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Hunderte Sexualdelikte werden ungesühnt bleiben

10. Juli 2016

Köln war nur die Spitze des Eisbergs. Bei den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht hat es deutschlandweit knapp 900 Sexualdelikte mit mehr als 1200 Opfern gegeben.

Köln, Polizisten bei Dunkelheit neben einem Streifenwagen vor dem Hauptbahnhof (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

Lediglich 120 Verdächtige seien ermittelt worden, heißt es in einer Bilanz des Bundeskriminalamtes (BKA), über die der Rechercheverbund aus "Süddeutscher Zeitung" und den Sendern NDR und WDR berichten. BKA-Präsident Holger Münch wird mit den Worten zitiert: "Wir müssen davon ausgehen, dass viele dieser Taten auch im Nachgang nicht mehr ausermittelt werden."

Da es sich nach Auffassung des BKA um ein neues Kriminalitätsphänomen handele, seien alle Daten zu Übergriffen durch Gruppen im öffentlichen Raum in der Silvesternacht zentral gesammelt worden. Weil es um Übergriffe in Gruppen ging, seien nach Schätzungen wohl mehr als 2000 Männer an den Taten beteiligt gewesen.

BKA: Zusammenhang mit Zuwanderung

Die meisten sollen aus Nordafrika stammen, Syrer seien praktisch nicht auffällig geworden. Laut BKA hielt sich rund die Hälfte der Tatverdächtigen erst seit kurzer Zeit in Deutschland auf, also weniger als ein Jahr. BKA-Präsident Münch sagte: "Insofern gibt es schon einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Phänomens und der starken Zuwanderung gerade in 2015."

Bei einigen Straftaten sind mehrere Frauen betroffen gewesen. So komme das BKA auf die Zahl von mehr als 1200 Opfern sexueller Übergriffe: rund 650 in Köln, mehr als 400 in Hamburg sowie weitere in Stuttgart, Düsseldorf und an anderen Orten.

Bislang habe es bundesweit nur vier Verurteilungen zu diesen Sexualdelikten gegeben. Bei den 120 identifizierten Verdächtigen sei der Tatverdacht zum Teil nur vage. Die Ermittlungen würden dadurch behindert, dass es von den betroffenen Frauen kaum aussagekräftige Beschreibungen der Täter gebe.

uh/jj (dpa, epd)

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