Das Marmarameer ist mit einer dicken Schlammschicht bedeckt. Sie wächst und gedeiht, vor allem bei Verschmutzung und hohen Temperaturen. Weltweit sind Meerestiere und Fischer durch ähnliche Phänomene bedroht.
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Was ist eigentlich "Meeresrotz"?
Massenweise organischer Schlamm ist in den vergangenen sechs Monaten auf der Wasseroberfläche des türkischen Marmarameers, südlich von Istanbul, regelrecht aufgeblüht.
Das Wachstum der Substanz wurde vor allem durch Schadstoffe von Pestiziden bis hin zu Abwässern und der Erderwärmung begünstigt. Die dicke, schleimige, grau-braune Matsche auch "Meeresrotz" genannt, besteht aus toten und lebendigen Organismen, darunter vor allem Phytoplankton.
Die mikroskopisch kleinen Algen geben normalerweise Sauerstoff ins Meereswasser ab. Sind sie aber gestresst, produzieren sie zusätzlich eine schleimige Masse, die sich kilometerweit ausbreitet.
Zwar ist der Meeresrotz schon seit 2007 ein Problem im Marmarameer, so schlimm wie derzeit, war es allerdings noch nie. Von einem Schiff aus untersuchten Wissenschaftler von der Technischen Universität des Nahen Ostens am Marmarameer (METU) das Phänomen an 100 Stationen im gesamten Meeresbecken. Es habe ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht, so die Forscher zu DW. Und zwar nicht nur was die Ausdehnung auf der Wasseroberfläche angeht, sondern auch darunter. Der Schlamm reiche an manchen Stellen bis zu 30 Meter tief und teilweise bis zum Meeresboden.
Warum diese Plage?
Baris Salihoglu, Chef des METU Institutes für Meereswissenschaften, sagt, dass es schwierig sei herauszufinden, was genau das plötzliche Wachstum verursacht habe. Stoffe wie Nitrat und Phosphor und der Klimawandel spielten dabei aber ohne Zweifel eine Rolle.
"Wir wissen, dass die Wassertemperatur im Marmarameer in den vergangenen 20 Jahren zwischen 2 und 2,5 Grad stärker gestiegen ist als der globale Durchschnitt", so Salihoglu. In den vergangen 50 Jahren hätten andere Stressfaktoren das Ökosystem zusätzlich geschwächt.
Dazu gehöre zum einen die zunehmende Verschmutzung der umliegenden Gewässer beispielsweise durch die Landwirtschaft, Industrie oder die Abwässer der 20 Millionen Menschen, die am Marmarameer leben. Zusätzlich habe die Überfischung der Artenvielfalt geschadet und das Meer anfälliger für Probleme wie den Meeresrotz gemacht. "Es kann solche Schocks nicht verkraften", so Salihoglu.
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Ein Problem - warum?
Das Marmarameer ist ein wichtiges Ökosystem und eine bedeutende Wasserstraße zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer. Es ist Lebensraum für eine große Vielfalt an Meereslebewesen, darunter Muscheln, Krebse, Venusmuscheln, Korallen und etwa 230 Fischarten.
Wenn der Schlamm die Meeresoberfläche bedeckt, absinkt und schließlich auf dem Meeresboden landet, entzieht er dem Wasser Sauerstoff, erstickt das Meeresleben und macht die Gebiete zu einer tödlichen Umgebung, die das vielfältige Ökosystem der Region bedroht.
Auch im Nordosten des Landes im Schwarzen Meer wurde kürzlich Schleim gesichtet - die Region ernährt den Großteil der türkischen Fischereiindustrie.
Eine Unterströmung aus dem Marmarameer versorgt das Gewässer mit reichlich Sauerstoff und ist ein Grund für die großen Fischbestände. Dem könnte durch die Plage im wahrsten Sinne des Wortes die Luft abgeschnitten werden.
Der Schlamm erstickt Fische, beschwert und zerreißt Netzte und gefährdet nach und nach die Lebensgrundlage der Fischer im Marmarameer.
"Natürlich hat das Auswirkungen auf unsere Arbeit", sagt Mahsum Daga, ein 42-jähriger Fischer, gegenüber der Nachrichtenagentur Agence France-Presse. "Wissen Sie, was es mit den Muscheln macht? Wenn sie sich öffnen, können sie sich nicht wieder schließen [...] Alle Seeschnecken hier sind tot."
Der Meeresrotz kann auch Mikroorganismen wie Viren und Bakterien anziehen, darunter die potenziell tödlichen E. coli Bakterien. Tiere und Menschen, die in dem glitschigen Wasser schwimmen, sind gefährdet. Die Folge: geschlossene Strände. Ein weiterer Schlag für eine Tourismusindustrie, die bereits mit der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat.
Gibt's das auch woanders?
Meeresrotz ist nichts Neues – das erste Mal wurde es im 18. Jahrhundert im Mittelmeer beobachtet. Auch im benachbartem Ägäischem Meer und im Schwarzen Meer war es schon ein Problem. Das relativ flache Wasser und die vergleichsweise schwache Strömung dieser Gewässer bieten ideale Bedingungen für das Wachstum des Schleims.
Eine ähnliche Substanz ist auch nach der Öl-Katastrophe der Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko aufgetreten, 65 Kilometer entfernt von der Küste von Louisiana. Wissenschaftler vermuteten, dass es sich damals um ein Gemisch aus ausgelaufenem Öl, Phytoplankton und anderen organischen Substanzen handelte. Es sank von der Oberfläche auf den Meeresboden und tötete unzählige Meereslebewesen bis zu 130 Kilometer von der Unfallstelle entfernt.
Schädliche Algenblüten werden auch durch blaugrüne Cyanobakterien in Süßwasserseen und Flüssen und durch andere Mikroalgen in Meeresumgebungen hervorgerufen.
Sie verursachen ein Phänomen, dass allgemein als Rote Algenblüte bekannt ist. Selbst im Eis von Alpengletschern oder der Antarktis ist dies vorgekommen.
Steigende Temperaturen und höhere Schadstoffwerte haben in den letzten Jahrzehnten zu einem Anstieg der Größe und Häufigkeit von Algenblüten auf der ganzen Welt beigetragen. In einer neuen im Magazin Nature veröffentlichten Studie heißt es, dass der Sauerstoffgehalt in Hunderten von Seen in den USA und Europa in den letzten 40 Jahren gesunken ist. Dies sei zum Teil auf die Erderwärmung und die geringere Klarheit des Wassers durch menschliche Eingriffe zurückzuführen. Weniger Sauerstoff bedeutet wiederum möglicherweise mehr Fischsterben, mehr Algenblüten und mehr Methanemissionen.
"Sauerstoff ist einer der besten Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen und die Veränderungen in dieser Studie zeigen einen ausgeprägten Fußabdruck des Menschen", so Co-Autor Craig E. Williamson, ein Biologieprofessor an der Miami University in Ohio.
Eine andere Art von Algen, die als Makroalgenblüte bekannt ist, tritt auf, wenn Algenfelder an der Küste unkontrolliert wachsen und - ähnlich wie Mikroalgen - den Sauerstoffgehalt vermindern und andere Lebensformen abtöten.
Seit 2011 haben Forscher die weltweit größte Makroalgenblüte nachgewiesen, die sich über fast 9.000 Kilometer von Westafrika bis zum Karibischen Meer erstreckt. Sie wird zum Teil durch den Abfluss des Amazonas und andere Nährstoffquellen gespeist. Sie glauben, dass solche massiven Blüten zur neuen Normalität werden.
Das blaue Wunder: die Ozeane der Erde
Die Meere sind nicht nur der Ursprung des Lebens, sie habe auch eine vitale Bedeutung für das Leben aller Wesen auf der Erde. Der Welt-Ozean-Tag am 8. Juni soll das Bewusstsein dafür schärfen. Wir machen mit.
Bild: World Resources Institute
Unseren "blauen Planeten" schützen
Zum diesjährigen "Welt-Ozean-Tag" fordern Aktivisten, bis 2030 mindestens 30 Prozent des Ozeans zu Schutzgebieten zu erklären. Dazu gehört nicht nur der direkte Schutz der Arten, die im Meer doppelt so schnell aussterben wie an Land. Ziel ist es auch, die klimatische Erwärmung der Ozeane zu bremsen, die den Sauerstoffgehalt des Wasser senkt und etwa die artenreichen Korallenriffe absterben lässt.
Bild: Colourbox
Lebensgrundlage der Erde
Die Ozeane bedecken etwa 70 Prozent der Erdoberfläche und decken ungefähr die Hälfte der natürlichen Sauerstoffproduktion. In ihnen leben die weitaus meisten Arten der Erde und sie stellen die Hauptquelle für die Proteinversorgung von mehr als einer Milliarde Menschen dar. Die Ozeane sind nicht nur Ursprung, sondern weiterhin auch eine unersetzliche Grundlage für das Leben auf der Erde.
Bild: Imago-Images/Leemage/Novapix/P. Carril
Ein riesiger Kohlendioxidspeicher
Mangroven-Wälder, wie der oben abgebildete in Guinea-Bissau, Seegraswiesen und Salzmarschen sind natürliche CO2-Speicher, die bis zu vier mal so viel Kohlendioxid speichern können wie Wälder an Land von der gleichen Fläche. Ihr Erhalt ist also elementar für die Ziele des Pariser Klimaabkommens zur Senkung der Treibhausgasemissionen - und wiederum für den Schutz der Ozeane vor weiterer Erwärmung.
Bild: picture-alliance/dpa/ESA/USGS
Nachhaltige "blaue Wirtschaft"
Die Bewirtschaftung der Meere kann nur Lebensgrundlage bleiben, wenn sie nachhaltig ist. Traditionelle Fischerei etwa erlaubt es Menschen in Küstengebieten des globalen Südens, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, während sie die Biodiversität und ihre eigene Kultur bewahren. Zudem zielt "blaues Wirtschaften" darauf ab, erneuerbare Energie zu nutzen, um Erde und Ozeane vor Erwärmung zu schützen.
Bild: picture-alliance/Demotix
Überfischung stoppen
Ein zentrales Ziel des Ozeanschutzes ist es, legale und illegale Überfischung zu stoppen. Greenpeace beklagt schon lange das "Massaker" am Roten Thunfischen im Mittelmeer und anderswo und fordert Schutzzonen für bedrohte Arten. Die gibt es zum Beispiel am Galapagos-Archipel. Doch vor allem chinesische Trawler plündern die Gewässer vor der Küste Südamerikas und gefährden deren enorme Biodiversität.
Bild: Getty Images/AFP/A. Solaro
Müllkippe Ozean
Der "Große Pazifischer Müllteppich" besteht Berechnungen zufolge aus 80.000 Tonnen Plastikabfall, die von rund 1,8 Billionen Teilen Müll stammen. Viele von Ihnen sind mittlerweile zu Mikroplastik zersetzt. Der Unrat bildet keinen zusammenhängenden Teppich, wie der Name suggeriert, konzentriert sich aber entlang bestimmter Meeresströmungen.
Bild: Greenpeace/Justin Hofman
Energiequelle Meer
Wellen- und Gezeitenkraftwerke könnten bis 2030 zehn Prozent des europäischen Elektrizitätsbedarfs decken. Das größte Potenzial bergen die Gewässer Großbritanniens. Im Vereinigten Königreich stehen - nach installierter Leistung - etwa 50 Prozent der Gezeitenkraftwerke und 35 Prozent der Wellenkraftwerke Europas. Das Land könnte ein Fünftel seines Energiebedarfs aus der Kraft der Meere decken.
Bild: Getty Images/AFP/B. Bielmann
Eins mit dem Ozean
"Wir alle haben in unseren Venen exakt den gleichen Salzgehalt im Blut wie der Ozean, wir haben Salz in unserem Blut, unserem Schweiß, unseren Tränen", sagte einst der ermordete US-Präsident John F. Kennedy über die innige Beziehung der Menschen zum Meer. "Wir sind an den Ozean gebunden. Und wenn wir zum Meer gehen, gehen wir dorthin zurück, woher wir kommen." Aus dem Englischen von Jan D. Walter
Bild: picture-alliance/AA/M. Ciftci
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Was kann man dagegen tun?
Die Türkei kann alleine nicht viel tun, um den Klimawandel rückgängig zu machen. Außerdem muss das Land das Pariser Klimaabkommen von 2015 erst noch ratifizieren. Inzwischen hat das türkische Umweltministerium aber einen ehrgeizigen 22-Punkte-Plan skizziert, wie der Meeresrotz bekämpft und das Marmarameer von Schadstoffen befreit werden soll.
Ab sofort sollen Boote zur Oberflächenreinigung eingesetzt werden, um "den Schleim im Marmarameer mit wissenschaftlich fundierten Methoden rund um die Uhr vollständig zu beseitigen", heißt es von Umwelt- und Urbanisierungsminister Murat Kurum.
Außerdem plant die Regierung das gesamte Meer bis zum Ende des Jahres als Schutzgebiet auszuweisen. So soll die Verschmutzung reduziert und durchgesetzt werden, dass Abwässer der Küstenstädte und Schiffe ordnungsgemäß entsorgt und behandelt werden - anstatt das Meer wie eine "Kloake" zu behandeln, wie der Vorsitzende der Marmara-Gemeindevertretung gegenüber der Tageszeitung Daily Sabah sagte.
"Laut unseren Wissenschaftlern haben wir die Ursache des Problems gelöst, sobald wir die Stickstoffmenge um 40 Prozent reduzieren", so Kurum gegenüber Reportern und fügte hinzu, dass alle Provinzen in der Marmara-Region ihre Kläranlagen bis 2024 umrüsten werden. "Wir werden innerhalb von drei Jahren alle notwendigen Schritte unternehmen und die Projekte realisieren, die nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft gemeinsam retten werden."
"Der Umsetzungsplan, den der Minister vorgestellt hat, ist ein sehr guter Anfang", so Baris Salihoglu von METU. Wenn die Maßnahmen schnell eingeführt werden, würde der Sauerstoffgehalt zu steigen beginnen und die Situation könnte sich innerhalb von Monaten verbessern. Allerdings warnt er vor zu großer Euphorie. Bis es eine echte Erholung der Ökosysteme geben wird, könnte es Jahre dauern. "[Das Meer] wird nie wieder seinen ursprünglichen, unberührten Zustand erreichen, aber seine Widerstandsfähigkeit wird hoffentlich zunehmen."
Algen - die absoluten Multitalente
Algen mögen nicht gerade zu den populärsten Pflanzen gehören - sie sind nicht auffallend hübsch, dafür eher lästig beim Schwimmen. Dabei können sie viel und sind extrem nützlich.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Freund
Tief einatmen!
Eines ist klar: Das Leben, wie wir es heute kennen, würde es ohne Algen nicht geben. Algen sind die ältesten Pflanzen der Welt und haben vor rund drei Milliarden Jahren den Sauerstoff auf die Erde gebracht. Auch heute produzieren sie noch zwischen 50 und 80 Prozent des gesamten Sauerstoffs.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Freund
Ein Blick aus dem Weltraum
Algen kommen in Meeren, Seen, Flüssen, Pfützen vor. Einige Arten können so riesige Blüten entwickeln, dass man sie sogar vom All aus sehen kann. An der Blüte auf diesem NASA-Foto vom Eriesee sind allerdings keine Algen Schuld, sondern Cyanobakterien. Algen tummeln sich auch auf Dachziegeln und an Gebäudefassaden. Als Flechten leben sie in Symbiose mit Pilzen, zum Beispiel auf Bäumen oder Mauern.
Bild: NASA/AP Photo/picture-alliance
Versteckte Talente
Mehr als 400.000 Algenarten gibt es weltweit, vermuten Foscher. Davon sind nur etwa 20 Prozent bisher bekannt. Dabei sind Algen vielseitig nutzbar: Zum Einsatz kommen sie am häufigsten in der Lebensmittelindustrie, aber auch im Baugewerbe, Pharmazie-, Textil- und in der Bioenergieindustrie. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Algen noch mehr versteckte Talente haben.
Bild: SRF
Gegen COVID-19?
Algen werden auch in der Medizin verwendet. Bestimmte Bestandteile der Rotalgen, die sogenannten sulphatierten Polysaccharide, besitzen antivirale, entzündungshemmende, antitumorale und immunologische Funktionen. Sie könnten sogar bei der Behandlung von COVID-19 hilfreich sein. Gegen die Influenza-Pandemie H1N1 war die Rotalge laut eine In-vitro-Studie wirksam, wie die WHO bestätigt.
Bild: Peter Endig/dpa/picture-alliance
Nur in der asiatischen Küche? Nö.
Algen liefern zahlreiche Nährstoffe wie Proteine, Magnesium, Calcium und die Vitamine A, B12 und C. Auch wenn Sie kein asiatisches Essen mögen, haben Sie ganz sicher schon ein paar Algen geschluckt: Sie sind als Bindemittel ein wichtiger Bestandteil in Pflanzenmilch, Pudding, Joghurt oder sogar im Speiseeis und kommen als Stabilisator in Margarine und Frischkäse zum Einsatz.
Bild: dpa Themendienst/picture-alliance
Buntes Brot aus Deutschland
Ja, es sieht eher giftig aus. Aber dieses Brot ist essbar und sehr gesund. Das bunte Brot haben drei Ökotrophologie-Studentinnen der Hochschule Anhalt entwickelt und im Januar 2020 vorgestellt. Den blauen Farbstoff liefert die Mikroalge Spirulina platensis. Ein zugelassener Naturfarbstoff, der gleichzeitig das Immunsystem stärkt und entzündungshemmend wirkt.
Bild: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa/picture-alliance
Algen-Experiment gegen Stadtmief
Dieser "Algenbaum" wurde im September 2020 in der französischen Stadt Toulouse aufgestellt, um die Luft zu reinigen. Ziel des Experimentes ist es, 200.000 Kubikmeter Stadtluft von Mikroalgen filtern zu lassen und damit eine Tonne CO2 pro Jahr einzufangen. Bestätigen sich die Hoffnungen auf sauberere Luft, sind Algenbäume in Städten vielleicht bald keine Seltenheit mehr.
Bild: Patrick Batard/abaca/picture-alliance
Nachhaltiges Algenhaus
Könnten Algen die Zukunft der Bauindustrie sein? In Hamburg steht bereits seit 2013 dieses Algenhaus. Die grüne Fassade besteht aus Photobiokollektoren, die Mikroalgen enthalten. In den mit Wasser gefüllten Glaselementen der Fassade werden sie gezüchtet und dann als Nahrungsmittel verkauft. Die Energie aus den Photosyntheseprozessen der Algen hilft wiederum beim Beheizen des Gebäudes.
Bild: picture-alliance/dpa
Algen im Straßenverkehr
Französische Forscher haben herausgefunden, dass sich auch Asphalt aus Algen herstellen lässt. Die Pflanzen ersetzen das erdölhaltige Bitumen. So können Erdölvorräte geschont werden. Und nicht nur das: In Japan fährt schon seit 2014 ein Bus, der mit Algendiesel unterwegs ist. Dieser Treibstoff könnte klimaschädliche Emissionen um mehr als die Hälfte reduzieren, haben Forscher errechnet.
Bild: picture-alliance/H. C. Dittrich
Algen statt Plastik und Polyester
Braunalgen werden getrocknet, zerkleinert, gemahlen und anschließend in Cellulosefasern eingebunden. Seacell nennt sich dieses Material, aus dem Kleidung hergestellt werden kann. Aus Algenöl wiederum lassen sich sogar Flip-Flops herstellen. Der weiche Bio-Schaum kann von Mikroorganismen genauso schnell zersetzt werden wie Pflanzen oder Essensreste.
Bild: The San Diego Union Tribune/ZUMA Press/Imago
Jünger sein?
Klar, Algen verhindern nicht, dass wir älter werden - vielleicht aber, dass man es uns ansieht. Etwa 50 Algenarten kommen für kosmetische Anwendungen in Wellness-Hotels und Kosmetiksalons zum Einsatz. Die natürlichen Wirkstoffe der Algen sollen ein vielversprechendes Mittel gegen Hautalterung und Stressfalten sein.