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SportGlobal

Marokko erreicht überraschend Viertelfinale

Ali Farhat
6. Dezember 2022

Marokko hält bei der Fußball-WM in Katar weiterhin die Fahne Afrikas hoch - nach einem Elfmeterkrimi gegen Spanien. Und ein ganzer Kontinent hat mitgefiebert.

Marokkos Torwart Bono pariert im Elfmeterschießen den Elfmeter, den Spaniens Sergio Busquets geschossen hatte.
Marokkos Torwart Bono parierte zwei Elfmeter und wurde damit zum Helden des Elfmeterschießen gegen SpanienBild: Lee Smith/REUTERS

Ganz Afrika jubelt: Beflügelt von 20.000 fanatischen Anhängern hat Marokko überraschend die favorisierten Spanier besiegt und durch ein 3:0 im Elfmeterschießen das Viertelfinale der WM erreicht. Kein einziger Spanier traf nach zuvor torlosen 120 Minuten vom Punkt. Zunächst schoss Pablo Sarabia an den Pfosten, dann scheiterten Carlos Soler und Sergio Busquets am marokkanischen Torwart Bono. Marokko steht damit als vierte afrikanische Mannschaft nach Kamerun, dem Senegal und zuletzt Ghana unter den letzten Acht. Gegner ist am Samstag Portugal oder die Schweiz. Die Fans der Marokkaner feierten den sensationellen Erfolg überschwänglich.

"Ich bin Ägypter, aber ich bin hier, um Marokko zu unterstützen", hatte Gamal der DW bereits vor dem Spiel im Education City Stadium von Doha gesagt. "Marokko ist das letzte arabische Land, das noch im Wettbewerb ist, und auch das letzte afrikanische Land."

Hakim Ziyech, Achraf Hakimi und Co. hatten bei diesem Turnier bereits Geschichte geschrieben, indem sie als erste afrikanische Mannschaft seit Nigeria 1998 eine WM-Gruppe gewonnen hatten - und das vor den vermeintlichen Schwergewichten Kroatien und Belgien. Das hatte nicht nur in Marokko für Begeisterung gesorgt.

"Marokko spielt für alle Afrikaner"

Scheidet eine europäische Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft aus, neigen die Fans meist dazu, den Rest des Turniers nur noch passiv zu verfolgen. Sie interessieren sich dann eher für das Gesamtergebnis, als von Herzen mit einem anderen Team aus Europa mitzufiebern. In Afrika ist das anders: Afrikanische Fans feuern zwar in erster Linie ihr eigenes Land an, wenden sich nach dessen Ausscheiden aber mit großer Begeisterung auch den anderen afrikanischen Mannschaften zu und unterstützen sie wie zuvor die eigene.

Mahmoud zum Beispiel, ein ägyptischer Restaurantbesitzer in Katar, hat sich in der Fan-Zone von Doha das Spiel Senegal gegen England angesehen. Und obwohl Ägypten sowohl im Finale des Afrika-Cups als auch im entscheidenden Spiel der WM-Qualifikation knapp gegen den Senegal verloren hatte, unterstützte er bei der WM die "Löwen von Teranga". "Sie spielen für uns", sagte Mahmoud der DW vor Senegals Achtelfinale gegen England. "Sie gehen für alle Afrikaner aufs Feld."

Nach dem Aus des eigenen Teams wollte die Fans des Senegal, dass die Marokkaner möglichst weit kommenBild: Markus Ulmer/ULMER/picture alliance

Nachdem der Senegal ausgeschieden war, wandten sich auch die senegalischen Fans den Marokkanern zu. "Jetzt werden wir Marokko bis zum Ende unterstützen", betont Bintou, Mitglied der "12eme Gainde" ["12. Mann", Anm. d. Red.], der bunten senegalesischen Fangruppe, die während der Spiele stets auf der Tribüne tanzt und singt. "Ganz Senegal, ganz Afrika steht hinter Marokko", sagte er. "Sie sind jetzt unsere Mannschaft und wir hoffen, dass sie das Finale erreichen können."

Unterstützung sogar aus Algerien

Sogar im Nachbarland Algerien, dessen diplomatische Beziehungen zu Marokko wegen des Westsahara-Konflikts angespannt sind, hat Marokkos Team Anhänger. Videos in den sozialen Medien zeigen, dass die Algerier den Sieg Marokkos über Belgien ebenso begeistert feierten wie der Rest Afrikas. Zwar mögen die Staaten auf politischer Ebene streiten, die Menschen haben aber offenbar nur eines im Sinn: Afrika bei der Weltmeisterschaft glänzen zu sehen, egal aus welchem Land oder welchem Teil des Kontinents die erfolgreichste Mannschaft kommt.

Der Text wurde adaptiert.