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Politik

Mehr als 3000 Bootsflüchtlinge gerettet

4. Februar 2017

In einer Vielzahl von Einzelaktionen der italienischen Küstenwache und mehrerer Hilfsorganisationen wurden die Menschen seit Mittwoch von maroden Booten geborgen. Einsatzkräfte sprachen von albtraumhaften Erlebnissen.

Italien Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer vor Sizilien
Bild: picture-alliance/Ropi

Am Samstagmorgen haben Hilfsorganisationen 300 Menschen aus dem Kanal von Sizilien gerettet, nachdem am Freitag bereits 1300 Flüchtlinge und Migranten nahe der libyschen Küste an Bord mehrerer Rettungsschiffe genommen worden waren. Insgesamt gab es binnen 24 Stunden 13 Rettungseinsätze. Diese Zahl nannte die italienische Küstenwache, die die Rettungseinsätze vor Ort koordiniert.

Dramatische Szenen

In dem Seegebiet sind unter anderem die Organisationen Ärzte ohne Grenzen (MSF) und Proactiva Open Arms im Einsatz. Ed Taylor von MSF, der sich an Bord des Rettungsschiffs "Aquarius" befand, sprach von einem "absoluten Albtraum". Die Helfer seien am Rande ihrer Kapazitäten, es gebe zu wenige Rettungsboote, teils seien sie mit doppelt so vielen Menschen belegt wie vorgesehen. "Wir haben um Unterstützung gebeten, aber niemand ist zuständig", schrieb er bei Twitter. Auch Proactiva erklärte, der Freitag sei ein "schwieriger Tag" gewesen. Die Menschen hätten Verbrennungen vom Treibstoff und andere Verletzungen, es seien viele Babys unter den Flüchtlingen.

Ein Boot mit 93 Flüchtlingen erreichte an diesem Samstag die EU-Küste im Norden Zyperns. Laut zyprischer Polizei sind weit über die Hälfte der Migranten Frauen und Kinder.

Damit wurden allein seit Mittwoch über 3000 Menschen im Mittelmeer gerettet, die auf diese Weise Europa erreichen wollten.

Pakt mit einem Land, das nicht existiert

In Malta hatten die EU-Staats- und Regierungschefs am Freitag über die Flüchtlingskrise beraten. Dabei wurde eine engere Zusammenarbeit mit Libyen beschlossen, um illegaler Migration entgegenzuwirken. Dabei bleibt das Grundproblem für die Europäer bestehen. Mit wem soll die EU in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen nordafrikanischen Land, dem funktionsfähige politische Strukturen fehlen, verhandeln?

Gestrandet: Sie dachten Italiens Küste erreicht zu haben, schwammen aber bei Tripolis in Libyen wieder an LandBild: Getty Images/AFP/T. Jawashi

Von Libyen aus starten von Schleppern organisierte Flüchtlingsfahrten über die zentrale Mittelmeerroute Richtung italienische Küste. Die EU will die libysche Küstenwache so stärken, dass sie Flüchtlingsboote schon kurz nach dem Start stoppt und die Menschen zurück nach Libyen bringt. Hilfsorganisationen kritisieren dies scharf.

Der Krisenstaat ist derzeit das größte Transitland für Flüchtlinge aus Afrika. Hunderttausende Menschen kommen aus Eritrea, Ägypten, dem Niger oder dem Sudan, viele aber auch aus asiatischen Ländern, nach Libyen und warten dort unter oftmals menschenunwürdigen Bedingungen auf eine Chance zur Überfahrt nach Europa.

Im vergangenen Jahr erreichten rund 180.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer Europa. Etwa 90 Prozent waren in Libyen gestartet. Nach Schätzungen der UN kamen 2016 mehr als 5000 Menschen bei dem Versuch ums Leben, auf dem Seeweg nach Europa zu gelangen.

qu/se (dpa, afp, APE, rtre)

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