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KonflikteNahost

Massiver iranischer Raketen- und Drohnenangriff auf Israel

Veröffentlicht 14. April 2024Zuletzt aktualisiert 14. April 2024

Erstmals in der Geschichte des Irans hat das Land seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Abgefeuert wurden mehr als 300 unbemannte Kampfdrohnen, Marschflugkörper und Raketen.

Israel Jerusalem | Objekte am Himmel nach iranischem Angriff
Flugobjekte über IsraelBild: Ronen Zvulun/REUTERS

Ungeachtet internationaler Warnungen hat der Iran seine Drohungen wahrgemacht und Israel in der Nacht zum Sonntag angegriffen. Die große Mehrheit der Drohnen, Marschflugkörper und Raketen sei vom Abwehrsystem noch außerhalb der Grenzen Israels abgefangen worden, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari mit. Nur "wenige" ballistische Raketen seien bis nach Israel durchgedrungen, ergänzte er.

Der Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Daniel HagariBild: dts Nachrichtenagentur/IMAGO

Ein Mädchen sei verletzt worden, sagte Hagari weiter. Eine Militärbasis im Süden des Landes sei getroffen, aber nur leicht beschädigt worden. Laut Militär wurde die Bevölkerung unter anderem im Süden Israels, am Toten Meer, im Großraum Jerusalem sowie im Norden des Landes vor der Attacke gewarnt.

DW-Korrespondent Amien Essif hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffs in Jerusalem auf. Er stand in der Jaffa Street und sprach mit Leuten. Im Internetdienst X veröffentlichte er ein kurzes Video. Die zu hörenden Explosionen stammten vermutlich von der israelischen Luftabwehr.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte sich kurz vor dem iranischen Angriff an die Bürger seines Landes gewandt. "Der Staat Israel ist stark. Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (Israel Defence Forces, IDF) sind stark. Wir wissen es zu schätzen, dass die USA an der Seite Israels stehen, ebenso wie die Unterstützung Großbritanniens, Frankreichs und vieler anderer Länder", sagte er. "Wir haben ein klares Prinzip: Wer uns schadet, dem schaden wir auch", betonte Netanjahu.

Raketenangriffe auch aus dem Libanon und dem Jemen

Zeitgleich mit den iranischen Luftattacken griffen auch die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die mit dem Mullah-Regime in Teheran verbündeten Huthis im Jemen Ziele in Israel an.

Verteidigungsminister Yoav Gallant (2.v.r.) bei einer Sitzung des israelischen Kriegskabinetts in der Nacht zum Sonntag Bild: Israeli Ministry of Defense/Handout/Anadolu/picture alliance

Nach Angaben aus dem Weißen Haus in Washington wurden einige der anfliegenden iranischen Kampfdrohnen und Raketen von US-Streitkräften in der Region abgefangen. Auch Frankreich unterstützte Israel bei der Abwehr, wie die israelischen Streitkräfte mitteilten. Israels Nachbarland Jordanien fing beim nächtlichen Angriff ebenfalls mehrere Flugobjekte ab. An mehreren Orten seien Teile der Flugkörper vom Himmel gefallen, hieß es nach einer Sitzung des jordanischen Kabinetts in der Hauptstadt Amman. Die Armee werde auf alle Bedrohungen antworten, die die Sicherheit der Bürger gefährde oder Jordaniens Territorium und dessen Luftraum.

 Großbritannien kündigte an, als Reaktion auf Irans Angriffe weitere Kampfflugzeuge in die Region zu entsenden.

Am Mittwoch gedroht 

Der Iran hatte am Mittwoch mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht. Dabei waren Anfang April 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen  Revolutionsgarden. 

Der jetzige Angriff sei eine Reaktion auf die "Aggression" Israels gegen das iranische Konsulat in Damaskus, erklärte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen (UN) im Onlinedienst X. Zugleich warnte der Iran Israel vor einem Gegenangriff. "Sollte Israel Vergeltung üben, wird unsere Antwort viel größer sein als die militärische Aktion von heute Nacht", kündigte der Stabschef der Streitkräfte, Mohammad Bagheri, an. Ähnlich äußerte sich der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hossein Salami. 

Warnungen aus Ägypten  

Die ägyptische Regierung hatte vor dem iranischen Angriff auf Israel die Führung in Teheran ermahnt und zu äußerster Zurückhaltung aufgerufen. Ein Angriff wäre ein Zeichen einer "gefährlichen Eskalation" zwischen den beiden Ländern, teilte das ägyptische Außenministerium am Samstagabend mit.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi bemüht sich neben Katar und den USA seit Monaten um Vermittlung im Israel-Hamas-Krieg Bild: John Macdougall/AP Photo/picture alliance

Ägypten habe schon zuvor vor einer Ausweitung des Konflikts infolge des Israel-Hamas-Kriegs im Gazastreifen gewarnt, erklärte das Außenministerium. Die Regierung in Kairo sei in ständigem Kontakt mit allen beteiligten Parteien, um die Eskalation zu stoppen, hieß es weiter. Ägypten hatte 1979 als erstes arabisches Land Frieden mit Israel geschlossen.

Pro-iranische Milizen in Syrien, im Irak, im Libanon und im Jemen haben seit dem Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober zahlreiche Angriffe auf israelische Ziele verübt. Israel reagierte nach dem Terrorangriff der Hamas mit einer großangelegten Offensive im Gazastreifen. Sowohl der Iran als auch die von Israel, der EU, den USA und weiteren Staaten als Terrororganisation gelistete Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben.

se/wa/ai (dpa, afp, ap, rtr, cnn) 

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