Sprung nach Hollywood: der Regisseur Dennis Gansel
Jochen Kürten24. August 2016
Die Deutschen und Hollywood - das ist eine wechselhafte Geschichte. Nun hat sich Dennis Gansel mit "Mechanic: Resurrection" ins US-Filmgeschäft getraut. Mit dabei Stars wie Jason Statham und Jessica Alba.
Bild: Getty Images/A.Rentz
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Von Ernst Lubitsch zu Dennis Gansel: Deutsche Regisseure in Hollywood
Premiere feierte Dennis Gansels Hollywood-Film "Mechanic: Resurrection" am Montag in den USA. Der Actionstreifen startet nun weltweit in den Kinos. Anlass für uns zurückzublicken: Auf deutsche Regisseure in Hollywood.
Bild: Universumfilm/Daniel Smith
Sieht aus wie James Bond, ist es aber nicht
"Mechanic: Resurrection" heißt der neue Film des gebürtigen Hannoveraners Dennis Gansel, den er in Hollywood gedreht hat. Zwei populäre Stars des US-Kinos spielen die Hauptrolle: Jessica Alba und Jason Statham (Foto). Handlung und Schauplätze erinnern an die berühmten Bond-Filme. Gansel tritt in Hollywood in große Fußstapfen: Es gibt einige deutsche Regisseure, die dort ihr Glück versucht haben.
Bild: Universumfilm/Daniel Smith
Der Pionier: Ernst Lubitsch
Der Berliner Ernst Lubitsch war einer der ersten Regisseure, die nach Hollywood emigrierten und dort dauerhaft Erfolg hatten. Lubitsch ging bereits 1922 in die USA: Ein Stummfilmregisseur, der mit großen Statistenheeren umzugehen wusste und kommerziell erfolgreich war. Das war nach dem Geschmack Hollywoods. Lubitsch wurde dann aber vor allem mit Screwball-Komödien populär.
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Der Stilist: Friedrich Wilhelm Murnau
Wenige Jahre nach Lubitsch folgte Friedrich Wilhelm Murnau. Auch er war im deutschen Stummfilm bereits eine Berühmtheit, als ihn der Ruf Hollywoods erreichte. Murnau galt als Bilderkünstler mit kühner Phantasie und hatte mit seinem bahnbrechenden Horrorfilm "Nosferatu" (unser Bild) einen frühen Meilenstein des Genres gedreht. 1931 verunglückte Murnau in Kalifornien bei einem Autounfall tödlich.
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Dauerhaft erfolgreich: Fritz Lang
Wie so viele Filmschaffende flüchtete Fritz Lang vor den Nationalsozialisten und ging in den 1930er Jahren nach Amerika. Lang, in den USA wohlbekannt durch Filme wie "Metropolis" oder "M", arbeitete bis Mitte der 1950er Jahre in Hollywood, drehte Abenteuer- und Kriminalfilme wie "Ministerium der Angst" (auf unserem Foto: Ray Milland mit Marjorie Reynolds)
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Der Künstler: Wim Wenders
Nach einer längeren Pause versuchten in den 1980er Jahren die Regisseure des "Neuen Deutschen Films" ihr Glück in den USA. Wim Wenders war einer der ersten, doch seine Erfahrungen mit Filmen wie "Hammett" (1982) waren wenig ermutigend. Erfolgreich war er später zumindest bei den Oscars. Für seine Dokumentationen erhielt er drei Oscarnominierungen - hier 2012 bei der Zeremonie für "Pina".
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Der Literaturspezialist: Volker Schlöndorff
Volker Schlöndorff hatte für "Die Blechtrommel" 1980 bereits einen Oscar gewonnen, als er fünf Jahre später nach Hollywood kam. Wie schon in Deutschland profilierte er sich mit Literaturverfilmungen. Schlöndorff adaptierte Stoffe u.a. von Arthur Miller und Margaret Atwood. Auch sonst huldigte der Deutsche dem US-Kino - indem er sich mit Größen wie Billy Wilder zeigte und über diesen Filme drehte.
Bild: picture-alliance/dpa
Der Urige: Werner Herzog
Am überraschendsten ist sicher die Präsenz von Werner Herzog in Hollywood. Herzog war mit ästhetisch ausgefeilten Schwarz-Weiß-Filmen und den skurrilen Abenteuerepen mit Klaus Kinski bekannt geworden. Vor zehn Jahren ging Herzog dann in die USA und dreht seither kontinuierlich Dokumentationen und Spielfilme mit Stars wie Eva Mendes und Nicolas Cage, hier in "Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen".
Bild: 2010 Twentieth Century Fox
Der Profi: Wolfgang Petersen
Der deutsche Weltkriegsfilm "Das Boot" hatte Wolfgang Petersen in den USA bekannt gemacht, er erhielt u.a. sechs Oscarnominierungen. Kein Wunder, dass Petersen auch in die USA gehen sollte. 1991 lieferte er nach einigen Anfangsschwierigkeiten seinen ersten US-Film ab, den Krimi "Tod im Spiegel". Petersen etablierte sich und inszenierte auch teure Filme wie "Poseidon", hier bei den Dreharbeiten.
Bild: picture alliance/kpa
Der Weltenzerstörer: Roland Emmerich
Noch erfolgreicher war, zumindest was das Einspielergebnis seiner Filme betrifft, Roland Emmerich. Schon seine ersten in Deutschland gedrehten Filme sahen aus wie Bewerbungsschreiben für Hollywood. Emmerich verließ Anfang der 1990er Jahre seine Heimat und inszenierte fortan in den USA. Zumeist höchst erfolgreich - und bis heute: Hier präsentiert er seinen Film "Independence Day: Resurgence".
Bild: Reuters/D. Moloshok
Zukunft ungewiß: Florian Henckel von Donnersmarck
Florian Henckel von Donnersmarcks Debüt "Das Leben der Anderen" war eine Sensation und wurde mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Folgerichtig drehte er sein nächstes Werk in den USA. Mit der Topbesetzung Angelina Jolie und Johnny Depp entstand 2010 "The Tourist". Doch der Film fiel bei der Kritik durch. Jetzt dreht von Donnersmarck erst einmal wieder in Deutschland.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Buck
Der Neuling: Dennis Gansel
In den letzten Jahren haben immer mal wieder jüngere Regisseure aus Deutschland versucht in den USA Fuß zu fassen. Nicht alle hatten Glück, einige kamen entmutigt zurück. Doch die Hoffnung (und der Traum von einer Karriere in Hollywood) stirbt zuletzt. Nun hat es der 1973 geborene Dennis Gansel versucht. Sein Actionstreifen "Mechanic: Resurrection" läuft jetzt in den Kinos an.
Bild: Getty Images/A. Berry
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Populäre US-Stars, aufregende Schauplätze, eine Actionhandlung, die sich gewaschen hat, ein Held mit dunklen Seiten, der geläutert scheint und alles dran setzt seine Freundin aus den Klauen eines Bösewichts zu retten: Der Film "Mechanic: Resurrection" hat alles, was zu einem typischen Hollywood-Actionfilm gehört. Auch erinnert er mit seinem rastlosen Hin- und Her von einem exotischen Schauplatz zum nächsten an James Bond - eine Assoziation, die von den Produzenten des Films wohl auch so geplant war.
Hollywood lockt nach wie vor
Regie bei dieser 40-Millionen-US-Dollar-Produktion (die auch mit französischem Geld entstand) und die jetzt weltweit in den Kinos startet, führte der 1973 in Hannover geborene Dennis Gansel. Dass mit Gansel nun ein weiterer junger Deutscher sein Glück in Hollywood versucht, ist ein Zeichen für die nach wie vor große Anziehungskraft, die die Filmmetropole auf Regisseure aus aller Welt ausübt. Die Zahl der Filmemacher aus dem deutschsprachigen Raum, die im Laufe der Filmgeschichte freiwillig (oder unfreiwillig: vor allem auf der Flucht vor den Nazis) nach Hollywood emigrierte, ist gewaltig.
Der Bösewicht und die gute Lady: Sam Hazeldine und Jessica Alba in "Mechanic: Resurrection"Bild: Universumfilm/Daniel Smith
Nicht alle wurden glücklich an der amerikanischen Westküste. Viele, vor allem künstlerisch sensible Charaktere, kehrten Hollywood wieder den Rücken. Andere konnten sich etablieren, sind bis heute erfolgreich, wie Roland Emmerich. Dass ausgerechnet Gansel nun sein Glück in den USA versucht, erstaunt nicht weiter. Der Absolvent der Münchner Filmhochschule hat bisher sechs Spielfilme in Deutschland gedreht. Er hat sich dabei erfolgreich in verschiedenen Genres ausprobiert und ihn als sehr talentierten Genre-Regisseur einzuordnen, ist bestimmt nicht falsch.
Talent in vielen Genres: Dennis Gansel
Sein Debüt, das 1999 noch fürs Fernsehen entstand, war der rasant inszenierte Polizei-Terroristen-Thriller "Das Phantom". Anschließend folgten: 2001, die an den Kinokassen immens erfolgreiche Teenie-Komödie "Mädchen, Mädchen" und drei Jahre später ein Film mit Nazi-Thematik: "Napola - Elite für den Führer". 2008 war das Schuldrama "Die Welle" ebenfalls erfolgreich. Und auch wenn Gansel mit dem 2010 entstandenen Vampir-Film "Wir sind die Nacht" an den Kassen scheiterte, zeigte er doch, dass er auch im populären Horrorfilmgenre Erstaunliches zu leisten verstand.
Exotische Schauplätze wie bei James Bond: "Mechanic: Resurrection"Bild: Universumfilm/Daniel Smith
"Die vierte Macht" war schließlich 2010 eine Mischung aus Presse- und Politthriller, angesiedelt in Moskau mit überaus aktueller Thematik: Terrorismus und Ost- West-Konflikt. Doch Gansel hatte spätestens bei diesem Projekt Schwierigkeiten den Film auch zu finanzieren. Unterhaltungsware, Genrefilm, Actionplot - das sind nicht gerade die Dinge, die deutsche Fördergremien bevorzugen.
Schauplätze wie bei James Bond: "Mechanic: Resurrection"
So war es nicht verwunderlich, dass sich Dennis Gansel, dessen handwerkliche Qualitäten beim Regieführen außer Frage stehen, nach anderen Arbeitsmöglichkeiten umschaute. 2014 begannen dann die aufwendigen Dreharbeiten für "Mechanic: Resurrection" - in Thailand, Brasilien, Australien und Bulgarien. Verpflichtet wurden neben den beiden Hauptdarstellern Jason Statham und Jessica Alba auch Stars wie Tommy Lee Jones und Michelle Yeoh. "Mechanic: Resurrection" feierte am 22. August in Los Angeles Premiere und startet nun weltweit in den Kinos (u.a. in Deutschland am 25.8., in den USA ein Tag später).
Dennis Gansel bei den Dreharbeiten zu "Die vierte Macht"Bild: 2011 UFA Cinema
Doch Dennis Gansel, der vor kurzem seine Freundin Ann-Kristin geheiratet hat, will sich zunächst nicht dauerhaft in den USA niederlassen. Ein weiteres Spielfilm-Projekt, ein Politthriller, der in der EU-Hauptstadt Brüssel spielt, ist bereits fest eingeplant. Desweiteren Gansels Teilnahme an dem Gemeinschaftsprojekt "Berlin, I Love you", das der Deutsche zusammen mit Regisseuren und Künstlern wie Oren Moverman, Marjane Satrapi, Giuseppe Tornatore oder Ai Weiwei inszeniert.
Vorlage von Michael Ende
Außerdem bereits fest terminiert ist ein Familien-Fantasy-Film nach einer berühmten literarischen Kinderbuch-Vorlage: "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" - mit Shirley MacLaine in der Hauptrolle. Der Puppenkisten-Klassiker wird ab Oktober gedreht - in Berlin und München. Hollywood wird dann bestimmt wieder rufen.