Beim Testspiel der Fußball-Nationalmannschaft gegen Argentinien wird Marc-André ter Stegen das Tor hüten. Vor der Partie sind Bundestrainer Joachim Löw und der Torwart selbst bemüht, die Diskussion zu beruhigen.
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"Mit Manu arbeite ich schon so viele Jahre zusammen. Er ist mein Kapitän", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor dem Testländerspiel am Mittwoch gegen Argentinien (Anstoß 20.45 Uhr MESZ, ab 20.30 im DW-Audio-Livestream). Bei der Partie in Dortmund wird jedoch nicht Manuel Neuer, sondern Marc-André ter Stegen zwischen den Pfosten stehen. Löws Aussage zu Neuer machte klar, dass er nicht daran denkt, an dessen Status als Nummer eins im deutschen Tor zu rütteln.
"Für mich ist das im Moment das allerkleinste Problem", sagte Löw. "Selbst dahinter haben wir mit Bernd Leno, der bei Arsenal sehr gut spielt, oder Kevin Trapp zwei weitere sehr gute Torhüter - und mit Alexander Nübel einen jungen Torwart, der einen sehr guten Eindruck macht. Das ist überhaupt keine Baustelle." Er habe Verständnis dafür, so Löw, dass ter Stegen sich mit der Situation manchmal schwer tue, "denn er spielt beim FC Barcelona auf höchstem Niveau, bei einer der besten Mannschaften, die es gibt. Aber die Situation ist klar." Auch für Marc-André ter Stegen.
Ter Stegen: "Keine Aussetzer" im Verhältnis zu Neuer
"Der Bundestrainer hat seine Aussage gemacht", sagte der 27 Jahre alte Torwart des spanischen Renommierklubs FC Barcelona. "Für mich geht es darum, bestmögliche Leistungen zu zeigen und ihm die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen. Ich bin nicht derjenige, der entscheidet." Ter Stegen war hörbar bemüht, nach den Attacken von Uli Hoeneß - der Noch-Präsident des FC Bayern hatte dem DFB sogar gedroht, keine Münchener Spieler mehr abzustellen, sollte Löw die Nummer eins Neuer durch ter Stegen ersetzen - kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen: "Ich habe gut daran getan, mich in den letzten Wochen auf den Fußball zu konzentrieren. Alles was danach gesagt wurde, war ein Wort zu viel."
Er habe ein gutes Verhältnis zu Manuel Neuer, beteuerte Ter Stegen. "Wir haben keine großartigen Aussetzer, ganz im Gegenteil. Wir gehen absolut professionell mit der Situation um." Im Prestigeduell gegen Argentinien, den Gegner Deutschlands im WM-Finale 2014, erhält der Ex-Gladbacher nun endlich seine Chance, Werbung in eigener Sache zu machen. Er bedauere, dass Lionel Messi nicht für die Argentinier spielen dürfe. Der 32 Jahre alte Superstar war für drei Monate gesperrt worden, nachdem er den südamerikanischen Fußball-Dachverband Conmebol heftig kritisiert hatte. "Für mich und ihn wäre es schön gewesen, einmal gegeneinander zu spielen", sagte Ter Stegen über das nicht zustande gekommene Duell mit seinem Vereinskollegen Messi und fügte lachend hinzu: "Aber manchmal ist es auch gut, wenn es nicht passiert."
Stark und Waldschmidt in der Startelf
Bundestrainer Löw muss beim Spiel gegen Argentinien auf insgesamt 13 Spieler verzichten, die verletzt sind oder sich krank gemeldet haben. "So viele Absagen hat es in der Vergangenheit selten oder noch nie gegeben", sagte Löw.
Er kündigte an, dass mit Hertha-Verteidiger Niklas Stark und Freiburgs Stürmer Luca Waldschmidt gleich zwei Spieler ihr Startelf-Debüt in der Nationalmannschaft geben würden. Um den Auftritt von Marc-André ter Stegen im Tor macht sich der Bundestrainer keine Sorgen: "Auf Mark ist absolut Verlass, er ist auf höchstem Niveau." Auch wenn er für Löw nur die Nummer 1b ist.
Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen sind übrigens nicht die ersten Torhüter, die sich um den begehrten Platz zwischen Deutschlands Pfosten streiten.
Das ewige Duell ums deutsche Tor
Die Besetzung der Torhüterposition im DFB-Team ist eine heikle Angelegenheit. Nicht erst seit Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen wird um den Status der Nummer eins gestritten - gerne auch neben dem Platz.
Bild: picture-alliance/N. Schmidt
Hans Tilkowski & Wolfgang Fahrian
Ist es denn zu glauben? Vor der WM 1962 rechnet Hans Tilkowski (Foto) fest damit, beim Turnier in Chile Nummer eins im DFB-Tor zu sein, doch Sepp Herberger entscheidet sich einen Tag vor dem ersten WM-Spiel für Zweitliga-Keeper Wolfgang Fahrian. Tilkowski schäumt, will sofort abreisen und zerlegt in seinem Zimmer das Mobiliar. Er selbst behauptet, es sei nur ein Stuhl gewesen, der im Weg stand.
Bild: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Sepp Maier & Norbert Nigbur
In den 70er Jahren ist die Position im DFB-Tor zementiert: Bayern-Keeper Sepp Maier (l.) hält konstant gut und hat mit Franz Beckenbauer einen starken Fürsprecher. Schalkes Norbert Nigbur (r.) sagt 1975 trotzdem: "Er wird mir nicht verdenken, dass ich, zumal ich bedeutend jünger bin als er, Nationaltorwart werden will." Maiers Antwort: "An mich kommt keiner heran, es gibt nur einen Sepp Maier."
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Sepp Maier & Wolfgang Kleff
Nervöser reagiert Maier zuvor auf Gladbachs Nummer eins, Wolfgang Kleff (Foto). Als Maier in der Bundesliga gegen Schalke fünf Tore kassiert, schiebt er es darauf, dass die Presse Kleff so gelobt habe und er sich darüber Gedanken mache. Kleff kommt dennoch nur auf vier Länderspiele. Sein Lieblingswitz: "Sepp Maier hat seinen Dackel erschlagen. Warum? Weil er dauernd "Kleff! Kleff!" gemacht hat."
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Harald Schumacher & Uli Stein
1986 läuft es weniger humorvoll: Teamchef Franz Beckenbauer (r.) sagt HSV-Torhüter Uli Stein (l.), er sei zwar der beste Torhüter der Welt, könne bei der WM aber dennoch nicht spielen. Stein vermutet Sponsor Adidas dahinter, der sowohl einen Vertrag mit dem DFB, als auch mit Beckenbauer und der Nummer eins, Harald Schumacher (2.v.r.), hat. Stein beschimpft Beckenbauer daraufhin als "Suppenkasper".
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Harald Schumacher & Uli Stein
In der Pause des ersten WM-Spiels provoziert Stein halbnackt mit einem Sonnenbad. Schumacher schreibt in seinen Memoiren: "Er schien auf den Hitzschlag zu warten. Verantwortungslos! Wer hätte für mich ins Tor gehen können?" Als Stein die Nachtruhe nicht einhält und mit Mitspielern um die Häuser zieht, reicht es dem DFB. Stein wird vorzeitig nach Hause geschickt - gegen Beckenbauers Willen.
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Eike Immel & Bodo Illgner
Nachdem auch Schumacher wegen einer Buchveröffentlichung 1987 beim DFB in Ungnade fällt, wird Eike Immel (l.) neue Nummer eins. Bei der EM 1988 kann er das Halbfinal-Aus gegen die Niederlande nicht verhindern. Als Teamchef Beckenbauer danach auch dem jungen Bodo Illgner (r.) mal eine Chance gibt, tritt Immel beleidigt aus dem DFB-Team zurück. Illgner ist nun Nummer eins und wird 1990 Weltmeister.
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Oliver Kahn & Andreas Köpke
"Berti Vogts weiß genau, dass ich nicht zur ewigen Nummer zwei tauge. Bei der WM 1998 will ich spielen", so lautet die Ansage des damals schon 29-Jährigen Oliver Kahn (l.), der sein Reservisten-Dasein satt hat. Aber Vogts setzt weiter auf Andreas Köpke (r.). Erst nach der WM wird Kahn zur deutschen Nummer eins und bleibt es für die nächsten acht Jahre. Ab Januar 2002 ist er sogar Kapitän.
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Oliver Kahn & Jens Lehmann
Ausgerechnet bei der Heim-WM 2006, bei der Kahn (l.) sich zum Weltmeister krönen will, setzt Jürgen Klinsmann dem "Titanen" Konkurrent Jens Lehmann (r.) vor die Nase. Kahn ist zwar sauer, zeigt aber Größe, als er dem Widersacher vor dem Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien Glück wünscht. Später - die DFB-Elf wird Dritter - meckert Kahn: "Mit mir wären wir Weltmeister geworden."
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Manuel Neuer & Marc-André ter Stegen
Zuletzt kriselt es zwischen Manuel Neuer (l.) und Marc-André ter Stegen (r.). Ter Stegen beklagt sich nach der Länderspielpause im September öffentlich über seine Rolle als Nummer zwei. In den beiden Partien gegen die Niederlande und Nordirland auf der Bank zu sitzen, sei "ein harter Schlag" gewesen. Eine Aussage, die jede Menge - teils heftige - Reaktionen hervorruft.
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Manuel Neuer & Marc-André ter Stegen
Bayern-Präsident Uli Hoeneß springt seinem Torwart bei und teilt kräftig aus: Er erwarte vom DFB, "dass man den Herrn ter Stegen schon mal in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht", mault Hoeneß und droht Konsequenzen an, sollte es einen Wechsel im DFB-Tor geben. "Bevor das stattfindet, werden wir keine Nationalspieler mehr abstellen." Später relativiert er diese Aussage.
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Manuel Neuer & Marc-André ter Stegen
Bundestrainer Joachim Löw sagt zum Hoeneß-Ausbruch nur, dass er sich davon nicht beeinflussen lasse. Gegen Argentinien steht ter Stegen im Tor, aber es sei klar, "dass Manuel Neuer mit Blick auf die EM unser Kapitän und somit auch unsere Nummer eins ist - wenn nichts Außergewöhnliches passiert". Auch ter Stegen gibt sich zahm und verspricht: "Wir werden uns unterstützen." Fortsetzung folgt..!?