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Mega-Fusion

1. September 2008

Nach monatelangen Verhandlungen ist die Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank beschlossen: Die Commerzbank erhielt den Zuschlag für 9,8 Milliarden. Bittere Pille: Rund 9000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden.

Banken-Logos in Frankfurt
Lob für die Übernahme gab es auch aus der PolitikBild: AP

Geplant ist die Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank in zwei Schritten. Sie soll 2009 abgeschlossen sein. Durch den Zusammenschluss beider Institute sollen insgesamt 9000 Vollzeitstellen wegfallen, 6500 davon in Deutschland, wie die Commerzbank mitteilte. Die Gesamtzahl der Filialen beider Institute in Deutschland werde durch den Zusammenschluss von derzeit rund 1800 auf 1200 reduziert, erklärte die Allianz.

Menschen kommen aus dem Hauptausgang der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main (Foto:AP)Bild: AP

Sozialverträglicher Abbau – aber dichtes Filialnetz

Für den bevorstehen Stellenabbau nach dem Zusammenschluss der Institute sollten "alle Instrumente des sozialverträglichen Abbaus genutzt werden", teilte die Commerzbank mit. Trotz der personellen Einschnitte und der angekündigten Filialschließungen werde die vereinte Bank das "mit Abstand dichteste Filialnetz aller Privatbanken" haben, hieß es bei der Allianz. Die neue Bank verfüge über eine noch attraktivere Produktpalette und werde auch wegen der Kostensenkungen ihren Marktanteil weiter ausbauen.

Fusion in zwei Schritten

Zunächst solle die Commerzbank 60,2 Prozent der Dresdner-Aktien von der Allianz erwerben, hieß es vonseiten der Allianz. Im kommenden Jahr werde der Versicherungskonzern dann die übrigen Anteile abgeben. Die Allianz erhalte im Gegenzug zunächst 30 Prozent der Commerzbank-Aktien und werde damit größter Aktionär des Instituts. Zwischen beiden Banken gebe es eine "optimale Ergänzung der Geschäftsmodelle". Neben der Commerzbank hatte die China Development Bank (CDB) Interesse an der angeschlagenen Allianz-Tochter angemeldet, ging nun aber leer aus. Branchenkreisen zufolge hatte die CDB ein höheres Gebot als die Commerzbank abgegeben.

Eine Verkehrsampel steht in Sichtweite des Galileo-Hochhauses der Dresdner Bank in Frankfurt a.M. auf GrünBild: picture-alliance/ dpa

Banken: Finanzierung gesichert

Zur Finanzierung des Geschäfts gebe die Commerzbank ihre Investment-Tochter Cominvest an die Allianz ab, teilte Allianz mit. Der Vertrag zwischen dem Versicherer und der Commerzbank sehe außerdem eine Risikoabschirmung für mögliche Verluste in den Wertpapierbeständen der Dresdner Bank vor. Demnach steht die Allianz bei möglichen Wertverlusten bei den Geldanlagen mit 975 Millionen Euro ein. Die Allianz übernehme ein Restrisiko von 275 Millionen Euro, teilte die Allianz mit.

"Langfristig sichere Arbeitsplätze"

Der Zusammenschluss sei "ein Meilenstein" in der Neuordnung des deutschen Bankensektors, erklärte Allianz-Chef Michael Dieckmann. "Wir haben mit diesem Schritt die beste Lösung für die Dresdner Bank gewählt." Als "starke Bank" könne das neue Institut "langfristig sichere Arbeitsplätze" bieten. Der Vorstandssprecher der Commerzbank, Martin Blessing, zeigte sich ebenfalls begeistert: "Wir nutzen eine einmalige Chance und machen die Commerzbank zur führenden Privat- und Firmenkundenbank in Deutschland. Wir formen einen Marktführer mit europäischem Format und schaffen Mehrwert für unsere Aktionäre. Zugleich sichert die Transaktion langfristig viele attraktive Arbeitsplätze, auch wenn wir leider nicht alle Stellen erhalten können."

"Finanzplatz Deutschland gestärkt"

Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück begrüßte die Fusion. Dies sei eine sehr gute Entscheidung, sagte der Minister der "Rheinischen Post" während einer Chinareise. Damit werde der Finanzplatz Deutschland gestärkt, urteilte der Minister. Ebenso begeistert zeigten sich die Aktionärsschützer. Damit habe Deutschland neben der Deutschen Bank ein zweites international wettbewerbsfähiges Kreditinstitut. Zudem sei vorerst die Gefahr gebannt, dass die Commerzbank selbst ins Visier einer Übernahme geraten könnte, sagte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger der "Berliner Zeitung".

Die Allianz hatte die Dresdner Bank Mitte 2001 für rund 24 Milliarden Euro gekauft. In den folgenden Jahren war erwies sich die Übernahme für den Münchner Versicherer jedoch als problematisch. Nach dem Ausbruch der internationalen Finanzkrise im Sommer vergangenen Jahres rutschte die Dresdner Bank schließlich durch Milliarden-Verluste ihrer Investment-Tochter Dresdner Kleinwort in die roten Zahlen. (hp)

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