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Gesellschaft

Akademisches Upgrade für Spione

13. Juli 2019

Sicherheitsgeprüfte Studierende, Seminare in abgeriegelten Räumen: Mit dem neuen Masterstudiengang "Intelligence and Security Studies" soll die künftige Generation von Geheimdienstlern ausgebildet werden.

Masterstudiengang "Intelligence and Security Studies"
Luisa W. ist eine von rund 50 Studierenden des neuen MasterstudiengangsBild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Luisa W. kommt gerade aus einer Politik-Vorlesung. Was nach einem ganz normalen Studium klingt, ist in Wirklichkeit eine geheime Veranstaltung. Denn Luisa kann ihren richtigen Nachnamen nicht nennen und studiert in einem Hochsicherheitsgebäude. Der Name des Masterstudiengangs lautet "Intelligence and Security Studies" (MISS).

Luisa W. kommt vom Bundesnachrichtendienst. Sie hat schon in verschiedenen Bereichen gearbeitet: Beim Analyseteam zu Terrorismus, im operativen Bereich und in der Verwaltung. Nach zehn Jahren Dienst kann sie nun zwei Jahre lang studieren.

"Ich mag es, mal aus dem Arbeitsleben herauszukommen und Zeit zu haben, über verschiedene Themen nachzudenken. Mich beschäftigt zum Beispiel das Verhältnis zwischen Nachrichtendiensten und der Gesellschaft", sagt sie der DW. Zu den Angeboten des Studiengangs gehören Kurse wie "Intelligence Analysis" und "Cyber and Intelligence".

Zivilisten können sich im MISS-Studiengang nicht einschreiben. Die Bewerber müssen einem der deutschen Geheimdienste - also Bundesnachrichtendienst, Militärischem Abschirmdienst, Bundesamt oder den Landesämtern für Verfassungsschutz - oder der Bundeswehr angehören. Außerdem sind auch im Staatsschutz tätige Polizisten und Bedienstete der Ministerien im sicherheitspolitischen Bereich zugelassen. Sowohl Studenten als auch Professoren müssen eine Sicherheitsprüfung durchlaufen. 

Praxis der Polizisten

Begonnen hat der MISS-Studiengang schon im Januar. Aber die einführenden Kurse mussten nur die Studierenden belegen, die bisher nicht für einen der Geheimdienste gearbeitet haben. Jetzt kommen alle Studierenden in Berlin zusammen.

Proteste nach dem NSU-Urteil: Die Morde der rechtsextremen Gruppe offenbarten Schwächen im System der GeheimdiensteBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

"Es ist eine sehr heterogene Studierendenschaft. Ich habe sehr junge Studierende aus der Bundeswehr, die sind 22 oder 23 Jahre alt. Es gibt aber auch Studierende aus den Nachrichtendiensten. Die haben viel erlebt, haben zu Rechts- und Linksradikalismus gearbeitet. Die bringen viel mit, erzählen aus der Praxis und beleben dadurch die Lehre“, sagt einer der beiden Studiengangsleiter Jan-Hendrik Dietrich.

Geschwächte Geheimdienste

Vier Jahre lang wurde der Master konzipiert. Der Studiengang ist auch eine Reaktion auf die Krisen der Nachrichtendienste. Cyber-Attacken oder die Untersuchungsausschüsse zu den Morden der rechtsextremen NSU-Gruppe haben Schwächen im System der Geheimdienste offenbart. Das soll sich auch dank des MISS-Studiengangs ändern.

"Hier im Studium lernen die verschiedenen Mitarbeiter aus allen Bereichen gemeinsame Werte. Das verstärkt die Zusammenarbeit, was sich gerade in Bereichen wie Terrorismus positiv auswirken kann", sagt Studiengangsleiter Dietrich.

Dietrich und seine Kollegen haben sich bei der Konzeption des Studiengangs von internationalen Experten beraten lassen. An Universitäten in den USA und Großbritannien gibt es schon seit Jahrzehnten entsprechende Studiengänge, die Geheimdienstmitarbeiter ausbilden.

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Ziel ist es, eine sogenannte Intelligence Community aufzubauen. Statt einer Reihe von Sicherheitsbehörden, die einzeln für sich arbeiten, soll es eine neue Form der Vernetzung geben. "Wir wollen kritische und reflektierte Führungskräfte ausbilden, keine Ja-Sager, die nur das aufschreiben, was die Bundesregierung lesen möchte", sagt Dietrich. Nach dem Studiengang sollen die Studierenden sensibilisiert in den Dienst zurückkehren und stärker mit verschiedenen Behörden zusammen arbeiten.

So wie Luisa W. Sie hat zwar bereits in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Aber der Schwerpunkt des Masters auf  "Cyber Security" gibt ihr neue Perspektiven mit: "In dem Bereich habe ich bisher wenig gearbeitet. Es ist gut, bei der Analyse von Daten auch zu wissen, wie die Informationen gewonnen wurden.“ Sie wird nach den zwei Jahren in den Bundesnachrichtendienst zurückkehren. Als Teil einer neuen Intelligence Community: “Ich war bislang auch eine Generalistin. Das werde ich auch nach dem Studium fortsetzen, aber dann eben in einer anderen Funktion, mit mehr Verantwortung.”

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