In bestimmten Gehirnbereichen bildet sich bei Jugendlichen nach dem Kiffen mehr Graue Substanz - besonders im Hippocampus und dem Kleinhirn. Aber: Ist das auch gut fürs Denken oder eher schlecht?
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"Graue Zellen" gelten im Volksmund als etwas Gutes: ein Ausdruck der Denkfähigkeit und Intelligenz. Doch nicht immer muss es auch gesund sein, wenn die Menge der sogenannten Grauen Substanz (GS) im Gehirn zunimmt.
Das passiert nämlich bei heranwachsenden Jugendlichen, die kiffen – selbst, wenn sie es nur selten tun. Ein Forscherteam aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Österreich hat diese Entdeckung am 14. Januar 2019 im Journal of Neuroscience publiziert.
Das Team um Catherine Orr von der Abteilung für Psychiatrie und Psychologie an der US-amerikanischen Universität Vermont fand heraus, dass bereits sehr geringer Cannabis-Konsum bei Jugendlichen messbare Veränderungen im Gehirn bewirkt. Bis zum Ende der Pubertät befindet sich das Gehirn noch in der Wachstumsphase und reagiert daher besonders empfindlich auf den Wirkstoff Tetrahydrocannabiol (THC), der beim Kiffen den Rauschzustand auslöst.
Die Forscher hatten Hirnscans von 92 Jugendlichen im Alter von 14 Jahren verglichen. Die Hälfte der Probanden hatten bereits Erfahrungen mit Marihuana oder Haschisch gemacht, die andere Hälfte nicht.
Die Wissenschaftler nutzten dazu die sogenannte "voxel-basierte Morphometrie". Das heißt: Sie nutzten Aufnahmen aus einem Magnetresonanztomographen (MRT), um bestimmte Parameter im Gehirn quantitativ zu erfassen.
Dabei kam heraus, dass die Graue Substanz bei denen, die nur ein- oder zweimal gekifft hatten, an Volumen gewachsen war, und zwar im Hippocampus und im Kleinhirn. Diese Bereiche bringen Neurologen üblicherweise mit dem Endocannabinoid-System in Zusammenhang. Das ist also der Bereich des Signalsystems, an dem die Wirkstoffe des Cannabis ansetzen.
Graue Substanz - das Zentrum unseres Nervensystems
Als Graue Substanz bezeichnen Mediziner insbesondere die Nervenzellkörper und Kerngebiete des zentralen Nervensystems. Die Weiße Substanz hingegen besteht vor allem aus den Leitungsbahnen für die Übertragung der Informationen. Das sind etwa die Nervenfasern und Nervenzellfortsätze.
Die farbliche Bezeichnung der unterschiedlichen Bereiche der Nervenzellen stammt daher, dass die jeweiligen Materialien sich entsprechend grau oder weiß verfärben, wenn sie in Formalin eingelegt werden. Die Lösung dient zur Desinfektion und Konservierung eiweißhaltiger biologischer Präparate.
Wenig Grundlagenforschung mit kiffenden Minderjährigen
Ob die Zunahme der Grauen Substanz nun als nützlich oder eher schädlich zu werten ist, dazu wollten sich die Forscher nicht festlegen. Jedenfalls sei Vorsicht bei der Interpretation der Daten angebracht. Fest steht: Unter den Cannabis-konsumierenden Heranwachsenden beobachten Ärzte eine erhöhte Anzahl von Angststörungen.
Zwischen 30 und 40 Prozent der Heranwachsenden in den Industriestaaten wie Deutschland und den USA machen noch vor Abschluss der Mittelschule erste Erfahrungen mit Cannabis.
Die Mediziner gehen davon aus, dass dies langfristige Auswirkungen auf das Nervensystem hat. Allerdings gibt es nur wenige Studien über Jugendliche, die nur sporadisch Cannabis konsumieren. Die meisten wissenschaftlichen Studien beschäftigen sich mit Erwachsenen, die über viele Jahre Cannabis intensiv genutzt haben.
Eichhörnchen: Planung der Nuss-Verstecke vergrößert das Gehirn
Herbst bedeutet für Eichhörnchen: Wintervorräte anlegen. Und das hat eine Menge mit Arbeit und Organisation zu tun. Bei einigen der quirligen Waldbewohner führt das sogar zu einer physischen Veränderung des Gehirns.
Bild: Florian Möllers
Flinke Kletterer mit enormer Sprungkraft
Eichhörnchen sind die Könige der Bäume. Ihr auffälliger buschiger Schwanz dient als Steuer- und Balanceruder bei waghalsigen Sprüngen von Baum zu Baum. Zudem ermöglicht die außergewöhnliche Anatomie der Sprunggelenke eine 180-Grad-Drehung der Füße nach hinten, für das schnelle kopfabwärts klettern an Baumstämmen.
Bild: picture-alliance/imagebroker/K. Prönnecke
Vielfältiger Speiseplan
Das Essensangebot für die kleinen Nagetiere variiert je nach Jahreszeit: Sind es im Frühjahr frische Knospen und junge Triebe und Samen, so ist das Buffet im Sommer und Herbst reichlich mit leckeren Früchten, Nüssen, Pilzen und Beeren bestückt. Aber auch in der kalten Jahreszeit müssen Eichhörnchen fressen, schließlich halten sie keinen Winterschlaf.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Mühsames Sammeln und Verstecken
Deshalb müssen die Nager im Herbst einen großen Vorrat an Nahrung ansammeln. Bei der Nuss-Suche und Lagerung muss einiges beachtet werden: Wo ist das perfekte Versteck, das am Ende auch wiederauffindbar ist? Welche Nuss entspricht den Qualitätskriterien, um überhaupt versteckt zu werden? Dies erfordert eine hohe Denkleistung von Eichhörnchen während der herbstlichen Sammelaktion.
Bild: picture-alliance/imagebroker/T. Hinsche
Viel Nuss, viel Hirn?
Forscher der amerikanischen Universität Berkeley fanden nun heraus, dass einige Eichhörnchen im Herbst so sehr an Nüsse und deren Lagerung denken, dass ihr Gehirn in dieser Jahreszeit um einiges größer ist als im restlichen Jahr.
Bild: Florian Möllers
Jede Menge Nuss-Verstecke
Vor allem bei den Grauen Hörnchen zeigt sich die Vergrößerung des Gehirns: Sie vergraben ihren Vorrat weit verstreut in ihrem Revier und haben somit zahlreiche Verstecke, die sie sich merken müssen. Rote Eichhörnchen hingegen verbuddeln ihre Leckereien eher punktweise - und verteidigen den Vorrat anschließend vor möglichen Futterdieben.
Bild: Imago/Eibner
Qualitätskontrolle wie am Fließband
Doch nicht nur der richtige Lagerort ist ein wichtiges Kriterium für den winterlichen Vorrat – auch die Qualität der Nuss muss stimmen: Die Forscher gehen davon aus, dass Eichhörnchen mithilfe einer bestimmten Kopfbewegung das Gewicht einer Nuss checken und mit ihren feinen Pfoten die Frische und den Zustand der Schale prüfen. In mühsamer Präzision wird so jede einzelne Nuss untersucht.
Bild: picture-alliance/Pacific Press/Z. Wanchang
Wiederfinden durch mentale Karten
Beim Wiederfinden hilft nicht nur der Geruchssinn: Forscher fanden heraus, dass die Nager in weiser Voraussicht die Nuss-Arten sortiert voneinander vergraben. Dadurch können sich die Nager besser an die Verstecke erinnern - und das hilft beim Überleben. Denn je schneller ein Eichhörnchen seinen Vorrat wiederfindet, umso flinker kann es sich wieder zurück in sein warmes und sicheres Nest begeben.
Bild: picture-alliance/imagebroker/M. Walch
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Diese Sportarten schaden dem Gehirn
Eigentlich ist Sport gesund. Doch jahrelange Überbelastungen können zu bleibenden Schäden führen. Besonders schlimm ist es, wenn das Gehirn leidet. Durch Schläge, Stöße, gewaltige Erschütterungen.
Bild: picture alliance/dpa Marcus Brandt
Wrestling
Wrestling ist nicht nur Show. Denn sicher ist: Die Gehirne einiger Wrestler sind dank wiederholter Kopfverletzungen ernsthaft geschädigt. Als der kanadische Wrestler Chris Benoit sich im Alter von 40 Jahren selbst erschoss, fanden Ärzte heraus, dass sein Gehirn dem eines 85-jährigen Alzheimer-Patienten glich.
Ärzte haben sogar einen Namen für diese Krankheit: chronisch traumatische Enzephalopathie oder einfach Boxer-Syndrom. Und es bedeutet: Ständige Stöße gegen den Kopf verändern das Gehirn - zum Schlechteren. Die Folge sind Gedächtnisverlust, Sprachschwierigkeiten, Selbstmordgedanken und schließlich Demenz. Die Krankheit wurde zunächst bei professionellen Boxern entdeckt, daher der Name.
Bild: picture alliance/dpa Marcus Brandt
American-Football
Das Boxer-Syndrom trifft nicht nur Boxer. Vor allem bei American-Football-Spielern ist die Krankheit häufig. Laut der Fachzeitschrift "Science", erleidet der durchschnittliche National Football League-Spieler im Laufe einer Spielsaison über 600 Stöße auf seinen Kopf. Selbst die hartschaligen Helme können die Stöße nicht komplett abfangen.
Bild: picture alliance/dpa/Drago Prvulovic
Helme schützen (ein wenig)
Die National Football League stritt viele Jahre ab, dass ihre Spieler vom Boxer-Syndrom betroffen sein könnten. Inzwischen hat sie eingelenkt und auch ein paar Spielregeln geändert, um Kopf-zu-Kopf-Kollissionen vorzubeugen. Gleichzeitig arbeiten Forscher an Magnet-Einsätzen für Football-Helme. Abstoßende Kräfte sollen einen Zusammenstoß abschwächen, bevor er passiert.
Bild: picture alliance/dpa
Eishockey
Wer Gehirnschäden vermeiden möchte, darf kein Eishockey spielen: Auch bei einigen Hockeyspielern wurde das Boxer-Syndrom bereits diagnostiziert. Egal, ob ein Zusammenstoß gewollt ist oder nur als Unfall passiert: Auf Dauer führen Stöße auf den Kopf zu einer Anhäufung gefährlicher Eiweiße im Gehirn.
Bild: picture-alliance/dpa/The Canadian Press/Jason Franson
Fußball
Es erscheint abwegig, aber ja: Sogar Fußballspieler sind gefährdet - durch ihre Kopfbälle. Die Kräfte, die dabei wirksam werden, scheinen harmlos zu sein im Vergleich zu den gewalttätigen Stößen in einem American-Football- oder Eishockey-Spiel. Aber auch geringe Kräfte können sich mit der Zeit aufsummieren.