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KatastropheMarokko

Marokko nimmt Erdbeben-Hilfe zurückhaltend an

11. September 2023

Nach dem verheerenden Erdbeben will Marokko zunächst Hilfsangebote aus lediglich vier Ländern in Anspruch nehmen - Deutschland ist nicht darunter. Inzwischen sind erste ausländische Hilfskräfte eingetroffen.

Spanische Feuerwehrmänner beginnen ihre Suche nach Verschütteten in den Ruinen eines Hauses
Spanische Feuerwehrmänner beginnen ihre Suche nach Verschütteten in den Ruinen eines HausesBild: Maria Traspaderne/Agencia EFE/IMAGO

Man habe auf die "Unterstützungsangebote der befreundeten Länder Spanien, Katar, Großbritannien und Vereinigte Arabische Emirate reagiert", teilte das marokkanische Innenministerium mit. Es bedankte sich zwar bei allen Staaten, die nach dem schweren Erdbeben ebenfalls ihre Hilfe angeboten hatten, betonte jedoch, dass Marokko "eine sorgfältige Bewertung des Bedarfs vor Ort vorgenommen" habe. "Wenn sich der Bedarf ändern sollte", werde man auf weitere Angebote zurückkommen, fügte das Ministerium hinzu.

Deutsche Organisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) schickten ihre bereitgestellten Mitarbeiter vorerst wieder nach Hause. Seit Samstagabend hatten am Flughafen Köln/Bonn THW-Einsatzkräfte für einen möglichen Rettungseinsatz in dem nordafrikanischen Land bereitgestanden.

Diskussion über abgelehntes Hilfsangebot auch in Frankreich

Auch auf das Angebot aus Frankreich, Rettungskräfte in die erdbebenerschütterte Region zu schicken, war Marokko nicht eingegangen. Dies sorgte in Frankreich, wo zahlreiche Marokkaner leben, für Diskussionsstoff. Dass Spannungen zwischen beiden Ländern dafür der Grund sein könnten, wies Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna zurück. Marokko sei ein souveränes Land und habe sich zunächst für Hilfe aus anderen Ländern entschieden, erklärte die Ministerin im französischen Nachrichtensender BFMTV.

Frankreichs Außenministerin zu Besuch bei ihrem marokkanischen Amtskollegen Nasser Bourita im Dezember 2022Bild: AP/picture alliance

Mehr als 60 Länder hätten Unterstützung angeboten und Frankreich stehe weiterhin mit kurz- und mittelfristiger Hilfe zur Verfügung. Als erste Sofortmaßnahme unterstützt Frankreich den Einsatz von Nichtregierungsorganisationen mit fünf Millionen Euro. Die Hilfe solle marokkanischen, internationalen und auch französischen Hilfsorganisationen vor Ort zugutekommen.

Nach Beben: Verzweiflung in Marokko

02:34

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Ausländische Einsatzkräfte im Erdbebengebiet eingetroffen

Inzwischen haben Such- und Rettungsteams aus Spanien und Großbritannien ihren Einsatz in den Erdbebengebieten in Marokko aufgenommen. Sie würden gegenwärtig die örtlichen Einsatzkräfte in betroffenen Gebieten unterstützen, berichtete die marokkanische Nachrichtenagentur MAP. Großbritannien schickte 60 Such- und Rettungsexperten samt Ausrüstungen sowie vier Suchhunde, wie der britische Botschafter Simon Martin auf der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) mitteilte. Auch eine Spezialeinheit des spanischen Militärs mit Suchhunden flog am Sonntag nach Marokko.

Spanische Einsatzkräfte erreichen das vom Erdbeben betroffene Bergdorf Moulay Brahim Bild: Maria Traspaderne/Agencia EFE/IMAGO

Die Regierung in Rabat kündigte unterdessen einen Sonderhilfsfonds für die notleidende Bevölkerung an. Damit sollten unter anderem Kosten zur Absicherung beschädigter Häuser gedeckt werden, hieß es. Der Fonds solle sich aus Geldern öffentlicher Einrichtungen und freiwilliger Beiträge des Privatsektors zusammensetzen.

Nach offiziellen Angaben vom Montagnachmittag wurden bisher 2681 Todesopfer gezählt. Zudem gibt es mehr als 2500 Verletzte. Es ist zu befürchten, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird. König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Trümmer ohne Ende: Bergungsarbeiten im ErdbebengebietBild: Said Echarif /AA/picture alliance

Wettlauf gegen die Zeit

Helfer suchen in den Trümmern eingestürzter Häuser weiter nach Überlebenden, teilweise mit bloßen Händen. Beim Aufspüren von Verschütteten sprechen Experten in etwa von einem Zeitfenster von 72 Stunden. So lange könne ein Mensch maximal ohne Wasser auskommen, besagt ein Richtwert. Das Beben der Stärke 6,8 ereignete sich in der Nacht zum Samstag (Ortszeit), das Epizentrum lag im Atlasgebirge gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch. Seitdem wurde Marokko von mehreren Nachbeben erschüttert.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind insgesamt mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten von der Naturkatastrophe betroffen. Da Erdbeben in Nordafrika relativ selten auftreten, sind viele Gebäude nach Einschätzung von Experten nicht robust genug gebaut, um starken Erschütterungen standzuhalten. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) erklärte, der Wiederaufbau in Marokko werde womöglich Jahre dauern.

ehl/bri/kle/wa/mak (dpa, afp, rtr)

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