Matthias Steiner - Gold für die tote Ehefrau
19. August 2008
Es ist eine dieser Geschichten, die wohl nur Olympia schreiben kann. Da ist ein österreichischer Gewichtheber aus Wien, der zu den stärksten Männern der Welt gehört. Doch wie es im Sport häufig so ist, überwirft er sich mit seinen Verbandsoffiziellen. Außerdem ist er unzufrieden mit seiner sportlichen Heimat, sieht nicht genug Perspektiven und sucht so nach den Olympischen Spielen von Athen nach einer neuen sportlichen Heimat.
Kurzes Glück
Da läuft ihm im richtigen Moment die große Liebe seines Lebens über den Weg und er zieht nach Deutschland, wo er für Chemnitz startet. Im Dezember 2005 heiratet er seine Susanne. Doch das Glück meinte es nicht gut mit den beiden. Im Juli 2007 kam die 23jährige bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Künftig wurde das Training, die Konzentration auf den Wettkampf zur Therapie für den 26jährigen.
Stärke aus Trotz
Aber das Drama um seine Frau machte ihn, der zu allem Überfluss als Diabetiker auch noch mehrmals am Tag seinen Blutzuckerspiegel messen und Insulin spritzen muss, auch stark. "Es ist die Wut über das, was passiert ist , die mich stärker macht. Ich habe das Wertvollste in meinem Leben verloren. Was soll jetzt noch passieren." So formuliert Steiner seine neue, ihm auferzwungene Lebenseinstellung. Nach dreijährigem Kampf bekam er im Januar endlich die deutsche Staatsbürgerschaft, für die auch seine Frau gekämpft hatte. Prompt gewann er den vorolympischen Wettkampf in Peking und im April bei der Europameisterschaft zumindest das Reißen. Als er nun in Peking die entscheidende Last im Stoßen zur Hochstrecke brachte, kannte der Jubel zunächst kein Ende mehr.
Bei der Siegerehrung dann stille Einkehr – mit dem Bild seiner Susanne in der Hand, das er immer bei sich hat. Vor der Zukunft hat Matthias Steiner etwas Angst. Nach Olympia, sagt er, werde er sich ein neues Ziel setzen müssen, um nicht in ein tiefes Loch zu fallen.