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PolitikMarokko

Marokkos König lenkt ein: GenZ-Jugend unterbricht Proteste

11. Oktober 2025

Seit zwei Wochen demonstrieren in Marokko nicht nur junge Menschen gegen Korruption und für ein besseres Bildungs- und Gesundheitswesen. Die jetzt verordnete Pause der GenZ-Gruppe bedeutet kein Nachgeben.

König Mohammed VI.
König Mohammed VI.: Er sorgt sich um die Stabilität in Marokko (Archivbild) Bild: Ludovic Marin/AFP/abaca/picture alliance

In einer kurzen, aber eindringlichen Ansprache hat Marokkos König Mohammed VI. am Freitag zu Reformen im Land aufgerufen. Er machte deutlich: "Soziale Gerechtigkeit hat keine vorübergehende Priorität." Der Monarch äußerte sich vor den Parlamentsabgeordneten in der Hauptstadt Rabat. Seine Rede war von den Demonstranten mit Spannung erwartet worden.

Ohne die Protestierenden und ihre Forderungen direkt zu erwähnen, sagte der König weiter, Priorität habe "die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen und die konkrete Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitssystems".

Eben dies verlangen zahlreiche Menschen in Marokko seit zwei Wochen nahezu täglich mit Kundgebungen und anderen Aktionen. Die Proteste werden von der Gruppe GenZ 212 organisiert, der zumeist junge Leute angehören. Nach den Äußerungen des Königs kündigte die Bewegung an, an diesem Wochenende würden die Demonstrationen ausgesetzt.

Sie demonstrieren gegen Korruption und fordern mehr Investitionen in Bildung und das Sozialwesen (am Donnerstag in Rabat) Bild: Mosa'ab Elshamy/AP Photo/picture alliance

Proteste sind nicht vorbei

Dies bedeute jedoch keinesfalls ein Ende der Kundgebungen, so die Regierungsgegner weiter. Die kommende Demonstration werde sich "gegen die politische Führung und alle Korrupten richten", die das marokkanische Volk bei der Verwirklichung seiner Ziele behinderten.

Ihre Forderungen seien unverändert, betonte GenZ 212. Die Regierung müsse sich ihrer Verantwortung stellen. Die Demonstranten verlangen auch einen Regierungswechsel. Ministerpräsident Aziz Akhannouch müsse zurücktreten, heißt es.

Ausschreitungen am Rande der Proteste bei Agadir am 1. Oktober: Drei Demonstranten wurden erschossen, als Protestierende eine Polizeiwache stürmen wollten Bild: Abdel Majid Bziouat/AFP/Getty Images

Das Kabinett hatte vor zwei Tagen zum Dialog mit den Demonstranten aufgerufen. Die Botschaft der "Proteste" sei angekommen. Die Regierung werde "schnell arbeiten, um Defizite zu beheben".

Tod von Schwangeren löste die Demos aus

Anlass für die aktuelle Protestwelle in dem Land im Nordwesten Afrikas waren Mitte September Berichte über den Tod von acht schwangeren Frauen. Sie sollen für einen Kaiserschnitt in ein staatliches Krankenhaus in Agadir gebracht worden sein. Ihr Tod wurde als Beleg für Missstände im Gesundheitssystem gewertet.

Zahlreiche Marokkanerinnen und Marokkaner sind zudem entsetzt über die Höhe staatlicher Ausgaben für Prestigeprojekte wie Fußballstadien. Die Regierung treibt den Bau großer Infrastrukturprojekte voran, um sich insbesondere auf die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2030 vorzubereiten, die Marokko gemeinsam mit Portugal und Spanien ausrichten wird.

In seiner Rede mahnte König Mohammed VI., es sollte "keinen Widerspruch oder Wettbewerb zwischen großen nationalen Projekten und Sozialprogrammen geben". Beide verfolgten das gleiche Ziel: die Entwicklung des Landes und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bürger.

se/jj (afp, ap, rtr)

Redaktionsschluss: 17.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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