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Mazedonischer Innenminister Boskovski verteilt in Albanien Ausweise an Angehörige der mazedonischen Minderheit

5. August 2002

– Sozialdemokrat Popovski spricht von strafbarer Wahlverfälschung, Boskovski kündigt Ausweise für weitere "drei bis vier Millionen" ethnische Mazedonier an

Köln, 4.8.2002, DW-radio / Albanisch

Der Besuch des mazedonischen Innenministers Ljube Boskovski in der albanischen Stadt Prespa hat heftige Reaktionen ausgelöst. Der albanische Präsident Alfred Moisiu verlangte eine Erklärung, wie Minister Boskovski mit seinen bewaffneten Leibwächtern auf albanisches Territorium gelangen und wie es zu einem Treffen mit Vertretern der mazedonischen Minderheit kommen konnte.

Ljube Boskovski wandte sich bei der Zusammenkunft mit folgenden Worten an seine Zuhörer: "Lassen Sie sich nicht die Diskriminierung durch den albanischen Staat gefallen. Fordern Sie in organisierter Weise ihre Rechte. Zeigen Sie mehr nationales Bewusstsein. Bleiben Sie nicht ruhig angesichts der bestehenden Diskriminierung und der Armut, in der der albanische Staat Sie leben lässt", appellierte Boskosvski an sein Publikum.

Der Besuch und seine Rede riefen energische Reaktionen auch bei den albanischen Politikern in Mazedonien hervor. Der Abgeordnete Aziz Pollozhani, einer der Vertreter Mazedoniens im Europarat in Straßburg, erklärte in einem Interview mit unserem Programm: "Eine solche Person hat kein Recht, auf fremdem Territorium Ideen zu verbreiten, die gegen die Interessen beider Länder gerichtet sind. Die Inhalte selbst sind kein Tabu, aber die Form und Art, wie er sie geäußert hat, führen dazu, dass das gegenseitige Vertrauen, das in dieser Gegend so nötig ist, leidet.

Soweit Pollozhani. Vladimir Gjorcev, Sprecher der Partei VMRO-DPMNE, der auch Minister Boskovski angehört, wurde gefragt, warum der Minister an Angehörige der mazedonischen Minderheit in Albanien Staatsangehörigkeitsdokumente verteilt hat. Gjorcev erläuterte, es sei das Recht der Mazedonier, egal, wo sie leben, auch in Albanien, Staatsangehörigkeits- und Reisedokumente zu erhalten. Weiter sagte Gjorcev:

Gjorcev: Zu diesen technischen Details sollte sich am Besten der zuständige Vertreter des Innenministeriums äußern. Ich bin mir sicher, dass das Innenministerium die Rechtslage beachtet. Was den politischen Aspekt betrifft, denke ich, dass wir die Personen, die nicht in Mazedonien leben, aber mazedonischer Herkunft sind, nicht wie Feinde sehen sollten und uns auch nicht von ihnen distanzieren sollten. Schließlich sind sie ein unveräußerlicher Bestandteil des mazedonischen Volkes. Deshalb sollte sich Mazedonien dafür einsetzen, dass sie eine Brücke der Zusammenarbeit bilden. Die Ausgabe der Dokumente ist ein Teil des Aufbaus dieser Brücken. Beispiele für so etwas gibt es viele in der Welt, besonders dort, wo es große Diaspora-Gruppen gibt. (...)

Der Sozialdemokratische Bund Mazedoniens hat ein geheimes Schreiben des Innenministeriums veröffentlicht, in dem vorausgesehen wird, dass bis zum 3. August Personen mazedonischer Herkunft, die im Ausland leben, Staatsangehörigkeit und Ausweise erhalten können. Der Brief wurde vom Innenminister unterzeichnet. Dieser Akt stellt den Versuch einer Verfälschung der Wahlen vom 15. September dar, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Partei, Nikola Poposvki.

"Ich stelle fest, dass es sich um eine Verfälschung der Wahlen handelt und damit um eine strafbare Handlung. Wir appellieren an die staatliche Wahlkommission, den Brief als Beweismittel zu behalten, dafür, dass an Personen, die keine Einwohner der Republik Mazedonien sind, Staatsangehörigkeitsdokumente und Ausweise ausgestellt wurden.

Innenminister Ljube Boskovski bestritt das nicht und fügte hinzu, in Zukunft werde Mazedonien drei bis vier Millionen Staatsangehörigkeitsdokumente an Personen ausgeben, die mazedonischer Herkunft sind und in den Nachbarländern leben.

"Das ist nur der Anfang. Bis heute haben wir an diese Gruppe etwa 10.000 Staatsangehörigkeitsdokumente ausgegeben. In den nächsten zwei bis drei Jahren erwarten wir, dass wir drei bis vier Millionen Staatsangehörigkeitsdokumente ausstellen werden für die im Ausland lebenden Menschen mit mazedonischer Herkunft. Für die in Albanien lebenden Menschen mit mazedonischer Herkunft werden wir etwa 160.000 Dokumente ausstellen. Dieser Prozess wird fortgesetzt in Bulgarien, Griechenland, Serbien und der Vojvodina. Insbesondere werden sie an Goraner ausgegeben, die im Kosovo leben", so der mazedonische Innenminister Ljube Boskovski. (MK)