Mit einer Ausstellung voller Raritäten feiert das Amerikahaus zusammen mit dem Comicfestival München das 60. Jubiläum der Kult-Comic-Schmiede aus den USA.
Anzeige
Wer kennt sie nicht? Spider-Man, Iron Man oder den Unglaublichen Hulk? All diese Superhelden und zahlreiche weitere stammen aus dem stetig wachsenden Universum von Marvel Comics. 1961 ging das heute weltberühmte Comic-Imperium aus dem Verlag Timely Comics hervor, der bereits 1939 gegründet worden war und Charaktere wie Captain America entwickelt und erfolgreich vermarktet hatte.
Nachdem Superhelden-Comics in den 1930er und 1940er Jahren enorme Popularität genossen hatten, ließ der Schwung in der Branche nach dem Krieg nach. In der McCarthy-Ära war saubere Unterhaltung gefragt, und viele der gebrochenen, oft weder eindeutig guten noch bösen Superhelden fielen einer eigens eingeführten Comic-Zensurbehörde zum Opfer. Laut damals vorherrschender Meinung schadeten Comics Heranwachsenden in deren geistiger Entwicklung.
Wiederauferstehung der Superhelden
In den Swingin' Sixties lautete das Motto "Anything goes", und entsprechend erlebten auch Comics und Superhelden eine gewaltige Renaissance. Marvel-Comicautor Stan Lee schuf mit Hilfe von Zeichnern wie Jack Kirby und Steve Ditko Figuren wie The Fantastic Four, Hulk, Spider-Man oder Iron Man. Letztere wurden später gemeinsam zum Superhelden-Team The Avengers.
Zur Rückkehr der Superhelden inspiriert wurden die Marvel-Macher durch den Erfolg ihrer Kollegen von DC Comics. Von Anfang an lebten die beiden Verlage ihre Konkurrenz voll aus und versuchten, sich mit ihren Erfolgen gegenseitig zu überbieten.
Anzeige
Stan Lee: selbst ein "Superheld"
Der charismatische Stan Lee wurde in den Medien mit der Zeit immer mehr zum alleinigen Gesicht von Marvel, was bei seinen Koautoren und bei den Zeichnern zu großem Frust und später sogar zum Bruch führte, als Kirby und Ditko Marvel enttäuscht den Rücken zukehrten.
Im Laufe der 1980er und 1990er Jahre wurden Marvel-Comics zusehend aufwändiger produziert und waren fast nur noch Sammlerobjekte und Wertanlagen und nicht mehr zum Lesen gedacht. Der Comic-Markt, bis zur Unkenntlichkeit aufgeblasen, fiel in sich zusammen, und Marvel musste 1996 Insolvenz anmelden.
Comeback dank erfolgreicher Filmreihen
Mit dem Verkauf zahlreicher Filmrechte an große Studios konnte Marvel sich schließlich sanieren, und die zweite goldene Ära des Comic-Imperiums als Lizenzgeber begann. Heute gehören Filmreihen wie "X-Men", "Avengers" oder die "Spider-Man"-Filme zu den erfolgreichsten Hollywood-Produktionen und fahren immer wieder Rekordgewinne ein. Mit Filmen wie "Black Panther" oder "Black Widow" mit Scarlett Johansson hat Marvel sich auch erfolgreich ein neues, zeitgemäßeres Image verpasst.
Schwarze Comic-Superhelden aus den USA
Der Comic "Black Panther" ist vielen durch den gleichnamigen Film bekannt. Doch welche schwarzen Superhelden gibt es noch im Universum von Marvel und DC?
Erst 2011 ist ein Superheld der A-Riege des US-Mainstream-Comics schwarz: Marvel Comics lässt den Teenager Miles Morales, halb afro-, halb lateinamerikanisch, in ein Spinnenkostüm schlüpfen. Die Reihe mit dem weißen Peter Parker als Spider-Man läuft parallel weiter. Morales, hier zu sehen in der Film-Adaption "Into the Spider-Verse", erlangt wie Parker durch einen Spinnenbiss seine Fähigkeiten.
T'Challa alias "Black Panther" ist der erste schwarze Superheld mit übernatürlichen Kräften im US-amerikanischen Mainstream-Comic. Er wurde 1966 von Stan Lee und Jack Kirby geschaffen. T'Challa ist König der fiktiven, hoch entwickelten afrikanischen Nation Wakanda. Die aufsehenerregende Comicadaption aus dem Jahr 2018 mit Chadwick Boseman in der Hauptrolle wurde mit drei Oscars ausgezeichnet.
Bild: Panini Comics/MARVEL 2020
Falcon (1969)
Der erste schwarze Superheld im Mainstream-Comic, dessen Leben seine Schöpfer in den USA angesiedelt haben, ist Sam Wilson alias "Falcon". In Harlem aufgewachsen arbeitet er nach dem gewaltsamen Tod seiner Eltern als Sozialarbeiter. Der Kampfkünstler mit mechanischen Flügeln und telepathischer Verbindung zu Vögeln wacht über Harlem. Auch als "Captain America" war er schon im Einsatz.
Bild: Panini Comics/MARVEL 2020
Green Lantern (1971)
Als erster afroamerikanischer Superheld in den Comics des Verlags DC trat 1971 John Stewart in Erscheinung. Als Teil des "Green Lantern Corps" sorgt der ehemalige US-Marine mit der galaktischen Polizeitruppe für Ordnung im Universum. In der Fortschreibung der Comicreihe ist seit 2012 Simon Baz im Corps. Baz hat Wurzeln im Libanon, ist Muslim und lebt in der Nähe von Detroit.
Bild: Panini Comics/TM & 2020 DC Comics
Luke Cage (1972)
Der unverletzbare Ex-Sträfling ist der erste schwarze Held mit nach ihm benannter Comicserie: "Luke Cage, Hero for Hire" erschien 1972 und ging aus dem "Blaxploitation"-Genre hervor, das mit der Black-Power-Bewegung in den USA in reißerischen Billigproduktionen das bis dahin vernachlässigte Marktsegment der afro-amerikanischen Bevölkerung in den Blick nahm. Auf Netflix hat er eine eigene Serie.
Bild: Panini Comics/MARVEL 2020
Blade (1973)
Eric Brooks oder "Blade" ist halb Mensch und halb Vampir. Nach zahlreichen Nebenauftritten bekam er 1994 seine eigene Comicserie, in der er zunächst mit Holzdolchen bewaffnet auf Vampirjagd geht. Später benutzt er ein zweischneidiges Schwert für die Jagd - so auch in den drei Comicverfilmungen Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre, in denen Wesley Snipes den Helden verkörperte.
Bild: Panini Comics/MARVEL 2020
Storm (1975)
Die Nachfahrin einer afrikanischen Hexenpriesterin ist eine der beliebtesten schwarzen Comicheldinnen. "Storm", oder auch Ororo Munroe, wird mit übermenschlichen Fähigkeiten geboren und kann als Mutantin das Wetter kontrollieren. Seit Mitte der 1970er-Jahre ist sie fester Bestandteil der "X-Men", die für Frieden zwischen Mutanten und Menschen kämpfen.
Bild: Panini Comics/MARVEL 2020
Black Lightning (1977)
Jefferson Pierce, geboren im Elendsviertel einer Großstadt, schafft den Absprung und gewinnt als Zehnkämpfer olympisches Gold. Er kehrt in seine Heimat zurück, um dort als Lehrer mit Jugendlichen zu arbeiten. Dabei gerät er in Konflikt mit einer kriminellen Bande. Ausgerüstet mit einem Gürtel, der ihm elektromagnetische Superkräfte verleiht, geht er auf Verbrecherjagd.
Bild: Panini Comics/TM & 2020 DC Comics
Cyborg (1980)
Nach einem Zwischenfall im Labor seiner Eltern wird Victor Stone schwer verletzt. Sein Vater, ein Wissenschaftler, rettet ihm das Leben, indem er ihn zu einem "Cyborg", einem Mischwesen aus Mensch und Maschine, macht. Victor Stone alias "Cyborg" ist Gründungsmitglied beim Neustart der "Justice League", einem Team aus Superhelden, das die Erde gegen außerirdische Kräfte beschützt.
Bild: Panini Comics/TM & 2020 DC Comics.
Icon (1993)
Durch eine Fehlfunktion explodiert das Raumschiff des Außerirdischen Arnus und seine Rettungskapsel landet im amerikanischen Süden. Daraufhin nimmt er menschliche Gestalt an, besitzt aber weiterhin Superkräfte, ist nahezu unverwundbar und kann fliegen. Wegen dieser Ähnlichkeiten zu einem der Größten des Genres der Superhelden-Comics wird "Icon" oftmals auch als "schwarzer Superman" bezeichnet.
Bild: TM & DC
Static (1993)
Virgil Ovid Hawkins kommt als Jugendlicher bei einem Polizeieinsatz mit radioaktivem Tränengas in Kontakt, das ihm Superkräfte verleiht. Er schließt sich den "Teen Titans" an und wacht als "Static" über Dakota City. Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten mit anderen Jugendlichen, die bei dem Zwischenfall ebenfalls Superkräfte erlangt haben, diese aber nicht im Sinne der Allgemeinheit einsetzen.
Bild: TM & DC
Ironheart (2015)
Riri Williams, 15-jähriges Supergenie, baut sich aus gestohlenen Materialien einen Superheldenanzug, der der "Iron Man"-Rüstung gleicht. Als sie später auf "Iron Man" trifft, unterstützt er sie darin, eine Superheldin zu werden. Riri ist in der Comic-Crossover-Geschichte "Civil War II", in der verschiedene Gruppen von Superhelden gegeneinander kämpfen, an der Seite von "Iron Man".
Bild: Panini Comics/MARVEL 2020
12 Bilder1 | 12
In der Ausstellung "60 Jahre Marvel Comics Universe", zu sehen vom 1. Juni bis zum 30. September 2021, erzählt das Amerikahaus München in Zusammenarbeit mit dem Comicfestival München die aufregende und wechselvolle Geschichte von Marvel Comics, die auch ein Teil US-amerikanischer Kulturgeschichte ist.
Über 180 Originalzeichnungen, Briefe und weitereste Ausstellungsgegenstände von Comic-Künstlern wie Jack Kirby, Steve Ditko, John Romita Sr. und vielen anderen ergeben ein umfassendes Bild des ständig wachsenden Marvel-Imperiums von seinen Anfängen bis in die Gegenwart.