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Mehr Chancen als Risiken

Kalr Zawadsky, z.Zt. Dubai21. September 2003

Wirtschaftswachstum ist nicht alles, aber ohne Wirtschaftswachstum ist alles nichts. Diese volkswirtschaftliche Weisheit haben die Finanzminister der G7 beherzigt: Ein Kommentar von Karl Zawadsky.

Das Tal der Tränen liegt hinter aus. Fast drei Jahre lang war die Weltwirtschaft von Rezession, Stagnation, Krisen und Schocks gekennzeichnet. Doch nun setzt sich der Optimismus durch. Die Finanzminister der sieben führenden Industriestaaten haben bei ihrem Treffen am Wochenende (20.(21.9.2003) in Dubai ein weiteres Signal für die Erholung der Weltkonjunktur gegeben. Das betrifft nicht nur die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum, die für das kommende Jahr auf 4,1 Prozent heraufgesetzt wurde, sondern vor allem die Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Viele Länder haben die Krise genutzt, um mit strukturellen Reformen einen Ausweg aus dem Schlamassel zu finden. In Deutschland ist dafür mehr als ein Jahrzehnt ungenutzt
vergangen, doch endlich hat auch der konjunkturelle Nachzügler in Europa in die Gänge gefunden.

Bundesfinanzminister Hans Eichel hat im Kreis der Finanzminister dafür viel Aufmunterung erfahren - und
dies gleich umgemünzt in die Forderung an den von CDU und CSU dominierten Bundesrat, das Reformpaket für den Sozialbereich sowie das Vorziehen der dritten Stufe der großen Steuerentlastung nicht anzuhalten.

Erstmals seit Jahren sind in der Weltkonjunktur, aber auch in der deutschen Wirtschaft die Chancen deutlich größer als die Risiken. Dennoch: Noch ist die Stimmung besser als die tatsächliche Lage. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit.

Aber die reale Wirtschaft passt sich mit einiger Zeitverzögerung der erfreulichen Prognose an; die Börsen nehmen den Aufschwung bereits vorweg. Zunehmend wenden sich auch die fundamentalen Daten ins Positive. Um so mehr kommt es in dieser Situation für die Politik darauf an, den Rat der Finanzminister der G-7 zu beherzigen und die Wachstumskräfte zu stärken. Andere Länder sind hiermit Deutschland ein gutes Stück voran. Das gilt nicht nur für die großen westlichen Industriestaaten, sondern auch für Schwellenländer in der Dritten Welt.

Selbst das in die Knie gegangene Argentinien hat nach der Vereinbarung eines Umschuldungs- und Reformabkommens mit dem Internationalen Währungsfonds Aussicht, einen Ausweg aus seinem finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruch zu finden.

Zwar ist es jetzt wichtig, mutig nach vorn zu blicken und die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Aufschwung zu stärken, aber es sei auch ein Blick zurück in den Abgrund erlaubt: Die Schocks - vom 11. September bis zum Afghanistan- und Irak-Krieg sowie zur Ölpreisexplosion - haben in der Form von Unternehmenszusammenbrüchen
und gestiegener Arbeitslosigkeit viele Opfer gefordert, aber das Weltfinanzsystem hat alles in allem die Krise gut abgefedert.

Jetzt muss es darum gehen, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Dabei sind nicht nur China und Japan zu Wechselkurskorrekturen gefordert, wobei sich der japanische Yen trotz der Interventionen der Notenbank in Tokio bereits nach oben und damit in die richtige Richtung entwickelt, auch die USA müssen durch den Abbau ihres gigantischen "Zwillingsdefizits" im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz einen Beitrag leisten.

Schließlich ist Europa - und dabei ganz besonders Deutschland - gefordert, mit mutigen Strukturreformen Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähiger zu machen und damit zu einem nachhaltigen Aufschwung der Weltwirtschaft beizutragen.

Noch bremst Deutschland die wirtschaftliche Erholung in Europa; dabei käme der größten europäischen Volkswirtschaft die Rolle einer Konjunkturlokomotive zu.

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