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Literatur

Zehn Stars der Buchmesse 2016

Sabine Peschel
19. Oktober 2016

Die deutschen Stars bei der Buchmesse sind der Buchpreisträger - und seine nominierten Kollegen. Viel überraschender sind da die internationalen Stars: Wir stellen sie Ihnen vor.

Buchmesse Frankfurt 2015 - Bücherstapel
Bild: picture-alliance/dpa/F.Rumpenhorst

Sorry, Christian Kracht, wir erlauben uns hier, "international" als "nicht-deutschsprachig" zu definieren. Natürlich wären Sie sonst dabei auf unserer knappen Liste derjenigen, die sich auf der Frankfurter Buchmesse aufs Blaue Sofa setzen, im Lesezelt Auskunft geben, auf dem "Weltempfang" für die Redefreiheit eintreten oder an einem der 7000 Stände von Verlagen, Museen und Zeitschriften Rede und Antwort stehen. Wie diese zehn, auf die wir uns besonders freuen:

David Hockney

Bild: Alexander Heimann

malt am liebsten Dinge, die glänzen: Gläser, Porzellan und Swimmingpools. Und in jüngerer Zeit besonders gern auf dem iPad, morgens im Bett, bei einer Tasse Tee. Die Farbpalette von "Brush" sei so viel umfangreicher und bequemer zu handhaben als die aus der Tube gedrückten Malerfarben. Das alles erzählt er - in völliger Gelassenheit - schon während der Pressekonferenz vor der Messe. Groß wie der britische Künstler ist auch sein auf der Messe präsentiertes Buch: "A Bigger Book". Gleich zum Auftakt definitiv der größte unter den Messe-Stars.

Can Dündar

Can Dündar (Mitte) spricht über die TürkeiBild: DW/S. Peschel

Gerade sah man bei change.org noch seinen Aufruf zum Kampf für die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei, schon trifft man den ehemaligen Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet am Stand der "Zeit" - publikumsumlagert im Gespräch mit dem Moderator Christoph Amend. Er stellt sein Buch "Lebenslang für die Wahrheit - Aufzeichnungen aus dem Gefängnis" vor, erschienen bei Hoffmann und Campe. Drei Monate saß Dündar hinter Gittern, ehe er wegen angeblicher Spionage und Verrat von Staatsgeheimnissen zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Noch ist das Urteil aber nicht rechtskräftig und Dündars Widerstand ungebrochen.

Elif Shafak

Bild: picture-alliance/dpa

Auch die Autorin des Romans "Der Geruch des Paradieses" kommt aus der Türkei. Doch sie lebt mehr in London als in Istanbul und spricht - zumindest mit den Medien - lieber englisch als türkisch. In Frankfurt diskutiert sie über Europa und den Islam und liest aus ihrem neuen Buch. Auch darin geht es um die Türkei - um ein tief gespaltenes Land zwischen westlich-säkularer Demokratie und östlich-islamisch geprägter Kultur.

Boualem Sansal

Bild: picture-alliance/dpa/E. Laurent

Der 1949 geborene algerische Autor, Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels von 2011, diskutiert gemeinsam mit Elif Shafak - mit deutlich pessimistischen Grundtönen: Sein "Plädoyer für die Wahrheit", dass der Islam demokratische Werte immer mehr verdränge, spiegelt sich rabenschwarz in seinem neuesten Werk. In Frankreich sorgte "2084 - Das Ende der Welt" für Furore: eine Zukunftsvision, in der ein totalitäres Regime unter der Kontrolle religiöser Prinzipien und Versprechungen die Menschheit beherrscht.

Timothy Garton Ash

Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

Messedirektor Jürgen Boos zitierte ihn schon in der Auftakt-Pressekonferenz. Europa ist das große Thema des britischen Historikers und Autors. Klar, dass er in Zeiten des hochschießenden Nationalismus ein gefragter Mann ist. Auf der 168. Buchmesse sind seine weltpolitischen Debatten-Beiträge in mehreren Foren erwünscht - natürlich auch am Stand seines deutschen Verlags Hanser Berlin. "Wir müssen uns ein dickeres Fell zulegen", schreibt er in seinem neuen Buch "Redefreiheit. Prinzipien für eine vernetzte Welt".

Ian Kershaw

Bild: AP

Und noch ein zweiter britischer Historiker hat mehrere wichtige Auftritte während der Messe. Nach seiner großen zweibändigen Hitler-Biographie geht es auch in seinem neuen Werk "Höllensturz. Europa 1914 bis 1949" um das europäische 20. Jahrhundert. Ian Kershaw ist Meister darin, Geschichte verständlich zu erzählen. Auf der Messe wird er sicherlich die Frage zu beantworten haben, ob der europäische Idealismus zu Ende geht und welche Möglichkeit wir haben, nachbarschaftlich in Frieden miteinander zu leben.

Leon de Winter

Bild: picture-alliance/dpa

Die Ehrengäste Flandern und die Niederlande haben Autoren und Autorinnen verschiedener Generationen mitgebracht. Während der Eröffnungsfeier hatten schon Arnon Grünberg und Charlotte Van den Broeck mit einem phantastischen Dialog brilliert, dem zweistimmigen Text "Ohne Nabel", vorgetragen auf Deutsch. Höchste Aufmerksamkeit war ihnen sicher. Leon de Winter braucht keine Inszenierung, um in Deutschland ungeheuer erfolgreich zu sein. Auf der Messe stellt er seinen bei Diogenes erschienenen Roman "Geronimo" vor. Eine kleine Provokation: Er baut eine wilde Geschichte um Osama bin Laden und lässt ihn als Mensch hervortreten, nicht als Terrorist.

Fiona Kidman

Bild: Weidle Verlag/Robert Cross

Zugegeben - auf deutsch ist sie noch nicht sehr bekannt. Aber in ihrem Heimatland Neuseeland und im sonstigen britischen Commonwealth hat die 76-jährige Autorin Preise über Preise angehäuft. Sie selbst wurde mit dem Titel "Dame" geadelt. "All Day at the Movies", das neueste Buch der ehemaligen Journalistin, liegt noch nicht auf Deutsch vor. Darin erzählt Kidman die Geschichte einer Familie - und spiegelt so die Geschichte Neuseelands in all ihren Umbrüchen der jüngeren Gegenwart wider. In Frankfurt spricht sie am Stand ihres Verlags über "Jean Batten, Pilotin". Das Buch über die "Garbo der Lüfte" erschien im August 2016 bei Weidle.

John Burnside

Bild: picture-alliance/maxppp

Das neue Buch des schottischen Autors wurde kurz vor der Buchmesse im Fernsehen diskutiert, in der bekannten Literatursendung "Das literarische Quartett" - und das ist meistens ein Garant dafür, einen Schriftsteller in Deutschland populär zu machen. Im Bestseller "Lügen über meinen Vater" schrieb Burnside über seine Kindheit bei seinem gewalttätigen, alkoholkranken Vater. In seinem neuen Roman "Wie alle anderen" erinnert er sich an die 1980er Jahre, als er noch, wie er selbst sagt, "richtig verrückt" war, nämlich schizophren. Das Buch beschreibt grandios seinen langen, gewundenen Weg zur Normalität. Burnside stellt es auf dem "Blauen Sofa" vor.

Donna Leon

Bild: DW/R. Traube

Ehe sie ihre Lesereise in Deutschland fortsetzt, präsentiert die amerikanische Autorin ihren 25. Commissario-Brunetti-Roman auf der Buchmesse. Wie immer ermittelt der Kommissar in Venedig, der Wahlheimat der 74-jährigen Grande Dame des Genres des humorvollen Kriminalromans. Sie möchte nie mit dem Schreiben aufhören, sagte die Erfolgsautorin in diesem Jahr. "Ewige Jugend" heißt ihr neuestes Buch folgerichtig.

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