Stones covern mit "Blue & Lonesome" Größen des Blues
Rick Fulker
1. Dezember 2016
Auf ihrem neuen Album "Blue & Lonesome" besinnen sich die Rolling Stones auf ihre Wurzeln - und covern Lieder von Blues-Größen. Wir zeigen Ihnen, wer ihre musikalischen Vorbilder sind.
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Die Großen des Blues
Das neue Album "Blue & Lonesome" der Rolling Stones ist eine Hommage an die Großen des Blues - und eine Rückbesinnung auf ihre eigenen Wurzeln. Denn die lagen auch bei den Stones im Blues.
Bild: picture-alliance/jazzarchiv/H. Schiffler
Mathis James Reed (1925–1976), genannt Jimmy Reed
Von Mississippi ging er 1943 nach Chicago und schuf eine ganze Reihe von Hits. Sein Stil: eingängige, tanzbare und leicht sing- und spielbare Lieder. Seine Musiker-Kollegen lachten den alkoholabhängigen Künstler aus - es gab den Sprichwort: "Keiner mochte Jimmy Reed außer den Menschen". Auf Elvis Presley und die Rolling Stones übte er großen Einfluss aus.
Marion Walter Jacobs (1930–1968), genannt Little Walter
Er war der Erste, der die Harmonika elektroakustisch verstärkte und wird wegen seines Innovationsreichtums mit Django Reinhardt, Charlie Parker und Jimi Hendrix verglichen. Nach seinem Hit "Juke" im Jahr 1952 folgten 14 weitere Top Ten-Hits. Ebenso ausschweifend wie der Klang seiner Harmonika war auch sein selbstzerstörerisches Leben: Er starb im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer Schlägerei.
Chester Burnett (1910–1976), genannt Howlin' Wolf
Mit seiner rauen, kräftigen Stimme machte er seinem Künstlernamen alle Ehre. Sein meist verkauftes Album "The London Howlin' Wolf Sessions" entstand 1970; beteiligt waren Eric Clapton und die Rolling Stones. Der Schallplattenproduzent Sam Phillips, der später Elvis Presley, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash entdeckte, sagte einmal, Wolf sei der tiefgründigste Künstler, mit dem er je gearbeitet habe.
Bild: Getty Images/Hulton Archive
Johnny Lamont Merrett (1943–2002), genannt Little Johnny Taylor
Nicht mit Johnnie Taylor zu verwechseln, wurde dieser Sänger in Gregory, Arkansas, geboren, ging 1950 nach Los Angeles, ließ seinen Gospel-Background hinter sich und widmete sich fortan dem Blues. Sein größter Hit war "Part Time Love" (1963). Er trat bis zu seinem Tod im Jahr 2002 auf. Sein Vokalstil, spontan und eindringlich, ist unverwechselbar.
Bild: Ace Records
Otis Hicks (1913–1974), genannt Lightnin' Slim
Bodenständige Country-Blues und ein rauer, expressiver Gesangsstil sind seine Markenzeichen - und auch die düstere Stimmung seiner Lieder. In seinem ersten Hit "Bad Luck Blues" heißt es: "Wenn es kein Pech gäbe, gäbe es für mich doch gar kein Glück." Der Bauernjunge aus Louisiana lernte Gitarre von seinem älteren Bruder und verkörperte bis zu seinem Tod den lässigen Louisiana-Blues-Stil.
Bild: Ace Records
Otis Rush (*1935)
Mit 81 Jahren ist er der einzige noch lebende Blues-Musiker, der von den Stones auf ihrem neuen Album gecovert wird. Er ist für seine Furcht einflößenden Gitarrenriffs berühmt, aber auch für seine ausdrucksstarke Tenorstimme. Der Linkshänder spielt die Gitarre nur verkehrt herum oder auf dem Kopf. 1994 nahm er nach langer Pause ein Studioalbum auf und gewann vier Jahre später einen Grammy.
Bild: picture-alliance/jazzarchiv/H. Schiffler
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Die Rolling Stones erwecken auf ihrem neuen Album "Blue & Lonesome" noch einmal Songs der Großen des Blues zum Leben. In unserer Bildergalerie erfahren Sie mehr über die Blues-Künstler und ihre Songs, die die Stones in ihrem neusten Werk covern.
Die englischen Alt-Rocker spielen Blues. Passt das zusammen? Sehr wohl, denn mit seinen strengen rhythmischen und harmonischen Strukturen und der großen Emotionalität ist der Blues nicht nur Urquell des Jazz, sondern auch des Rock 'n' Roll. Der Blues entwickelte sich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem aus den Liedern, die die afroamerikanischen Sklaven in den USA bei der Arbeit sangen, um diese erträglicher zu machen.
Der Blues ist größtenteils eine Domäne schwarzer Musiker geblieben. "Blues" bedeutet im Englischen "trauriges Gefühl" - doch musikalisch ist er nicht auf diese Grundstimmung beschränkt.
In Chicago entsteht ein neue Blues-Stil
Ende der 1940er, Anfang der 1950er-Jahre entstand vor allem in Chicago ein neuer Blues-Stil mit elektrischen Gitarren und Verstärkung. Viele Blues-Musiker wie Samuel Gene Maghett(1937–1969), genannt Magic Sam, oder Eddie Taylor (1923–1985) verließen in jungen Jahren die Südstaaten Mississippi, Louisiana oder Arkansas und gingen nach Chicago, um die Wiederbelebung der Blues mitzugestalten.
Einige starben jung - wie der Blues-Gitarrist und Sänger Magic Sam im Alter von 32 Jahren an einem Herzinfarkt. Eddie Taylor blieb dagegen lange produktiv - und verkaufte wohl mehr Platten nach seinem Tod als zu Lebzeiten. Taylor, der vielseitige Gitarrist, Sänger und Bandleader, prägte stark den elektrischen Blues-Stil Chicagos. In seiner Jugend hatte er sich selber und seinem Freund Jimmy Reed das Gitarrespielen beigebracht. Lange blieb Taylor im Schatten von Reed und anderen Größen bis zu seinem großen Hit "I Feel So Bad" im Jahr 1972. Dieses Lied hat es nicht als Cover auf die neue Stones-Platte geschafft, dafür aber "Ride 'em on Down" von Eddie Taylor.
Das Blues-Album der Rolling Stones gibt es ab dem 2. Dezember im Handel.