Massenandrang bei Wahl in Südafrika
23. April 2009Viele Wahllokale blieben Stunden länger geöffnet als ursprünglich geplant und schlossen erst am frühen Donnerstagmorgen (23.04.2009). Kurzfristig mussten sogar zwei Millionen Stimmzettel nachgedruckt werden. Nach Angaben der Wahlkommission verlief die vierte Parlamentswahl seit dem Ende der Apartheid 1994 "friedlich, ruhig und harmonisch".
Mehr oder weniger als zwei Drittel?
Offizielle Ergebnisse sollen frühestens am Freitag vorliegen. Nach Zwischenergebnissen erhielt der regierende "Afrikanische Nationalkongress" ANC etwa 64 Prozent. Die neue Partei "Volkskongress" COPE kann einen Achtungserfolg verbuchen, sie liegt derzeit bei acht Prozent. COPE wurde im vergangenen Jahr von ANC-Abtrünnigen gegründet - in erster Linie als Reaktion auf die Entmachtung von Ex-Präsident Thabo Mbeki. Dieser hatte Ende 2007 den ANC-Vorsitz an Jacob Zuma abgeben und kurz darauf auf Druck der Partei vom Amt des Staatschefs zurücktreten müssen.
Die oppositionelle "Demokratische Allianz" DA, die von der deutschstämmigen Kapstädter Bürgermeisterin Helen Zille geführt wird, kommt derzeit auf 19 Prozent.
Damit ist der ANC nur noch knapp von seiner bisherigen Zwei-Drittel-Mehrheit entfernt. Bei der letzten Parlamentswahl 2004 hatte er knapp 70 Prozent der Stimmen bekommen.
Indirekt auch eine Präsidentenwahl
Nach dem erwarteten klaren Wahlsieg des ANC wäre für Parteichef Jacob Zuma auch der Weg frei ins Amt des Staatspräsidenten. Dieser wird in Südafrika von den Parlamentsabgeordneten gewählt. Der 67-jährige Zuma ist einer der populärsten Politiker, die der ANC je aufzubieten hatte - und zugleich so umstritten wie kaum ein anderer. Erst zwei Wochen vor der Wahl hatte die Generalstaatsanwaltschaft ein Korruptionsverfahren gegen ihn eingestellt.
Zu den prominentesten Kritikern Zumas zählt der ehemalige Erzbischof Desmond Tutu. "Ich fühle mich gut, aber es ist anders als bei den vorangegangenen Wahlen", sagte Tutu am Mittwoch bei der Stimmabgabe in Kapstadt. Anders als früher sei es für viele Menschen nicht mehr selbstverständlich, den ANC zu wählen, erklärte der Friedensnobelpreisträger. (se/wa/kle/dpa/epd/ap/rtr)