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Masters-Sieger Rory McIlroy - Golfprofi mit Haltung

14. April 2025

Als erst sechster Golfprofi der Geschichte hat Rory McIlroy mit dem Triumph in Augusta den sogenannten Karriere-Grand-Slam geschafft. Der Nordire ist ein Publikumsliebling - auch weil er sich nicht verbiegen lässt.

Golfstar Rory McIlroy winkt im grünen Sieger-Jackett des Masters den Fans
Am Ziel seiner Träume: Golfstar Rory McIlroy im grünen Sieger-Jackett des Masters Bild: Kyodo News/IMAGO

Rory McIlroy schämte sich nicht seiner Emotionen. Als er in einem dramatischen Finale das Masters in Augusta im US-Bundesstaat Georgia gewonnen hatte, sank der Nordire am letzten Loch auf den Rasen und ließ seinen Freudentränen freien Lauf. Elf Jahre lang hatte McIlroy auf diesen Moment gewartet. Mit dem Triumph hat der 35 Jahre alte Golfprofi den sogenannten Karriere-Grand-Slam geschafft. Darunter versteht man Siege bei den vier wichtigsten und traditionsreichsten Turnieren des Golfsports. Neben dem Masters in Augusta sind das die US Open (McIlroy gewann dort 2011),  die PGA Championship (2012 und 2014) und die British Open (2014).

Geschafft - Rory McIlroy kniet nach dem Sieg im Stechen gegen Justin Rose auf dem RasenBild: Kyodo News/IMAGO

"Ich war nicht sicher, ob ich es jemals schaffen werde", sagte McIlroy nach dem erlösenden Triumph im 17. Anlauf in Augusta und lächelte: "Nach so vielen Jahren mit der Last des Grand Slams auf meinen Schultern frage ich mich nun allerdings, worüber wir im nächsten Jahr sprechen sollen."

Tiger Woods: "Willkommen im Klub"

McIlroy ist erst der sechste Profigolfer, der den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat. Vor ihm war dieses Kunststück lediglich den US-Golflegenden Jack Niklaus und Tiger Woods, dem Südafrikaner Gary Player sowie den einstigen, längst verstorbenen US-Golfstars Gene Sarazen (1902-1999) und Ben Hogan (1912-1997) gelungen. "Willkommen im Klub, Rory McIlroy", schrieb Woods auf seinen Social-Media-Accounts. "Jetzt bist du ein Teil der Geschichte. Ich bin stolz auf dich."

Der 49 Jahre alte Woods hatte in Augusta wegen einer Achillessehnenverletzung nicht antreten können. Wer das Masters gewinnt, erhält neben der üppigen Siegprämie - in diesem Jahr die Rekordsumme von 4,2 Millionen US-Dollar - nicht nur das begehrte "Grüne Sakko", sondern auch ein lebenslanges Startrecht bei diesem Turnier. In diesem Jahr hatte die deutsche Golf-Legende Bernhard Langer, Sieger der Jahre 1985 und 1993, zum letzten Mal am Masters teilgenommen. Der 67-Jährige hatte sich jedoch nicht für die entscheidenden beiden letzten der vier Spielrunden qualifizieren können, war aber von den Golf-Fans ebenso bejubelt worden wie der spätere Sieger McIlroy.

Erfolgreich und bodenständig

Der Nordire ist ein Publikumsliebling. Nicht nur wegen seines überragenden Könnens, sondern auch wegen seines bescheidenen Auftretens - trotz der mehr als 100 Millionen Dollar Preisgeld, die er inzwischen in seiner Karriere gewonnen hat. In der Stunde des Triumphs in Augusta würdigte McIlroy seinen Caddie Harry Diamond, einen Freund seit seinen Kindertagen.

"Ich könnte mir niemand besseren vorstellen, mit dem ich das teilen könnte, als mit ihm", sagte der Sieger über den Mann, der während der Turniere seine Schläger trägt und ihn berät. McIlroy wuchs in der nordirischen Stadt Holywood in einfachen Verhältnissen auf. Seine Eltern schufteten fast rund um die Uhr in verschiedenen Jobs, um ihrem Sohn eine Golfkarriere zu ermöglichen.

Früh übt sich - Rory McIlroy mit seiner vierjährigen Tochter PoppyBild: Kyodo News/IMAGO

McIlroys außergewöhnliches Talent wurde schon im Kindesalter offenkundig. Bereits mit neun Jahren gelang ihm sein erstes "Hole in One", ein Treffer mit nur einem Schlag über die gesamte Bahn ins Loch. Mit 15 spielte er sein erstes Profiturnier, mit 21 Jahren gewann er mit den US Open sein erstes Major-Turnier, mit 22 eroberte McIlroy erstmals die Spitze der Weltrangliste - als zweitjüngster Spieler aller Zeiten nach Tiger Woods, der die Top-Position mit 21 geschafft hatte.

"Ich habe noch nie jemanden mit einer so perfekten Technik gesehen", sagte Bernhard Langer zu jener Zeit über McIlroy. Viele hielten ihn damals für den Nachfolger von Superstar Woods. Siebenmal gewann McIlroy mit dem Team Europas den Ryder Cup, das prestigeträchtige Duell mit den besten Golfprofis der USA. Doch der Nordire musste auch durch einige sportliche und private Täler gehen. Er kämpfte sich zurück. Und er zeigte Haltung.

Kritisch gegenüber Saudi-Arabien: "Zum Tango gehören immer zwei"

Als Saudi-Arabien vor drei Jahren begann, sich über eine geldträchtige neue Turnierserie auch im Golfsport massiv Einfluss zu verschaffen, gehörte McIlroy zu den entschiedensten Kritikern unter den Profis. "Ich hoffe, dass sie [die neue LIV-Serie] verschwindet," sagte der Nordire. Bereits 2019 hatte er eine Einladung zu einem Turnier in Saudi-Arabien ausgeschlagen und auf die problematische Menschenrechtslage in dem Golfstaat hingewiesen. Menschenrechtsorganisationen werfen den Machthabern in der Hauptstadt Riad Sportswashing vor. Mit glanzvollen Sportveranstaltungen solle von Menschenrechtsverletzungen abgelenkt werden.

Zusammen mit Woods gründete McIlroy 2022 eine eigene Golf-Liga, die mit dem etablierten PGA-Verband zusammenarbeitet. Auch wenn er inzwischen gegenüber Saudi-Arabien etwas versöhnlichere Töne anschlägt, bleibt er weiter skeptisch.

Einen Deal der PGA mit den Saudis um jeden Preis lehnt er ab. "Zum Tango gehören immer zwei", sagte McIlroy kürzlich. "Wenn also eine Partei willig und bereit ist und die andere nicht, dann wird es schwierig."