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Politik

May beschuldigt Moskau nach Giftanschlag auf Ex-Spion

12. März 2018

Russland sei "höchstwahrscheinlich" für das Nervengift-Attentat auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal verantwortlich, sagt Großbritanniens Premierministerin Theresa May - und stellt Moskau ein Ultimatum.

UK Ministerpräsidentin Theresa May (picture-alliance/empics/PA Wire)
Bild: picture-alliance/dpa/empics/PA Wire

Nach der Vergiftung des russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal hat die britische Premierministerin Theresa May Russland ein Ultimatum gestellt, um den Fall zu erklären. Moskau müsse sich bis Dienstagabend gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen äußern, sagte May in einer Rede vor dem Parlament in London. 

Entweder sei Russland für die Attacke verantwortlich oder habe zugelassen, dass das Gift in fremde Hände geraten sei. Es handele sich dabei um ein vom Militär genutztes Mittel aus der Gruppe der Nowitschok-Nervengifte, die ursprünglich in Russland entwickelt worden seien. Die rund 100 Varianten gehören zu den tödlichsten Nervenkampfstoffen, die jemals hergestellt wurden.

Großbritannien habe den Botschafter Russlands einbestellt, so May. Wenige Stunden zuvor hatte die Regierungschefin eine Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats geleitet, an dem Vertreter der Politik, der Geheimdienste und der Streitkräfte teilnahmen. Mit Mays Erklärung dürfte sich das Verhältnis zwischen London und Moskau weiter verschlechtern. Moskau hat jegliche Beteiligung an dem Attentat abgestritten und London antirussische Propaganda vorgeworfen.

Russland: "Eine Zirkusnummer"

Das russische Außenministerium sprach in einer Reaktion auf Mays Rede von einer "Zirkusnummer" im britischen Parlament. Die Nachrichtenagentur Tass zitierte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa mit der Aussage, es handele sich um eine "reguläre informationspolitische Kampagne, basierend auf Provokationen".

Ermittlungen im englischen Winterslow nach dem Giftanschlag gegen SkripalBild: picture-alliance/dpa/AP Photo/A. Matthews

Der 66-jährige Sergej Skripal und seine 33 Jahre alte Tochter Yulia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury entdeckt worden. Sie befinden sich weiterhin in einem kritischen Zustand. Insgesamt mussten 21 Menschen im Krankenhaus behandelt werden, darunter auch ein Polizist. Er ist bei Bewusstsein und ansprechbar.

Militär unterstützt Ermittlungen

Hunderte Beamte der britischen Anti-Terror-Einheit ermitteln mit Unterstützung der Streitkräfte in dem Fall. Am Wochenende fanden sie in einer Pizzeria und in einem Pub in Salisbury Überreste des verwendeten Nervengifts. Besuchern beider Lokale wurde nahegelegt, vorsichtshalber ihre persönlichen Gegenstände zu waschen.

Skripal soll für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 gearbeitet und diesen über russische Agenten in Europa informiert haben. 2004 flog der ehemalige Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU auf und wurde festgenommen. In Russland wurde er zu 13 Jahren Lagerhaft verurteilt. Er kam allerdings 2010 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs frei und lebte seither in Großbritannien. Der Fall erinnert an den Mord an dem Ex-Agenten und Kremlkritiker Alexander Litwinenko, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergiftet wurde. Die Spuren der Täter führten damals nach Moskau.

hk/jj (dpa, afp)

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