Massenflucht von Sporting Lissabon
12. Juni 2018Der Ex-Wolfsburger Fußball-Profi Bas Dost und weitere wichtige Spieler vom portugiesischen Topclub Sporting Lissabon haben nach einer Hooligan-Attacke ihre Verträge fristlos gekündigt. Klubpräsident Bruno de Carvalho bestätigte am späten Montagabend vor Journalisten in Lissabon die Abgänge. Neben Dost verlassen den Club demnach auch William Carvalho, Bruno Fernandes und Gelson Martins.
Zuvor hatten Torwart Rui Patricio und Daniel Podence bereits die Auflösung ihrer Verträge beantragt. Medien sprachen von einer "Massenflucht" und erwarten weitere Abgänge. Neben den Spielern haben auch Coach Jorge Jesus und weitere Angehörige des Trainerstabs sowie viele Funktionäre Sporting verlassen. Patricio, Carvalho, Martins und Fernandes gehören dem WM-Kader von Europameister Portugal an.
Ist der Präsident schuld?
Zahlreiche Vermummte waren am 15. Mai auf dem Trainingsgelände des Vereins in Alcochete bei Lissabon bis in die Umkleidekabine eingedrungen. Sie prügelten auf mehrere Spieler und Trainer ein. Der 29 Jahre alte Dost trug schwere Kopfverletzungen davon. "Wir alle haben um unser Leben gebangt", schrieb Torwart Patricio in einem Brief an den Verein, der von Medien veröffentlicht wurde.
Für die Attacke und weitere Unruhen im Verein wird Präsident de Carvalho verantwortlich gemacht. Der 46-Jährige hatte zum Beispiel im Frühjahr nach dem Aus im Viertelfinale der Europa League gegen Atletico Madrid die Profis ungewöhnlich scharf kritisiert und 19 Spieler sogar suspendiert. De Carvalho hob die interne Sperre nach kurzer Zeit zwar auf, setzte seine öffentliche Kritik nach Punktverlusten in der Liga aber fort. Der Präsident will nun gegen die Abgänge juristisch vorgehen. Er bot aber an, Neuwahlen anzusetzen, falls alle Spieler beim Club blieben.
Nach dem portugiesischen Gesetz können die Spieler nach einer fristlosen Kündigung aus gerechtfertigtem Grund ablösefrei zu anderen Vereinen wechseln. Wenn es bei den Abgängen bleiben sollte, könnte Sporting nach einer Schätzung der Zeitung "Publico" rund 115 Millionen Euro verlieren.
to/sn (dpa)