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"Massenhafte Aufnahme wäre falsch verstandene Solidarität"

18. Februar 2011
Themenbild Pro und Contra (Grafik: DW)
Bild: DW

Die Menschen in Tunesien und Ägypten haben das Unglaubliche erreicht: Aus eigener Kraft und friedlich haben sie sich ihrer Herrscher entledigt. Noch ist unklar, wie demokratisch die politischen Systeme in Zukunft sein werden. Aber die politische Verfolgung hat jedenfalls deutlich abgenommen. Sie kann also kaum noch als Fluchtgrund in Anspruch genommen werden.

Ebenso klar ist, dass sich mit den politischen Umwälzungen nicht schlagartig auch die wirtschaftlichen Verhältnisse verbessern. Zumindest vorübergehend verschlechtern sie sich sogar, zum Beispiel durch ausbleibenden Tourismus. Es ist daher ganz offensichtlich die Suche nach einem besseren Leben, die die Menschen nach Europa treibt.

Das ist verständlich. Trotzdem sollte Europa in diesem Punkt hart bleiben. Jetzt das Signal zu geben, es könne jeder aus Nordafrika kommen, egal aus welchen Gründen, dürfte sofort eine Massenflucht in Gang setzen, und zwar nicht nur aus Nordafrika. Denn Nordafrika ist auch Transitgebiet für Flüchtlinge aus anderen Teilen Afrikas und darüber hinaus. Europa wäre aber völlig überfordert, zum Zufluchtsort von Armutsflüchtlingen der halben Welt zu werden.

Europa sollte sich darauf konzentrieren, mit zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in Nordafrika selbst beizutragen, damit weniger Anlass zur Flucht besteht: mit einer weniger protektionistischen EU-Landwirtschaft zum Beispiel. Aber letztlich sind vor allem die Menschen in Tunesien und Ägypten selbst für die weitere Entwicklung ihrer Länder verantwortlich, für die wirtschaftliche genauso wie die politische.

Wer flieht, geht den Ländern für diesen Aufbau verloren. Und es wäre falsch verstandene Solidarität, wenn Europa versuchen wollte, die Probleme Nordafrikas durch massenhafte Aufnahme von Flüchtlingen zu lösen.

Autor: Christoph Hasselbach

Redaktion: Michael Borgers

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