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KonflikteUkraine

Massiver russischer Luftangriff auf Kyjiw

24. Mai 2025

Wenige Stunden nach einem Gefangenenaustausch hat Russland die Ukraine erneut mit Drohnen und Raketen attackiert. Schwerpunkt des nächtlichen Angriffs war die Hauptstadt Kyjiw.

Ein helles Licht einer Explosion und Rauch über der nächtlichen Skyline von Kyjiw (23.05.2025, 23:31 Uhr)
Aufnahme einer Drohnenexplosion über KyjiwBild: Gleb Garanich/REUTERS

Die Rufe nach einer Waffenruhe sind im Kreml offenbar ungehört verhallt. Russland griff in der Nacht die Ukraine aus der Luft an. Schwerpunkt war nach ukrainischen Angaben die Hauptstadt Kyjiw und deren Umgebung. Nach dem Einflug erster Gruppen von Kampfdrohnen warnte Bürgermeister Vitali Klitschko vor weiteren Angriffen. "Geht in Deckung", forderte er die Bewohner Kyjiws per Social-Media auf. Viele Bürger suchten wieder Schutz in U-Bahn-Stationen.

Nach Polizeiangaben wurden in der Nacht mindestens 15 Menschen in Kyjiw verletzt, zwei weitere im Umland. Wie die Militärverwaltung meldet, wurden Wohnhäuser von herabfallenden Trümmern abgeschossener Drohnen getroffen. In zwei Bezirken seien Brände in Wohngegenden ausgebrochen, so Militärverwalter Tymur Tkatschenko. Die Rettungsdienste seien im Einsatz.

Mehr als sieben Stunden Luftalarm

Am stärksten betroffen war der Stadtteil Obolon, wo ein Wohnhaus bei dem russischen Angriff schwer beschädigt wurde. Anwohner Juri Bondartschuk sagte der Nachrichtenagentur AP, dass Sirenenalarm losging und Drohnen kamen. Augenblicke später hörte er einen Knall und sah zerbrochenes Glas durch die Luft fliegen. "Der Balkon ist völlig zerstört, ebenso die Fenster und die Türen", beschreibt Bondartschuk den Schaden an seiner Wohnung.

Angegriffenes Wohngebäude in KyjiwBild: Anastasiia Shepeleva/DW

Insgesamt dauerte der Luftalarm in Kyjiw mehr als sieben Stunden. Russland habe 250 Langstrecken-Drohnen und 14 ballistische Raketen eingesetzt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die Luftabwehr fing demnach sechs Iskander-Raketen und 245 Schahed-Drohnen ab. Der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak sagte, Russland tue alles, "um einen Waffenstillstand zu verhindern und den Krieg fortzusetzen".

Lawrow kündigt Bedingungen für Friedensabkommen an

Vergangene Woche hatten sich Vertreter Russlands und der Ukraine erstmals seit drei Jahren zu direkten Gesprächen getroffen. In Istanbul in der Türkei vereinbarten beide Seiten den Austausch von 1000 Gefangenen. Auf diese Weise kamen an diesem Freitag jeweils 390 Gefangene frei und am Samstag weitere 307. Parallel kündigte der russische Außenminister Sergej Lawrow einen Vorschlag für eine Beendigung des Krieges an.

Russlands Außenminister Lawrow (am Freitag in Moskau)Bild: Mikhail Sinitsyn/ZUMA Press/IMAGO

Russland werde bereit sein, der Ukraine einen Entwurf mit Bedingungen für ein langfristiges Friedensabkommen zu übergeben, zitiert die russische Nachrichtenagentur Interfax den Minister. "Sobald der Kriegsgefangenenaustausch abgeschlossen ist, dann werden wir bereit sein, der ukrainischen Seite den Entwurf eines solchen Dokuments, den die russische Seite jetzt vollendet, zu übergeben", sagte Lawrow.

Ukraine fordert stärkeren internationalen Druck auf Russland

Statt eines "Friedensmemorandums" schicke Russland "tödliche Drohnen und Raketen auf die Zivilbevölkerung", sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha. "Dies ist Russlands Antwort auf die internationalen Friedensbemühungen und ein klarer Beweis dafür, dass ein verstärkter Sanktionsdruck auf Moskau notwendig ist, um den Friedensprozess zu beschleunigen."

Von Russland bei Gefangenenaustausch freigelassene Ukrainer (am Freitag)Bild: Ukraine's President Volodymyr Zelenskiy via Telegram/REUTERS

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief dazu auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. Die Führung in Moskau könne nur durch "zusätzliche Sanktionen, die auf Schlüsselsektoren der russischen Wirtschaft abzielen", zu einer Waffenruhe bewegt werden, ließ Selenskyj verlauten. Russland ziehe den Krieg in die Länge.

Auch Russland meldet Angriffe auf sein Territorium: Die Ukraine habe seit Dienstag 788 Drohnen und Raketen gegen Russland eingesetzt, meldet die russische Armee. Zum Teil lassen sich russische und ukrainische Angaben nicht unabhängig überprüfen.

AR/fab (rtr, dpa, afp, ap)

Redaktionsschluss: 17.00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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