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Politik

Massenproteste gegen die US-Waffenlobby

25. März 2018

Es war eine der größten Demonstrationen in der jüngeren US-Geschichte. Allein in Washington kamen 800.000 Menschen zusammen, um schärfere Waffengesetze zu fordern und der mächtigen NRA-Waffenlobby den Kampf anzusagen.

USA "March for Our Lives"
Bild: REUTERS

Quer durch die USA haben sich - knapp sechs Wochen nach dem Schulmassaker von Parkland im Bundesstaat Florida - hunderttausende Menschen zu einem "March for our Lives" (Marsch für unsere Leben) versammelt. In kämpferischen und bewegenden Reden prangerten überlebende Schüler des Blutbads die Schusswaffengewalt an Schulen und den Einfluss der mächtigen Waffenlobby NRA (National Rifle Association) auf die Politik an.

Organisiert und angeführt wurde der Protest in der Hauptstadt Washington von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, wo ein ehemaliger Mitschüler am Valentinstag 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen hatte. "Wir sind der Wandel", rief der 17-jährige Cameron Kasky aus, einer der Parkland-Überlebenden. Er kündigte an, dass seine durch die Waffengewalt geprägte Generation mit langem Atem für eine "sichere Zukunft" kämpfen wolle: Der jetzige Marsch sei "nicht der Höhepunkt dieser Bewegung. Er ist der Anfang."  Die Haltung zur Schusswaffengewalt sei eine Frage von "Leben oder Tod", sagt Alex Wind, ein weiterer Parkland-Überlebender, in seiner Rede. Seine Botschaft an die Politiker lautet: "Wenn Ihr Geld von der NRA nehmt, habt Ihr Euch zugunsten des Todes entschieden."

Emma Gonzalez Bild: Reuters/J. Ernst

"Sechs Minuten und 20 Sekunden"

Einen ihrer emotionalsten Momente erreichte die Kundgebung mit dem Auftritt der Parkland-Schülerin Emma Gonzalez. Sie verharrte sechs Minuten und 20 Sekunden schweigend vor dem Mikrofon, während ihr Tränen die Wangen hinunterliefen. Genauso lang hatte das Morden an ihrer Schule gedauert. "In wenig mehr als sechs Minuten sind uns 17 unserer Freunde genommen worden (...) und jeder, absolut jeder, wurde für immer verändert", sagte Gonzalez.

"Eine Welt ohne Waffen - Punkt!"

Ein weiterer bewegender Höhepunkt war die Rede der neunjährigen Enkelin des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King. Auch sie habe "einen Traum", sagte Yolanda Renee King in Anlehnung an das berühmteste Zitat ihres Großvaters: "Dies sollte eine Welt ohne Waffen sein. Punkt!"

Yolanda Renee King, die Enkelin von Martin Luther King, (2.v.r.) fordert eine Welt ohne Waffen Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Harnik

Auch zahlreiche Prominente unterstützten den Protest. Die Reden wechselten sich mit musikalischen Auftritten unter anderen der Popsängerinnen Miley Cyrus, Ariana Grande, Jennifer Hudson, Demi Lovato und des Rappers Common ab.

Viele junge Demonstranten sprachen von ihrem Gefühl der Unsicherheit im Schulalltag. "Wir sind diejenigen, die jeden Tag Angst haben, zur Schule zu gehen", sagte die 17-jährige Lauren Tilley aus Kalifornien. "Es ist wichtig, sich an der Schule nicht zu fürchten. Denn wir sind zum Lernen da und nicht, damit wir um unser Leben kämpfen", erklärte die 13-jährige Lily Ansell aus Buffalo im Bundesstaat New York.

Große Kundgebungen fanden unter anderem auch in Parkland, Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Minneapolis, Houston, Los Angeles sowie in New York, der Heimatstadt von US-Präsident Donald Trump, statt. Dort war auch Ex-Beatle Paul McCartney unter den Protestierenden. Vor dem Trump-Tower hielten Demonstranten Schilder mit Parolen wie "Wenn unsere Führer sich wie Kinder verhalten, müssen Kinder führen" oder "Ich wähle 2020" hoch.

Schärfere Waffengesetze verlangten auch tausende New Yorker Bild: Getty Images/AFP/E. Alvarez

Trump applaudierte den "mutigen jungen Amerikanern"

US-Präsident Donald Trump hielt sich derweil auf seinem privaten Anwesen Mar-a-Lago in Florida auf. Das Weiße Haus veröffentlichte eine Erklärung, in der es hieß: "Wir applaudieren den vielen mutigen jungen Amerikanern, die heute ihr Verfassungsrecht nach Artikel 1 (Recht auf freie Meinungsäußerung) ausüben. Unsere Kinder zu schützen ist eine Top-Priorität des Präsidenten (...)."

Weltweit gab es Solidaritätsaktionen, darunter in Sydney (Australien), Tel Aviv (Israel) und London (Großbritannien). Sogar in China sollen sich Menschen versammelt haben. Auch in Deutschland fanden vereinzelt kleinere Demonstrationen statt, so in Berlin, München, Hamburg und Bonn.

se/bru (rtr, ap, dpa, afp)

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