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KonflikteAfrika

Massaker in einem Dorf in Nigeria

15. Juni 2025

Bewaffnete Angreifer haben in einem Dorf in Zentralnigeria offenbar mehr als 100 Menschen ermordet. Hat das Massaker mit dem Konflikt um die Landnutzung zwischen Hirten und Farmern zu tun?

Karte von Nigeria mit der Haupstadt Abuja, dem Bundesstaat Benue und dem Dorf Yelewata
Lage von Yelewata

In einem Dorf in Nigerias Bundesstaat Benue hat es offenbar ein Blutbad gegeben. Wie verschiedene Quellen melden, überfielen bewaffnete Angreifer das Dorf Yelewata. Der Sprecher des Gouverneursbüros von Benue, Tersoo Kula, sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Es gab einen bestätigten Angriff auf die Gemeinde Yelewata". Die Attacke habe am Freitagabend gegen 22.00 Uhr begonnen und etwa zwei Stunden gedauert. "Es gab Opfer und mehrere Häuser brannten nieder."

"Es ist schrecklich, viele Menschen sind gestorben", schildert Amineh Liapha Hir, eine Einwohnerin der Stadt, den Überfall. "Es könnten mehr als 100 sein, und viele Häuser sind niedergebrannt", sagte sie AFP.

Ein weiterer Anwohner, Christian Msuega, sagte, er sei dem Angriff entkommen, seine Schwester und sein Schwager seien jedoch bei lebendigem Leib verbrannt. Auch er ging von rund 100 Toten aus und machte Fulani-Hirten für den Angriff verantwortlich.

Reaktionen von Amnesty und aus dem Vatikan

Von 100 Toten spricht auch Amnesty International Nigeria. "Viele Menschen werden noch vermisst. Dutzende wurden verletzt und erhalten keine angemessene medizinische Versorgung. Zahlreiche Familien wurden in ihren Schlafzimmern eingesperrt und verbrannt", teilte die Menschenrechtsorganisation am Samstag mit.

Von der katholischen Kirche sind noch höhere Zahlen zu hören. Es seien dort etwa 200 Menschen auf grausame Weise getötet worden, sagte Papst Leo XIV. an diesem Sonntag in einer Ansprache auf dem Petersplatz in Rom. Darunter seien vor allem Binnenflüchtlinge, die von der örtlichen katholischen Mission aufgenommen worden seien.

Papst Leo beim Angelus-GebetBild: Filippo Monteforte/AFP/Getty Images

Der Papst sagte, er bete dafür, "dass Sicherheit, Gerechtigkeit und Frieden in Nigeria herrschen, einem geliebten Land, das so sehr von verschiedenen Formen der Gewalt betroffen ist".

In einer an diesem Sonntag veröffentlichten Erklärung verurteilte der Gouverneur von Benue, Hyacinth Iormem Alia, den Angriff und das "Massaker an unschuldigen Bürgern durch mutmaßliche kriminelle Hirten" scharf. Die Regierung von Benue arbeite eng mit den Sicherheitsbehörden des Bundesstaates, den traditionellen Herrschern, den Führern der Gemeinden und den relevanten Interessengruppen zusammen, "um die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken und dauerhafte Lösungen für diese anhaltenden Angriffe zu finden", heißt es von offizieller Seite.

Jahrelanger Dauerkonflikt ums Land

Benue liegt im sogenannten "Middle Belt" Nigerias, einer Gegend, in der der mehrheitlich muslimische Norden auf den überwiegend christlichen Süden trifft. In der Region herrscht Konkurrenz um die Landnutzung.

Es kommt zu Konflikten zwischen Viehhirten, die Weideland für ihr Vieh suchen, und Landwirten, die Ackerland für den Anbau benötigen. Diese Spannungen werden häufig durch sich überschneidende ethnische und religiöse Trennungen verschärft.

Nach Angaben des Forschungsunternehmens SBM Intelligence sind seit 2019 durch den Konflikt mehr als 500 Menschen in der Region ums Leben gekommen. 2,2 Millionen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen.

AR/MM (rtr, afp, kna, efe, ap)

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