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Mazedonischer Ex-Innenminister Boskovski hat sich nach Kroatien abgesetzt

10. Mai 2004

– Auslieferung wegen Boskosvkis kroatischer Staatsbürgerschaft unmöglich

Bonn, 10.5.2004, MIA, HINA

MIA, engl., 8.5.2004

Ljube Boskovski hat am Samstag (1.5.) Mazedonien verlassen, als das Innenministerium noch keinen Haftbefehl für Boskovski erlassen hatte. Das gab Innenminister Harri Kostov am Samstag (8.5.) nach dem Treffen mit dem albanischen Minister für Öffentliche Ordnung, Igli Toska, bekannt.

"Boskovski ist beherzt nach Kroatien geflohen und hat dort erläutert, er habe eine CD vorzustellen. Kostov fügte hinzu, er solle keine Erklärungen außerhalb des Landes abgeben, sondern vor einem Untersuchungsrichter erscheinen und die CD als Beweismaterial vorstellen.

"Es gibt keine CD in den Archiven des Innenministeriums, aber wir haben von einer ausländischen Botschaft eine Niederschrift des Inhalts der CD erhalten", so Kostov.

HINA, engl., 7.5.2004

Die kroatischen Medien haben am Freitagabend (7.5.) Interviews mit dem früheren mazedonischen Innenminister und jetzigen Parlamentsabgeordneten Ljube Boskovski veröffentlicht, gegen den Interpol gestern (6.5.) einen Haftbefehl unter dem Verdacht erlassen hat, dass der den Mord an sieben illegalen Einwanderern aus Pakistan und Indien im Jahre 2002 angeordnet habe.

Boskosvki behauptet in den Interviews, er sei ein Opfer politischer Anschuldigungen mit dem Ziel, ihn aus der Politik zu entfernen.

Zur Zeit des Mordes hieß es, die Opfer seien Mitglieder einer terroristischen Gruppe, die Anschläge auf Botschaften in Skopje geplant hätten. Jetzt besteht der Verdacht, die Operation sei inszeniert worden, um die Beteiligung Mazedoniens am Krieg gegen den Terror zu demonstrieren, meldet das kroatische Fernsehen (HTV).

In seinem Interview mit HTV weist Boskosvki derartige Beschuldigungen zurück und bezeichnet sie als politische Anschuldigungen. Ihm zufolge schloss sich der mazedonische Geheimdienst im Jahre 2003 dem Kampf gegen den weltweiten Terrorismus gemeinsam mit "befreundeten westlichen Diensten" an. Laut Boskovski gibt es eine CD ROM, mit aufgenommenen Gesprächen "zwischen den Pakistanis und militanten Albanern von Al Kaida, in denen ein Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Skopje arrangiert wird".

HTV gab nicht bekannt, wann das Interview mit Boskovski stattfand. Zeitungen behaupten in ihren Freitagsausgaben, dass Boskovski in Zagreb interviewt worden sei. In seinen Interviews mit Vecernji List und Jutarnji List betont Boskosvki, er sei nicht auf der Flucht. Er werde Kroatien um Hilfe bei der Klärung seines Falles bitten und nach Mazedonien zurückkehren, um seine Unschuld zu beweisen.

Das kroatische Innenministerium bestätigte gestern den Interpol-Haftbefehl für Boskovski, der auch die kroatische Staatsbürgerschaft besitzt. Das Ministerium gab an, die kroatische Staatsbürgerschaft und das rechtliche Verfahren verhinderten eine Festnahme, da das Ministerium nicht aktiv werden könne, es sei denn, die mazedonischen Behörden übertrügen die Strafverfolgung an Kroatien. Sprecher Zlatko Mehun sagte gestern, das Ministerium kenne den Aufenthaltsort Boskovskis nicht.

Boskovski erhielt im Jahre 1993 die kroatische Staatsbürgerschaft, nachdem er eine Kroatin geheiratet hatte. Er lebte über 20 Jahre in Kroatien und nahm am Heimatkrieg teil. (...) (MK)