Die heftigen Regenfälle in dem ostafrikanischen Land wollen kein Ende nehmen. Inzwischen mussten schon mehr als 165.000 Kenianer ihre Häuser verlassen. Als nächste Herausforderung droht ein Zyklon.
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Bei den Überschwemmungen im ostafrikanischen Kenia ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 200 gestiegen. Seit März wurden landesweit rund 210 Todesopfer gezählt, wie das Innenministerium in Nairobi mitteilte. 22 Menschen seien allein in den vergangenen 24 Stunden ums Leben gekommen, 90 würden noch vermisst. Die Wassermassen verwandelten unter anderem die Mombasa Road in Kenias Hauptstadt, eine der wichtigsten Verkehrsadern und Straße zum Flughafen, teilweise in eine Flusslandschaft.
Behörden ordnen Zwangsevakuierungen an
Mehr als 165.000 Menschen mussten wegen der Überschwemmungen ihre Häuser verlassen. Das Innenministerium hatte alle Menschen aufgerufen, innerhalb von 24 Stunden die Regionen der insgesamt 178 vollgelaufenen Staudämmen und Wasserreservoirs zu verlassen. Wer nicht freiwillig gehe, werde zwangsevakuiert, hieß es in Nairobi weiter. Die Behörden wollen offenbar eine weitere Tragödie wie vor wenigen Tagen nach einem Dammbruch im Rift Valley mit 50 Toten vermeiden.
Kenia und andere ostafrikanische Länder werden seit Wochen von Regenfällen heimgesucht, deren Heftigkeit auf das Klimaphänomen El Niño zurückgeführt wird. Auch im Nachbarland Tansania löste der Dauerregen Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Dort kamen mindestens 155 Menschen ums Leben.
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Wirbelsturm "Hidaya" mit Tempo 130
Ein Zyklon, der auf Tansanias Küste zusteuert, könnte die Lage nun noch verschlimmern: Der Wetterdienst des Landes erklärte, der Wirbelsturm "Hidaya" habe in der Nacht mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern Zyklon-Stärke erreicht, als er noch etwa 400 Kilometer von der Stadt Mtwara entfernt gewesen sei. An der Küste werde er ab Sonntag für starken Regen, Wind und hohen Wellengang sorgen, warnte auch Kenias Innenministerium.
Schon vor mehr als einem Jahr hatten Meteorologen auch in Ostafrika vor den Folgen von El Niño gewarnt und zu Vorbereitungen aufgerufen. Zwischen Oktober und Februar kamen nach Angaben der Internationalen Föderation des Roten Kreuzes allein in Kenia fast 1800 Menschen infolge von Überflutungen, Erdrutschen und andere Auswirkungen ums Leben.
Mangelnde Vorsorge durch Nairobi?
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte mangelnde Vorsorgebemühungen der Regierung in Nairobi. Trotz aller Expertenwarnungen und der Erfahrungen mit den Fluten im Jahr 2023 seien die Vorbereitungen mit Blick auf das drohende Desaster unzureichend und zu langsam gewesen, so Human Rights Watch. Erst am 24. April - einen Monat nach Einsetzen der Regenzeit - habe Nairobi einen Krisenstab ins Leben gerufen. Oppositionspolitiker und Kirchenführer hatten bis zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach vergeblich gefordert, den Katastrophenfall auszurufen.
Kenia: Dutzende Tote nach schweren Überschwemmungen
Seit Wochen wird Kenia von schweren Regenfällen heimgesucht. Zehntausende wurden durch Überschwemmungen und Erdrutsche bereits obdachlos, die Zahl der Todesopfer steigt nach einem Dammbruch am Montag auf mehr als 120.
Bild: Gerald Anderson/Anadolu/picture alliance
Am Abgrund
Einwohner von Kenias Hauptstadt Nairobi stehen am Rande eines überschwemmten Gebietes. Seit Wochen regnet es in dem ostafrikanischen Land heftig, die Unwetter forderten bereits Dutzende Menschenleben. Am Sonntag berichteten lokale Medien unter Berufung auf einen Regierungssprecher von 83 Toten; am Montag meldeten die Behörden 42 weitere Todesopfer nach einem Dammbruch nördlich Nairobis.
Bild: Gerald Anderson/Andalou/picture alliance
Retten, was zu retten ist
Besonders hart traf es die Einwohnerinnen und Einwohner in den Slums der kenianischen Hauptstadt: Hier rettet ein Bewohner des Mathare-Slums, was von seinem Hab und Gut noch nicht davon geschwemmt wurde. Bereits seit März werden nicht nur Kenia, sondern auch weitere Teile Ostafrika von heftigen Regenfällen heimgesucht, die auf das Klimaphänomen El Niño zurückgeführt werden.
Bild: LUIS TATO/AFP/Getty Images
Flucht vor dem Wasser
Warten auf Rettung: Eine Frau mit ihrem Kind hofft darauf, evakuiert zu werden. Im ganzen Land sind die Flüsse über die Ufer getreten und haben Häuser, Unternehmen und Infrastruktur unter Wasser gesetzt. Tausende von Einwohnerinnen und Einwohnern mussten bereits evakuiert werden und suchen Zuflucht in Notunterkünften. Flüge von und nach Nairobi wurden am Wochenende gestrichen oder umgeleitet.
Bild: Gerald Anderson/Andalou/picture alliance
Helfende Hand
Anwohner in Kwa Mang'eli, einem Ort in der Nähe von Nairobi, helfen sich gegenseitig. Nachdem der Fluss Athi vergangene Woche über die Ufer getreten war, sind weite Teile der Region überflutet. Die Lage verschärft sich auch an den großen Staudämmen des Landes; in niedriger gelegenen Landesteilen wird ein massiver Überlauf erwartet.
Bild: Thomas Mukoya/REUTERS
Zerstörte Heimat
Ein Mann steht neben vom Hochwasser komplett zerstörten Häusern in Nairobi. Landesweit sind nach Regierungsangaben über 24.000 Haushalte betroffen und über 131.000 Menschen durch die Katastrophe obdachlos geworden. Die Regierung richtete ein Krisenzentrum ein und versprach Unterstützung für die Betroffenen.
Bild: Luis Tato/AFP/Getty Images
Wassertaxi
Fußgänger hängen sich an einen Bus, um nicht durch das schlammige Wasser einer überfluteten Straße Nairobis waten zu müssen. Es wird befürchtet, dass die Überschwemmungen den Ausbruch von Krankheiten zur Folge haben könnten.
Bild: TONY KARUMBA/AFP/Getty Images
Schleppen statt Schule
Ein Mädchen trägt einen Sack mit ihren Habseligkeiten. Der Schulbeginn nach den Halbjahresferien in Kenia wurde am Montag um eine Woche verschoben: Die Schulen könnten erst wieder öffnen, wenn die Sicherheit von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften garantiert sei, erklärte Bildungsminister Ezekiel Machogu. Allein in Nairobi wurden nach Behördenangaben 64 Schulen schwer beschädigt.
Bild: LUIS TATO/AFP/Getty Images
Traurige Aussicht
Halbwegs sicherer Ort: Einwohner des Mathare-Slums haben ihre Matratzen zum Trocknen aufs Dach ihrer Hütten verfrachtet. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei: Die Kenianerinnen und Kenianer müssen sich auf weitere Überschwemmungen gefasst machen. Der Wetterdienst warnt weiter vor anhaltenden Niederschlägen in Teilen des Landes, darunter auch in der Hauptstadt Nairobi.