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Politik

Marokko ruft Botschafterin aus Berlin zurück

6. Mai 2021

Aus Verärgerung über Deutschland beordert das nordafrikanische Land seine Botschafterin zu Konsultationen nach Hause. Es geht unter anderem um die Westsahara und den marokkanischen Anspruch auf das Gebiet.

Botschaft des Königreichs Marokko in Berlin
Die Nationalflagge Marokkos an der Botschaft in BerlinBild: Sascha Steinach/imago images

Das marokkanische Außenministerium begründete den Schritt mit "feindlichen" Aktionen: "Die Bundesrepublik Deutschland hat wiederholt feindselig gegen die höheren Interessen des Königreichs Marokko gehandelt", zitiert die staatliche Nachrichtenagentur MAP aus einer Stellungnahme des Außenministeriums. Konkret will die Regierung in Rabat nach eigener Auskunft gegen das deutsche Vorgehen im Westsahara-Konflikt protestieren. Sie wirft der Bundesregierung in der Angelegenheit eine "destruktive Haltung" vor.

Das Auswärtige Amt in Berlin reagierte überrascht auf den Schritt. Man sei nicht vorab darüber informiert worden und die Vorwürfe seien nicht nachvollziehbar, hieß es aus dem Ministerium. "Wir sind umso mehr überrascht von dieser Maßnahme, als dass wir uns mit der marokkanischen Seite in konstruktiver Weise um die Beilegung der Krise bemühen", hieß es weiter. Man habe um eine Erklärung gebeten.

Trump-Entscheidung Ursache für Verstimmung zwischen Berlin und Rabat

Der Gebietsanspruch Marokkos auf die südlich der Landesgrenze gelegene Westsahara wird international nicht anerkannt. Allerdings bestätigte der damals bereits abgewählte, aber noch amtierende US-Präsident Donald Trump im Dezember einseitig Marokkos Souveränität über die Region. Deutschland kritisierte diese Entscheidung und berief eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats dazu ein.

Die deutsche Kritik an der US-Entscheidung sorgt in der marokkanischen Hauptstadt seit Monaten für Unmut. Bereits im März verbot das Land den heimischen Regierungsstellen jegliche Kooperation und Kontakte mit der deutschen Botschaft und politischen Organisationen aus Deutschland. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte damals mit, Deutschland sehe "keinen Grund für eine Beeinträchtigung der guten diplomatischen Beziehungen zu Marokko".

Zudem wurden jetzt in Rabat weitere Vorwürfe laut. So beschuldigte die Regierung Deutschland, vertrauliche Informationen marokkanischer Sicherheitsbehörden an einen verurteilten Dschihadisten preisgegeben zu haben. Einzelheiten dazu wurden nicht mitgeteilt. Außerdem hält Marokko der Bundesregierung vor, das Land nicht zu einer Libyen-Konferenz 2020 in Berlin eingeladen zu haben. Marokko spielt eine vermittelnde Rolle bei den diplomatischen Gesprächen zwischen rivalisierenden Parteien aus Libyen.

Die dünn besiedelte Region Westsahara wird von Marokko als Teil des eigenen Staatsgebietes beansprucht. Die von Algerien unterstützte Bewegung Polisario Front kämpft für die Unabhängigkeit des Territoriums.

qu/uh (dpa, rtr, afp)

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