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Politik

Marokko, die WM und Trump

Rim Najmi kk
29. April 2018

Per Twitter hat sich US-Präsident Donald Trump abfällig über die Bewerbung Marokkos zur Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2026 geäußert. Viele Marokkaner sind über den Tweet empört.

USA - Trump droht mit Veto im Haushaltsstreit
Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb

Von den vielen Tweets, die US-Präsident Donald Trump in die Welt lässt, richtete sich am Freitag einer indirekt auch an Marokko. Das Königreich bewirbt sich neben mehreren anderen Ländern um die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2026.

Für Trump ist das eine pure Provokation. Schließlich bemühen sich auch die USA um die Ausrichtung des World Cup. Dass Länder, denen Washington erhebliche Hilfsgelder zukommen lässt, sich ebenfalls um die WM bemühen, in direkter Konkurrenz zu den USA - das ist in Trumps Augen ein Ding der Unmöglichkeit. 

Seinen Unmut tat Trump in einem Tweet indirekt, aber unmissverständlich kund. Zusammen mit Kanada und Mexiko hätten die USA ein starkes Angebot an das WM-Komitee gemacht, so der US-Präsident. "Es wäre eine Schande, wenn Länder, die wir immer unterstützen, nun Lobbyarbeit gegen uns leisteten. Warum sollten wir diese Länder unterstützen, wenn sie uns nicht unterstützen (ebenfalls nicht bei den Vereinten Nationen)?"

"Imperialistische Machtlogik"

In Marokko kommen diese kaum verhüllten Drohungen nicht gut an. "Der amerikanische Präsident handelt, wie man es von imperialistischen Mächten kennt", kommentiert die Generalsekretärin der marokkanischen Sozialisten, Nabila Mounib, Trumps Tweet. "Wir beobachten das in sämtlichen Beziehungen der USA zu den Ländern im Süden der Welt." Letztlich hätten doch alle Länder das Recht, sich um die Ausrichtung der WM zu bewerben.

Politikerin Nabila Mounib: "Keine Angst vor der Logik des Dschungels"Bild: picture alliance/AP Photo/A. Bounhar

"Trump beherrscht die Sprache von Einschüchterung und Drohung, doch wir Marokkaner sollten vor der Logik des Dschungels keine Angst haben", sagt Mounib im Gespräch mit der DW." Wir sollten vielmehr versuchen, eine weltweite, auf Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit gründende Ordnung zu schaffen."

"Mentalität eines Cowboys"

Auch die marokkanische Schauspielerin Latifa Ahrar ist über Trumps Äußerungen empört. "Dieser Tweet gehört in das Reich der psychologischen Kriegsführung", sagt sie im arabischen Fernsehen der Deutschen Welle. "Er erinnert uns an die Mentalität eines Cowboys."

Die Marokkaner sollten aber nicht emotional reagieren, sondern die WM-Bewerbung rational angehen, empfahl sie. "Die Antwort liegt in einer guten Bewerbung", sagte Ahrar, die in der Vergangenheit von konservativen Bewegungen wegen ihrer Auftritte und ihres Kleidungsstil angegriffen worden war. "Es kommt darauf an, auch bei uns manche Einstellungen zu verändern. Dann können wir uns auf die Gäste der WM, die Kultur der anderen und den Geist der Toleranz einlassen", so Ahrar.

Schauspielerin Latifa Ahrar: "Trumps Tweet erinnert an die Mentalität eines Cowboys"Bild: Getty Images/D. Charriau

Ähnlich sehen es auch andere Marokkaner. "Dieser Tweet birgt intellektuellen Terrorismus und eine enorme Überheblichkeit anderen Völkern gegenüber", sagt Murad al-Qadri, Direktor des Hauses der Poesie in Marokko. Er sei über diesen Tweet nicht überrascht, so al-Qadri im Gespräch mit der DW. "Seit Trump an die Macht kam, hat er sich den Rechten anderer Völker gegenüber feindlich gezeigt."

Diskussionen auf Facebook

Viele Marokkaner reagieren auf Trumps Tweet in den sozialen Netzwerken. Die Äußerung des US-Präsidenten deute darauf hin, für wie stark er Marokko insgeheim halte, schreibt ein Nutzer. Ein anderer meint sogar, Trump habe "Angst" vor Marokko.

Andere hingegen sind der Ansicht, Trumps harscher Tweet würde der marokkanischen Bewerbung letztlich nützen. Durch sie gewänne das Land Sympathien und neue Unterstützer, insbesondere aus Afrika und dem Nahen Osten.

Einige fühlen sich an Trumps Äußerung aus dem Januar dieses Jahres erinnert, als er die Heimatländer einiger in den USA lebender Flüchtlinge als "Dreckslöcher" bezeichnet und damit zahlreiche Unmutsbekundungen provoziert hatte. Andere wiederum sehen einen Zusammenhang damit, dass Trump für die Bürger von sechs überwiegend muslimischen Staaten ein Einreiseverbot ausgesprochen hat.

Mit Herzblut zum Erfolg: Die marokkanische Elf gewann die Afrikanische Nationenmeisterschaft 2018Bild: Imago/Xinhua

"Rassismus der weißen gegenüber Afrikanern"

Viele Nutzer tun auch ihren Ärger kund, dass der US-Präsident nun auch im Sport politischen Druck ausübe. Ein Nutzer schreibt auf Facebook, Trumps "Tyrannei" kenne keine Grenzen mehr. "Das beweist den Rassismus der Weißen gegenüber Afrikanern."

Auch in anderen arabischen Ländern äußern sich viele Nutzer kritisch über den Tweet und sprechen Marokko ihre Solidarität aus.

Amerika war im Jahr 1994 Gastgeber der WM, während Marokko noch nie Ausrichter war. Dabei hat sich das Land bereits vier Mal beworben, zuletzt im Jahr 2010. Damals konnte Südafrika die FIFA-Generalversammlung von sich überzeugen. Über die Ausrichtung der Spiele des Jahres 2026 werden deren Vertreter am 13. Juni in Moskau entscheiden.

Fußball und Politik - untrennbar verwoben?

10:25

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