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Maschinenbauer wollen 2017 wieder wachsen

Rolf Wenkel
5. Oktober 2016

Allen Schwierigkeiten auf vielen wichtigen Auslandsmärkten zum Trotz rechnen die deutschen Maschinenbauer für das kommende Jahr mit einer leichten Belebung ihrer Geschäfte.

Deutschland Hochtechnologie Co2-Laser Maschinenbauer Trumpf in Ditzingen
Bild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt

"Wir setzen auf die Widerstandskraft, die Anpassungs- und die Innovationsfähigkeit unserer Maschinenbauunternehmen", sagte VDMA-Präsident Reinhold Festge am Mittwoch in Frankfurt anlässlich der Konjunkturprognose seines Verbandes für das kommende Jahr. "Unsere Produktionsprognose für 2017 lautet daher: real plus ein Prozent."

Für das laufende Jahr bekräftigen die VDMA-Volkswirte ihre Prognose, nach der es nur zu einem Nullwachstum in der Produktion reichen wird. "Angesichts eines schwachen weltwirtschaftlichen Umfeldes und anhaltender politischer Störungen, die unsere Geschäfte spürbar beeinträchtigen, betrachten wir dieses Ergebnis als Erfolg. Aber mehr als die Null ist aktuell einfach nicht drin", sagte Festge.

Weltwirtschaft schwächelt

Nach aktuellen Prognosen wird das Welt-Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur um 2,7 Prozent zulegen - das wäre die niedrigste Rate seit der Finanzkrise 2009. "Das reicht für den Maschinenbau nicht aus, um richtig auf Touren zu kommen, dazu müsste die Wachstumsrate mehr als drei Prozent betragen", erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Insbesondere China fällt als Wachstumsmotor für die Welt in diesem Jahr weitgehend aus, mit teils empfindlichen Folgen nicht nur für den deutschen Maschinenbau.

Andere Länder oder Regionen können diese Investitionsschwäche nur unvollständig kompensieren. Hinzu kommen neue Unsicherheiten in wichtigen Absatzmärkten wie Großbritannien oder der Türkei. Folgerichtig ging der Maschinenexport aus Deutschland im Zeitraum Januar bis Juli 2016 um 3,4 Prozent zum Vorjahr zurück. Zuletzt hat sich das Exportklima in der Maschinenbaubranche aber wieder etwas aufgehellt, so dass weitere Rückgänge der Ausfuhren wohl vermieden werden können.

Produktion knapp unter Vorjahr

Im ersten Halbjahr 2016 konnten die Maschinenbauer in Deutschland ihre reale Produktion sogar leicht um 1,1 Prozent steigern. Aufgrund eines außerordentlich schlechten Juli-Wertes (minus 9,3 Prozent) steht für den Sieben-Monats-Zeitraum Januar bis Juli nun ein leichter Rückgang von 0,3 Prozent in den Büchern. "Das können wir aber noch ausgleichen", sagte Wiechers. "Die Kapazitäten dafür sind vorhanden." Die Maschinenbauer halten in Summe die Zahl der Beschäftigten weitgehend stabil nahezu auf Rekordniveau. Im Juli 2016 waren 1,01 Millionen Menschen im Maschinenbau in Deutschland beschäftigt.

"Nach Jahren enttäuschenden Wartens fällt es naturgemäß schwer, Hoffnung auf einen neuen weltweiten Aufschwung zu setzen", beschreibt VDMA-Präsident Festge die Stimmung vieler Maschinenbauer im Land. "Die Liste der Wachstumsbremsen ist lang, und wir müssen achtgeben, dass Deutschland wegen seiner hartnäckigen Investitionsschwäche technologisch nicht zurückfällt."

Geopolitische Krisen

Schädlich für die Nachfrage nach praktisch allen Maschinenbauerzeugnissen wirken nach Ansicht des VDMA die vielen ungelösten geopolitischen Krisen, aber auch der offene Ausgang der Präsidentenwahl in den USA sowie die vielen noch ausstehenden Antworten rund um den Brexit. In Deutschland stehe zudem eine Bundestagswahl an. "Wachstum kommt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bislang in erster Linie durch den Konsum und den Bau", erläutert VDMA-Chefvolkswirt Wiechers.

Chancen auf neues Wachstum hat der Maschinenbau rund um den Globus überall dort, wo Produktion automatisiert wird und die Digitalisierung voranschreitet. Als Treiber dieser Entwicklung können die Maschinenbauer überproportional von diesen Trends profitieren. Eine wachsende Nachfrage führt so automatisch zu einer steigenden Wettbewerbsfähigkeit der Kunden.

Hoffnungsträger Schwellenländer

Daran partizipieren beispielsweise die europäischen Nachbarländer, für die 2017 mit einem leichten Wachstumsimpuls gerechnet wird. Gleiches gilt für die USA. Selbst in einigen Schwellenländern rege sich Nachfrage. "Auf Länderebene hoffen wir, dass in Russland und Brasilien die Talsohle erreicht wird", sagt VDMA-Präsident Festge. Die große Unbekannte sei und bleibe China: Kurzfristig dürften das aufgesetzte Konjunkturprogramm sowie der unveränderte Wunsch, die Industrie qualitativ höher zu positionieren, die Nachfrage nach deutschen Maschinen stabilisieren.

Andererseits können zahlreiche Risiken wie zum Beispiel der große Schattenbankensektor oder eine enorm hohe Unternehmensverschuldung die wirtschaftliche Stabilität des Landes nachhaltig gefährden.

Freihandel bringt Wohlstand

Mit großer Sorge sehen die Maschinenbauer in Deutschland das zunehmende Misstrauen gegenüber freiem Handel. Dies zeige sich auch in einer deutlich überzogenen Kritik an den beiden transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und Ceta. "Deutschland ist Vorreiter, wenn es darum geht, neue Produkte auf den Weltmarkt zu bringen, und das wollen wir auch bleiben. Dazu brauchen wir aber Freihandelsabkommen, gerade weil sie es kleineren und mittleren Unternehmen ermöglichen, in neue Märkte vorzudringen", sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

Drei von vier Produkten der hiesigen Maschinenbauer werden exportiert, mindestens 600.000 Menschen arbeiten im deutschen Maschinenbau für den Export. "Deshalb setzen wir uns auch weiterhin für einen Abschluss von TTIP mit einem Maschinenbaukapitel ein", so  Brodtmann. Der Wegfall von Zöllen und die Harmonisierung von technischen Regularien bietet eine große Chance zur Kostensenkung im Handel mit den USA. "Sollten die beiden Abkommen nicht zustande kommen, wäre eine große Chance vertan, den transatlantischen Handel zu erleichtern und damit Arbeitsplätze zu sichern."

 

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