, wurde der Verdächtige gefasst, als er einen faschistischen Gruß vor einem Denkmal für gefallene Soldaten gezeigt habe. Zuvor habe er sich in eine italienische Flagge gehüllt. Der Verdächtige war nach Angaben der regierenden Demokratischen Partei bei den Kommunalwahlen vergangenes Jahr als Kandidat der rechten Lega Nord angetreten. Bei seiner Festnahme habe er keinen Widerstand geleistet. Im Auto fanden die Carabinieri eine Pistole.

Leere Patronenhülse am Tatort Bild: picture-alliance/AP Photo/G. Picchio

Behörden hatten Bürger gewarnt

Der Täter hatte unter anderem in der Nähe des Bahnhofs der Provinzhauptstadt in den Marken aus seinem Wagen gefeuert. Nach Medienberichten wurden sieben Personen verletzt. Sie kamen ins Krankenhaus.

In den Stunden vor dem Zwischenfall  waren an mehreren Orten in Macerata, einer Stadt mit mehr als 42.000 Einwohnern, Schüsse gefallen. Die Gemeinde und die Polizei hatten die Bürger deshalb aufgerufen, Häuser, Büros und Schulen nicht zu verlassen. Diese Warnung wurde nach der Festnahme aufgehoben.

Der Lega-Nord-Vorsitzende, Matteo Salvini, distanzierte sich von der Schießerei, machte aber zugleich eine uneingeschränkte Einwanderung für soziale Konflikte verantwortlich. Zuvor hatte Salvini der Mitte-Links-Regierung eine Mitverantwortung für den gewaltsamen Tod einer 18-jährigen Italienerin vor wenigen Tagen vorgeworfen, weil die Regierung Migranten den Aufenthalt im Land erlaube. Nachdem die zerstückelte Leiche in zwei Koffern entdeckt worden war, wurde ein aus Nigeria stammender Mann im Zusammenhang mit dem Tod der Frau in Untersuchungshaft genommen. Der Asylantrag des Nigerianers war Zeitungen zufolge vergangenes Jahr abgelehnt worden. Er hielt sich aber weiter in Macerata auf, um gegen die Entscheidung vorzugehen.

Die Schießerei könnte den Wahlkampf vor der in vier Wochen anstehenden Parlamentswahl anheizen. Das in Umfragen führende Mitte-Rechts-Bündnis, zu dem auch die Lega Nord gehört, tritt für ein hartes Vorgehen gegen Migranten ein und hat für den Fall seines Wahlsiegs Massenausweisungen angekündigt.

uh/sam (dpa, afp, rtr)