S.Spröer/ K. Reymann-Schneider/ N. Fischer 4. April 2016
Vor 65 Jahren nahmen die Niederlande und Deutschland ihre diplomatischen Beziehungen wieder auf, und die kulturellen folgten schnell: Das wurde jetzt bei der Veranstaltung "So klingen die Niederlande" in Berlin gefeiert.
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Mehr als Käse und Tulpen: Erfolgreiche Niederländer in Deutschland
Den Akzent finden sie putzig, die Offenheit charmant: Deutsche mögen Niederländer. Auch im Showbiz. Ohne die Kreativen aus dem Nachbarland gäbe es kein "Big Brother", keine Frau Antje und keinen Schlumpf-Gesang.
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Die Werbe-Ikone: Frau Antje aus Holland
"Frau Antje bringt Käse aus Holland!" Wer in den 70er Jahren in Deutschland aufgewachsen ist, kann den Slogan im Schlaf mitsingen. Und kriegt ihn dann nicht mehr aus dem Kopf. Die Käsemarkt-Frau ist DAS Klischee der ländlich-traditionellen Holländerin, seit über 50 Jahren. 97 Prozent aller Deutschen kennen die Frau mit den Käsehäppchen. In den Niederlanden dagegen ist sie so gut wie unbekannt.
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Familien-Entertainer: Rudi Carrell
Am Samstagabend saß die ganze Familie vor dem Fernseher und fieberte mit den Kandidaten der großen TV-Shows. Der Finalist von "Am laufenden Band" (1974 -1979) musste sich Gegenstände merken, die auf einem Fließband vorbeizogen. Blöd, wenn er dann das Auto vergessen und sich Mixer und Fön gemerkt hatte - denn das waren seine Gewinne. Erfinder und Moderator: der singende Holländer Rudi Carrell.
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Kreative Großmacht: Jon und Linda de Mol
"Big Brother", "The Voice of Germany" oder "Joko und Klaas" - die erfolgreichsten deutschen TV-Unterhaltungsshows gehen aufs Konto der Produktionsfirma Endemol Shine und ihrer Töchter. Jon de Mol gründete die Firma 1994 mit Joop van der Ende. Selbst im Scheinwerferlicht steht Jons Schwester Linda de Mol, die von 1992 bis 2000 Paaren mit charmantem Akzent zu ihrer "Traumhochzeit" verhalf.
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Der Magier: Hans Klok
"Ich rede wie Rudi Carrell und sehe aus wie Linda de Mol", sagt der Zauberkünstler aus Holland über sich selbst. Hans Klok spricht fließend Deutsch und hat eine große deutsche Fangemeinde. Zuhause aber ist er auf der ganzen Welt. Seine Touren führen ihn durch Europa und Asien. In Las Vegas hatte er sogar eine eigene Show - und mit Pamela Anderson eine weltberühmte Assistentin an seiner Seite.
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Die Fälschung I: Enie van de Meiklokjes
Ihr Name klingt zwar ziemlich niederländisch, aber Enie van de Meiklokjes ist in Potsdam geboren und hat mit Holland in etwa soviel zu tun wie Frikandeln und Bitterballen mit Deutschland. Tatsächlich heißt die schrille Moderatorin, die ihre Karriere Mitte der 90er Jahre beim Musikfernsehen begonnen hat und heute eine Backsendung moderiert, Doreen Grochowski.
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Der Lieblingsenkel: Heintje
"Mama, Du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen, Mama, einst wird das Schicksal wieder uns vereinen", schmachtete Heintje 1967 ins Mikrofon - und verzauberte damit viele deutsche Frauen, die sich Heintje als Sohn, Schwiegersohn oder Enkel wünschten. Der Kinderstar spielte zur gleichen Zeit in mehreren TV-Schulkomödien mit, die damals von einem Millionenpublikum gesehen wurden.
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Der Herr der Schlümpfe: Vader Abraham
"Sagt mal, wo kommt ihr denn her? Aus Schlumpfhausen, bitte sehr!" Das ist die Heimat der pfiffigen Zwerge, die sich kreativ gegen den bösen Zauberer Gargamel wehren müssen. Am 23. Oktober 1958 erblickten sie im französischen Magazin "Spirou" das Licht der Comic-Welt. 20 Jahre später besang sie Vader Abraham alias Pierre Kartner im weichgespült- massentauglichen "Lied der Schlümpfe".
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Brachte Kinder groß raus: Marijke Amado
In den 90er Jahren kam man als Kind in Deutschland um eine Fernsehshow nicht herum: die "Mini Playback Show", moderiert von Marijke Amado. Hier schlüpften Kinder in die Kostüme ihrer Idole und performten vor einer Jury einen Pop-Song. Legendär ist das Lied am Ende jeder Sendung: "Alle waren Sieger, auch wenn einer nur gewinnen kann. Hallo! Aber Hallo! Hier kommt jeder, der was kann, auch dran."
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Der Marktschreier: Harry Wijnvoord
Die Niederlande sind eine Handelsnation. Kaum ein Prominenter symbolisiert das besser als Harry Wijnvoord. Er führte in den 90er Jahren durch die Dauerwerbesendung "Der Preis ist heiß", in der Kandidaten Preise von Alltagsprodukten schätzen mussten und gewinnen konnten. Später moderierte er bei einem Teleshopping-Sender. Heute wirbt er für holländisches Obst und Gemüse - und für Wohnmobile.
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Die Fälschung II: Hape Kerkeling
Im April 1991 war die niederländische Königin Beatrix auf Staatsbesuch in Deutschland. Das brachte den deutschen Komiker Hape Kerkeling auf die Idee, sich selbst - verkleidet als Beatrix - zu einem "lecker Mittagessen" ins Schloss Bellevue einzuladen, dem Sitz des Bundespräsidenten. Eingelassen wurde er zwar nicht, aber unvergessen ist dem deutschen Publikum sein TV-Auftritt bis heute.
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Der Operetten-Methusalem: Jopie Heesters
Als Johannes "Jopie" Heesters am Heiligabend 2011 mit 108 Jahren starb, war er der älteste aktive Schauspieler der Welt: 90 Jahre hatte seine Karriere gedauert. Seine Paraderolle: Graf Danilo in der Franz Léhar-Operette "Jetzt geh' ich ins Maxim". Beliebt war er vor allem in Deutschland, auch unter den Nazis. Das verziehen ihm die Niederländer nie. Bei einem Konzert 2008 erntete er Buhrufe.
Bild: picture-alliance/dpa
Die Beckhams der Bundesliga: Rafael und Sylvie van der Vaart
Sie waren das Glamour-Paar der Bundesliga: Der Fußballprofi Rafael van der Vaart (spielte für den HSV) und seine Frau Sylvie Meis, Model und Moderatorin (verheiratet 2005 - 2013). In 152 Bundesligaspielen erzielte er 45 Tore – und zahllose Schlagzeilen in der Regenbogenpresse, die großzügig mit Informationen versorgt wurde: vom Brustkrebs über Schläge bis zu Scheidung und neuen Lieben.
Bild: picture-alliance/dpa/Ino/M. Christians
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Seit 1951 sprechen die Diplomaten Deutschlands und der Niederlande wieder offiziell miteinander. Damals wurden mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl die Weichen gestellt für ein Europa, wie wir es heute kennen. Doch nicht nur die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit schrieben sich die Nachbarländer auf die Fahne. Auch kulturell tat sich einiges.
Wie klingen die Niederlande?
Deutsche mögen Niederländer. Den Akzent finden sie putzig, die Offenheit charmant. Zahlreiche Niederländer prägten vor allem die deutsche TV-Landschaft, wie unsere Fotostrecke zeigt. Aber auch die Musik verband und verbindet: Wie die Niederlande klingen, war Thema der Veranstaltung So klingen die Niederlande im Rahmen der Reihe "Die Euroländer zu Gast im Bundesministerium der Finanzen" am Abend in Berlin. Die Bühne teilten sich der Sänger und Liedermacher Herman van Veen, die junge niederländische Sängerin Sharon Kovacs und die Jazzmusikerin Tineke Postma. Außerdem mit dabei war das weltweit gefeierte königliche Concertgebouw Orchester aus Amsterdam.
Minister Schäubles Lieblingsklischee über die Niederlande
DW-Intendant Peter Limbourg moderierte ein Gespräch zwischen dem niederländischen Finanzminister Jeroen Dijsselbloem und Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble. Befragt nach seinem Lieblingsklischee über die Deutschen nannte Dijsselbloem die deutsche Gründlichkeit, vor allem in juristischen Fragen: "Wage es niemals, mit den Deutschen über juristische Gegebenheiten zu streiten. Sie kennen sich immer am besten aus." Schäubles Lieblingsklischee über die Niederlande fiel da schon klassischer aus: "Da ich an der A5 wohne, sind Holländer bei mir verbunden mit Wohnwagen auf der Überholspur der Autobahn."
Minister Dijsselbloem: Bei den "Panama Papers" geht es um soziale Gerechtigkeit
Im Gespräch mit den Finanzministern ging es auch um die aktuellen Enthüllungen der "Panama Papers". Die durch die Arbeit der Journalisten gewonnenen Erkenntnisse "überraschen uns nicht wirklich", sagte Finanzminister Schäuble. "Wir haben globale Finanzmärkte. Es gibt viele Gründe, dass Eigentümer einer Firma in einem anderen Land sind. Wir sehen aber, dass diese Möglichkeiten missbraucht werden." Die aktuellen Recherchen der Journalisten würden nun den Druck verstärken, diese Missstände abzustellen. Dijsselbloem stimmte ihm zu. Es handele sich um eine "Frage der sozialen Gerechtigkeit".
Liebe zur Musik
In Vorfreude auf das Programm des Abends nannte Dijsselbloem die Musik eine seiner "größten Leidenschaften". Und weiter: "Wenn ich ermattet bin wegen der Diskussionen in Europa, hilft mir immer die Musik." Auch Minister Schäuble verlieh seiner "großen Liebe zur klassischen Musik" Ausdruck.