Der Freistaat Bayern kann nach Ansicht eines wichtigen EU-Gutachters seine Marke "Neuschwanstein" behalten. Souvenir-Hersteller und Händler wollten keine Lizenzgebühren bezahlen und gingen vor Gericht.
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Der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH), Melchior Wathelet, empfahl am Donnerstag in Luxemburg, eine Klage des Bundesverbandes Souvenir Geschenke Ehrenpreise (BSGE) dagegen zurückzuweisen.
Der Rechtsstreit dauert bereits Jahre. Der BSGE, der Fabrikanten und Händler vertritt, bringt unter anderem das Argument vor, "Neuschwanstein" bezeichne eine geografische Herkunft und sei deshalb nicht als Marke schützbar. EuGH-Generalanwalt Wathelet sieht das anders.Der Verkaufsort einer Ware beschreibe nicht automatisch ihre Eigenschaften, Beschaffenheiten oder sonstigen Merkmale, erklärte er. Der Vertriebsort als solcher weise also nicht auf eine geografische Herkunft hin.
Das erstinstanzliche EU-Gericht hatte die Klage zuvor bereits abgelehnt. Das Schloss sei nicht der Ort, an dem bestimmte Waren hergestellt oder Dienstleistungen erbracht würden - damit sei der Name auch nicht als Herkunftsbezeichnung zu verstehen, urteilten die Richter im Jahr 2016.
Bayern hat sich 2011 den Namen des im 19. Jahrhundert von Ludwig II. erbauten Märchenschlosses als Marke gesichert. Verkauft werden unter anderem T-Shirts, Teekannen und Teller.
Schloss Neuschwanstein - Märchenschloss und Touristenattraktion
Jährlich besuchen 1,5 Millionen Touristen Deutschlands berühmtestes Schloss. Von der Allgäuer Bilderbuchlandschaft bis zum geheimnisumwitterten Märchenkönig Ludwig II. von Bayern - Neuschwanstein muss man gesehen haben!
Bild: picture-alliance/C. Wallberg
Ein Schloss als Mythos
Erbaut auf einem Felsen in Hohenschwangau ist Neuschwanstein zum Inbegriff des idealen Schlosses geworden. Der bayerische König Ludwig II. ließ das Bauwerk 1869 - 1886 nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Ritterburg errichten.
Im Alter von 18 Jahren wurde Ludwig II. König von Bayern. Vor dem strengen Hofzeremoniell und den politischen Intrigen flüchtete sich der junge Monarch in die Musik und in seine fantastischen Baupläne. Den Standort für sein Märchenschloss in Hohenschwangau kannte er seit seiner Kindheit.
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Kindheitsträume
Gegenüber von Neuschwanstein liegt Schloss Hohenschwangau. Ludwig und sein Bruder Otto verbrachten hier die Sommer ihre Kindheit. Das neugotische Bauwerk mit den drei Rundtürmen prägte möglicherweise die architektonischen Vorlieben Ludwigs. So wie Schloss Neuschwanstein sehr viel später, 1955, zum Vorbild für Disney's Dornröschen-Schloss wurde.
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Von Sagen umwoben
Als großer Fan des Komponisten Richard Wagner begeisterte sich Ludwig II. für dessen Opernszenarien gespeist aus germanischen Heldensagen. Für die ersten Entwürfe von Neuschwanstein (Abbildung von 1869) engagierte er den Theatermaler Christian Jank, der das Bühnenbild der Wagner-Oper "Lohengrin" mitgestaltet hatte.
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Räume mit Geschichten
Wie die Wagner-Opern erzählt jeder Raum von Mythen und Helden. Der größte Raum im Schloss ist der Sängersaal (Foto) mit Dekorationen aus "Lohengrin" und "Parsifal". An der Stirnseite ist auch eine Bühne, aber sie wurde nie bespielt. Von Ludwigs geplanten 200 Räumen im Schloss sind nur 14 vollständig fertig gestellt worden.
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Künstliche Grotte
Nach dem Vorbild einer Tropfsteinhöhle schuf der Bühnenbildner August Dirigl diese Grotte im Schloss Neuschwanstein. Sie kann farbig beleuchtet werden und hatte sogar ursprünglich einen echten Wasserfall. Vorbild war die Höhle im Hörselberg aus der Tannhäuser-Sage.
Bild: Bayerische Schlösserverwaltung
Das Schlafgemach des Königs
Ludwigs Bett ist mit filigranem Schnitzwerk verziert. Vier Jahre sollen die Schnitzer daran gearbeitet haben. Motive der Liebestragödie "Tristan und Isolde" bedecken die Wände. Am 12. Juni 1886 wurde Ludwig II. entmündigt und hier festgesetzt. Am Tag danach fand man ihn und seinen Arzt tot am Starnberger See. Die Todesursache ist bis heute unklar.
Bild: Bayerische Schlösserverwaltung
Thronsaal ohne Thron
Inspiriert von der Münchner Allerheiligenhofkirche und byzantinischen Kirchen wie der Hagia Sophia in Istanbul ist der Thronsaal gestaltet. Mit Säulen in Ludwigs Lieblingsfarbe Blau und einem Mosaikboden aus zwei Millionen Teilen. Erst nach dem mysteriösen Tod des Königs wurde der Raum fertig gebaut, aber ein Thron ist nie aufgestellt worden.
Bild: picture-alliance/dpa
Ikone im Stil des Historismus
Viele glauben, dass Neuschwanstein eine typische Mittelalterburg sei. Tatsächlich ist das Schloss eine frei interpretierte Nachbildung historischer Bauwerke wie zum Beispiel der Wartburg in Thüringen. Der Architekturstil wurde später als Historismus bezeichnet. Das Schloss wurde bereits wenige Wochen nach dem tragischen Ende des Märchenkönigs zur Attraktion für Neugierige.
Bild: picture-alliance/imageBROKER/J. Beck
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Ein endgültiges Urteil des EuGH dürfte in einigen Monaten fallen. Die Richter müssen sich nicht an die Empfehlungen des Generalanwalts halten. In der Mehrzahl der Fälle folgen sie ihnen allerdings.