Mediziner gesteht jahrelanges Blutdoping
29. September 2020Seit 2012 hat er Sportler gedopt: Der Erfurter Arzt Mark S. hat im Blutdoping-Prozess am Landgericht München II ein umfassendes Geständnis abgelegt. In einer von seinen Anwälten verlesenen Erklärung räumte er ein, von jenem Jahr an vor allem Winter- und Radsportler betreut zu haben. "Warum ich mich entschlossen habe, Eigenblutdoping zu betreiben, kann ich nicht mehr sagen", hieß es in der Erklärung: "Doping ist an der Tagesordnung, wenn man erfolgreich sein will."
Allerdings unterstrich Mark S., dass es ihm dabei nicht um Geld gegangen sei. Es sie die Arbeit im Hochleistungssport gewesen, die ihn fasziniert habe. "Ich habe mit Doping keinen Gewinn erzielt", hieß es in der Erklärung.
Fast 150 Doping-Vorwürfe
Darüber hinaus widersprach er dem Vorwurf, die Athleten durch die Behandlungen in Gefahr gebracht zu haben. "Mir war immer wichtig, dass den Sportlerin kein gesundheitlicher Schaden zugefügt wird." Die Staatsanwaltschaft München wirft dem 42 Jahre alten Mediziner fast 150 Vergehen vor. Mark S. räumte die meisten Taten ein, widersprach aber auch in gut einem Dutzend der aufgelisteten Fälle.
In den ersten beiden Prozesswochen hatten bereits zwei Helfer von Mark S. - eine Krankenschwester und ein Rettungssanitäter - ausgesagt und die Ergebnisse der Ermittlungen in der sogenannten "Operation Aderlass" bestätigt. Der Erfurter Arzt habe demnach, Sportlern an diversen Orten Blut abgenommen und zugeführt. Das bestätigte nun auch der Mediziner selbst.
Urteil zu Weihnachten erwartet
Der Vater von Mark S. als weiterer Angeklagter hatte ausrichten lassen, von den Machenschaften seines Sohnes gewusst zu haben. Einzig der fünfte Angeklagte in dem Verfahren, ein Bauunternehmer, äußerte sich bislang nicht. Er sitzt neben Mark S. seit Anfang 2019 in Untersuchungshaft, weil er laut Staatsanwaltschaft ebenfalls Athleten Blut entnommen und wieder injiziert hat, unter anderem während der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Sein Anwalt hatte zu Beginn des Prozesses gefordert, das Verfahren wegen angeblich mehreren Unrechtmäßigkeiten einzustellen.
Im größten deutschen Doping-Prozess seit Jahren sind insgesamt 26 Verhandlungstage anberaumt, ein Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet. Die Ermittlungen hatten im Januar 2019 nach einer ARD-Dokumentation und Aussagen des österreichischen Langläufers Johannes Dürr begonnen. Am 27. Februar kam es daraufhin zu zwei Razzien, eine während der nordischen Ski-WM in Seefeld und zugleich eine in Erfurt, bei der auch Mark S. verhaftet wurde.
jwa/ww (dpa, SID)