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Schachmann: "Geister-Tour besser als keine Tour"

Herbert Schalling
27. März 2020

Auch für Maximilian Schachmann bringt die Corona-Krise einschneidende Veränderungen mit sich. Im Interview erläutert der Radprofi, warum er sein Pensum nicht verringert, was ihn motiviert und welche Ziele er verfolgt.

Motorrad - Großer Preis von Deutschland | Maximilian Schachmann, Deutscher Meister 2019
Bild: picture-alliance/Augenklick/Roth

DW: Der Gesamtsieg bei der Fernfahrt Paris-Nizza Mitte März war der bisher größte Erfolg ihrer Karriere. Im Zeichen der Corona-Pandemie ist er aber fast untergegangen. Wie blicken Sie auf diesen Erfolg ?

Maximilian Schachmann: Es war für mich eine Riesensache, das Rennen zu gewinnen. Nach dem Sturz bei der Tour de France im letzten Sommer hatte ich nie Zweifel, wieder erfolgreich Rad zu fahren. Trotzdem war es für mich eine Bestätigung auf meinem Weg nach oben, den ich fortsetzen möchte. Der Sieg ist für mich Motivation weiter hart zu arbeiten

Das weltweit grassierende Corona-Virus verändert gerade die Welt. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Ich verfolge natürlich jeden Tag die aktuellen Meldungen. Ich versuche, meinen Teil beizutragen, dass die Krise überwunden werden kann. Ich konzentriere mich auf meinen Job. Nach dem Training bin ich meistens zu Hause, erledige nur die nötigsten Dinge, vermeide Kontakte.

Im Gegensatz zu anderen Sportlern können Sie trainieren. Die Straßen sind ja nicht gesperrt.Wie sieht ihr Tagesablauf aus ?

Ich trainiere unterschiedlich. Kurze, intensive Einheiten wechseln sich mit längeren Strecken ab. Da spule ich stundenlang nur die Kilometer runter, bis zu drei Stunden. Weil jetzt die Radrennen fehlen, versuche ich diese Belastung im Training zu simulieren. Es ist kein Training mit angezogener Handbremse. Irgendwann geht es ja weiter. Dann will ich bereit sein.  

Radsportler sind häufig in Gruppen unterwegs. Ist es schwer, bedingt durch Corona, allein zu trainieren ?

Für mich ist das kein Problem. Ich bin es gewohnt. Mache es seit Jahren schon so, weil es mich mich effizienter ist.

Jetzt ist die Zeit der Frühjahrs-Klassiker. Diese Rennen fallen jetzt weg. Der Giro d`Italia, bei den Sie auch an den Start gehen wollten, ist verschoben. Was bleibt von dieser Saison ?

Als Sportler vermisse ich natürlich die Ein-Tages-Rennen im Frühjahr, die ich sehr gern gefahren wäre. Aber ich trauere denen jetzt nicht hinterher. Ich blicke eigentlich immer positiv in die Zukunft. Ich habe gehört, dass die Organisatoren planen, die Tour de France stattfinden zu lassen. Wenn nicht zum geplanten Zeitpunkt, dann später. Das wäre ein Ziel, das ich anpeilen möchte. 

Die französische Sportministerin Roxana Maracianu bringt eine Frankreich-Rundfahrt ohne Zuschauer ins Spiel. Ist das für Sie vorstellbar ?

Dem Rennen würde natürlich die Atmosphäre fehlen. Rund zehn Millionen Zuschauer stehen jedes Jahr an der Strecke. Aber es sind besondere Zeiten und da muss man auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen. Eine Geister-Tour wäre in meinen Augen besser als keine Tour.

Das Interview führte Herbert Schalling

Der 26 Jahre alte Maximilian Schachmann gilt als guter Zeitfahrer, der Stärken am Berg hat, aber auch Sprints in kleinen Gruppen gewinnen kann. 2011 wurde Schachmann Junioren-Vizemeister im Straßenrennen. 2018 wurde der Berliner Allrounder zum Radprofi des Jahres gewählt. Schachmann wechselte 2019 zum Team Bora-hansgrohe. Anfang März gewann er die erste Etappe von Paris-Nizza im Sprint. Im Anschluss verteidigte Schachmann die Gesamtführung des wegen der COVID-19-Pandemie um einen Tag verkürzten Rennens auch auf der Bergankunft des Schlussabschnitts und wurde damit erster deutscher Gesamtsieger nach Tony Martin im Jahr 2011. Schachmann lebt und trainiert mittlerweile in der Schweiz.     

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