Mainz: Massengrab mit mehr als 1000 Skeletten
30. Oktober 2018Bauarbeiter sind in Mainz auf ein Massengrab aus dem 19. Jahrhundert gestoßen. Es handele sich vermutlich um über tausend Skelette, sagte Jens Dolata, Archäologe bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Gefunden wurden die Gebeine bei Baggerarbeiten im Bereich einer ehemaligen Festung im Stadtteil Hartenberg-Münchfeld. Die Mainzer Schützengesellschaft 1862 (MSG) plant, dort einen neuen Schießstand und ein neues Vereinsheim zu errichten. Seit Montag sind Archäologen vor Ort, um die Knochenfunde zuzuordnen und zu dokumentieren.
Fast 20.000 Typhus-Tote
Laut ersten Untersuchungen könnte es sich bei den Verstorbenen um französische und deutsche Soldaten handeln, die vor mehr als 200 Jahren nach der Völkerschlacht von Leipzig der Typhus-Epidemie zum Opfer fielen. Darauf deutet etwa der Fund von kleinen grünen Knöpfen hin, die typisch für die Kleidung von Soldaten waren.
Das Fleckfieber war von französischen Soldaten eingeschleppt worden, als Napoleons „Grande Armée" nach der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 nach Mainz zurückkam, von wo sie einst ausgezogen war. Durch die Fleckfieber-Epidemie starben rund 17.000 Soldaten sowie 2500 Mainzer Bürger.
Erneute Bestattung auf Mainzer Friedhof
Die Toten sind laut Dolata in mehreren Reihen würdevoll bestattet worden. Viele Skelette sind sehr gut erhalten. Einige wurden allerdings von der Baggerschaufel zerstört. Wie lange die Archäologen nun vor Ort sein werden, ist noch unklar. Wenn sie mit ihren Arbeiten fertig seien, würden die Gebeine sehr wahrscheinlich auf einem Mainzer Friedhof erneut bestattet, sagte Dolata und betonte zugleich: „Schließlich soll die Totenruhe gewährleistet werden."
sti/uh (dpa, Allgemeine Zeitung/Mainz)