Schweres Erdbeben erschüttert Norden von Afghanistan
Veröffentlicht 3. November 2025Zuletzt aktualisiert 3. November 2025
Besonders betroffen von dem Erdbeben sind die Provinzen Samangan und Balch in Afghanistan. Insgesamt sind dort nach jüngsten Angaben der Behörden der islamistischen Taliban 27 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 730 Menschen seien verletzt worden. Die Opferzahl könne noch steigen.
Hunderte Wohnhäuser zerstört
Der afghanische Nachrichtensender TOLO News meldet unter Berufung eines Behördensprechers, in der Provinz Badachschan seien zudem 800 Häuser zerstört oder beschädigt worden. Auch der Rote Halbmond spricht von schweren Schäden. Rettungsteams begannen mit der Bergung von Verschütteten und der ärztlichen Versorgung Überlebender.
Internationale Katastrophenhelfer sind unterwegs, um die Lage zu analysieren und Hilfsmaßnahmen zu planen. Unter ihnen ist auch ein Nothilfe-Team der deutschen Organisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe. Aufgrund der schwierigen Verhältnisse könne es jedoch bis zu 24 Stunden dauern, bis die Mitarbeiter aus Herat im Westen des Landes vor Ort seien, hieß es am Sitz der Hilfsorganisation in Bonn.
Indiens Regierung sagte Hilfsgüter und Medikamente zu, die noch an diesem Montag im Krisengebiet eintreffen sollen.
Region um Masar-i-Scharif betroffen
Das Beben ereignete sich am frühen Montagmorgen in der Nähe der im Norden gelegenen Stadt Masar-i-Scharif. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 6,3 an. Der Erdstoß habe sich in einer Tiefe von 28 Kilometern unter der Erdoberfläche ereignet. Das Beben war bis in die mehr als 400 Kilometer entfernte Hauptstadt Kabul zu spüren.
Korrespondenten der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) berichten auch von Schäden an der bekannten Blauen Moschee. Teile des Gebäudes, insbesondere des Minaretts, hätten sich gelöst und lägen verstreut auf dem Gelände um das muslimische Gotteshaus. Das mit blauen Kacheln verzierte Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert ist eine der wenigen Touristenattraktionen des Landes.
Das Beben ist das zweite in Afghanistan binnen zwei Monaten. Am 31. August 2025 ereignete sich in der Provinz Kunar im Osten ein Erdbeben der Stärke 6,0. Aufgrund der geringen Tiefe von etwa acht Kilometern und der Abgelegenheit des betroffenen Berggebiets waren die Folgen massiv. Offiziellen Angaben zufolge gab es in der bereits von Armut und Konflikten geprägten Region mehr als 2200 Todesopfer und über 3600 Verletzte. Tausende Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
Vor zwei Jahren starben bei einem Beben in der Region um Herat nahe der Grenze zum Iran mehr als 1500 Menschen, über 63.000 Wohnhäuser wurden damals zerstört.
Tektonische Platten verschieben sich
Das diplomatisch weitgehend isolierte Afghanistan liegt am Rande der Eurasischen Erdplatte, die immer wieder mit der Indischen Platte kollidiert. Zudem wird die Region von der südlich gelegenen Arabischen Platte beeinflusst. In dem Land am Hindukusch kommt es deshalb häufig zu Erdstößen.
Fehlende Baustandards, schwer zugängliche Gebiete und Erdrutsche nach den Beben verschärfen die Auswirkungen solcher Katastrophen.
se/fab (afp, ap, dpa, rtr, kna)
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