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Karstadt Kaufhof will viele Filialen schließen

15. Mai 2020

Nach drastischen Umsatzeinbußen durch die Corona-Krise plant der angeschlagene Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof offenbar harte Einschnitte. Das könnte das Aus für Tausende Arbeitsplätze bedeuten.

Kaufhof und Karstadt
Bild: picture-alliance/U. Baumgarten

Bei der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof droht die Schließung von bis zu 80 der gut 170 Filialen. Das geht aus einem ersten Sanierungskonzept hervor, dass dem Gesamtbetriebsrat und anderen Gremien vorgelegt wurde, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Die Zahl der bedrohten Filialen könne sich allerdings noch reduzieren, wenn die Vermieter und andere Beteiligte zu Zugeständnissen bereit seien. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" rechnen Insider mit dem Abbau von insgesamt rund 5000 Vollzeitstellen bei dem Unternehmen. Ein Sprecher des Warenhauskonzerns betonte, das Unternehmen wolle Spekulationen nicht kommentieren.

Der Handelsriese hatte allerdings bereits zu Wochenbeginn die Mitarbeiter auf Standortschließungen und einen weiteren Stellenabbau im Zuge des Anfang April eingeleiteten Schutzschirmverfahrens vorbereitet. In einem Brief an die Mitarbeiter berichtete die Unternehmensführung am Montag, der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz hätten klargemacht, dass es angesichts der Corona-Krise "leider auch zu Standortschließungen und dementsprechend auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen muss". Angaben zur Zahl der gefährdeten Häuser und Stellen machte das Unternehmen damals nicht.

Mehr als eine halbe Milliarde Euro Verlust

In dem zweiseitigen Schreiben betonte die Konzernführung nun, Galeria Karstadt Kaufhof habe während der Zeit der Komplettschließungen mehr als eine halbe Milliarde Euro an Umsatz verloren. Die Umsätze der letzten acht Wochen, darunter das wichtige Ostergeschäft, fehlten, der Rückstand sei nicht aufzuholen. Aufgrund der anhaltenden Kaufzurückhaltung werde sich der Umsatzverlust wahrscheinlich sogar noch auf bis zu eine Milliarde Euro erhöhen. Deshalb seien weitere Sanierungsmaßnahmen nötig, um das Unternehmen nachhaltig gesund aufzustellen.

Was plant der österreichische Konzerneigentümer Rene Benko? Bild: Imago Images/Future Image

"Die im Entwurf des Sanierungsplans vorgesehenen Maßnahmen sind an Grausamkeiten kaum zu überbieten und ein Generalangriff auf alle Beschäftigten", erklärte dazu der Gesamtbetriebsrat, wie die "Wirtschaftswoche" schreibt.

Gewerkschaft gibt sich kämpferisch

"Das ist brutal! Es hat den Anschein, dass die Unternehmensleitung und der Eigentümer die Corona-Krise missbrauchen, um ihre ursprünglichen Planungen von Standortschließungen und Entlassungen doch noch umzusetzen", sagte das Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi, Stefanie Nutzenberger. Noch vor Weihnachten habe der Konzern die Zukunft für das Warenhaus und damit auch eine Standort- und Beschäftigungssicherung tarifvertraglich zugesichert. "Wenige Wochen später kommen jetzt die Umkehr und ein Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten." Die Politik dürfe dies nicht zulassen. Verdi kündigte eine harte Auseinandersetzung an.

Galeria Karstadt Kaufhof kämpft in der Corona-Krise ums Überleben. Der Warenhaus-Riese hatte Anfang April beim zuständigen Amtsgericht in Essen ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Dieses gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und mündet oft in ein reguläres Insolvenzverfahren. In der Corona-Krise hat sich das Unternehmen auch bereits um Staatshilfen bemüht und Kurzarbeit eingeführt.

Der Konzern gehört der Signa-Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko. Signa verfügt auch über einen Teil der Warenhaus-Immobilien. Signa hatte Insidern zufolge jüngst ein Paket mit Warenhaus-Immobilien der Kette verkauft. Käufer seien Fonds des Finanzinvestors Apol­lo EPF, meldete die Nachrichtenagentur Reuters.

kle/uh (dpa, afp, rtr)

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