Mehr als 1200 neue Arten im Amazonas-Gebiet
26. Oktober 2010Der Bericht der Naturschutzorganisation WWF umfasst Forschungsergebnisse aus zehn Jahren. Er wurde am Dienstag (26.10.2010) auf der UN-Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya vorgestellt.
1200 neu entdeckte Arten in zehn Jahren - das entspreche im Schnitt einer neu entdeckten Art alle drei Tage, sagte der WWF-Amazonas-Experte Roberto Maldonado. "Das ist einerseits faszinierend, weil es zeigt, wie viel unerforschtes Leben im Amazonas vorhanden ist, andererseits aber auch alarmierend, weil viele weitere unentdeckte Arten auszusterben drohen, bevor sie entdeckt werden", erläuterte Maldonado.
Mehr Schutz nötig
Das Schicksal der bekannten und unbekannten Arten hänge davon ab, ob die südamerikanischen Länder rund um den Amazonas gemeinsam ihre Schutzanstrengungen verstärkten. In den vergangenen 50 Jahren seien 17 Prozent der einstigen Amazonas-Fläche durch den Menschen zerstört worden. Die weltweite Nachfrage nach Fleisch, Biokraftstoff und Soja gelten als Hauptgründe dafür.
Unter den 1200 neu entdeckten Spezies sind auch ein Frosch mit flammenfarbenem Kopf, eine neue Flussdelphinart, ein glatzköpfiger, kunterbunter Papagei und eine neue Anaconda-Art. Die Riesenschlange "Eunectes beniensis" ist braun mit olivgrünen Tönen und wird bis zu vier Meter lang. Sie wurde von Forschern, die sie in Bolivien entdeckten, zunächst für einen Hybrid aus der grünen und gelben Anaconda gehalten.
Laut Bericht wurden im Zeitraum von 1999 bis 2009 im südamerikanischen Amazonas-Gebiet ingesamt 637 neue Pflanzen, 257 Fische, 216 Amphibien, 55 Reptilien, 39 Säugetiere und 16 Vögel entdeckt. Diese Anzahl übersteigt die Gesamtzahl aller neu entdeckten Spezies aus ähnlichen Brennpunkten der biologischen Vielfalt wie zum Beispiel Borneo, dem Kongobecken und dem östlichen Himalaya in einem vergleichbaren Zeitraum.
Amazonas unverzichtbar für Weltklima
Das Amazonas-Gebiet ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Erde. Nach Angaben des WWF ist der gewaltige Strom mit seinen Nebenflüssen in Südamerika mit bis zu 140 Milliarden Tonnen Kohlenstoff auch einer der größten Kohlenstoffspeicher der Erde und ein unverzichtbarer Stabilitsator des Weltklimas.
Bei der zehnten Artenschutzkonferenz der Vereinten Nationen beraten in Nagoya derzeit rund 15.000 Delegierte aus mehr als 190 Ländern über die Wahrung der biologischen Vielfalt. Nach Ansicht der Wissenschaftler droht der Erde das größte Artensterben seit der Ausrottung der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Trotz aller Absichtserklärungen hat sich die Weltgemeinschaft bisher nicht auf eine große Initiative zum Artenschutz einigen können.
Autorin: Ursula Kissel (dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Gerhard M Friese