Kulturstaatsministerin Grütters nutzt den Berlinale-Auftakt, um gute Nachrichten für die Filmbranche zu streuen: Der Deutsche Filmförderfonds wird 2017 um 25 Millionen aufgestockt. 2014 sollte er noch gekürzt werden.
Anzeige
Traumfabrik Babelsberg
Die Studios vor den Toren Berlins gehören zu den bekanntesten Filmschmieden der Welt. Jetzt wurde sie von einem US-amerikanischen Konzern gekauft.
Bild: Studio Babelsberg AG
Die Geburtsstunde des Filmstudios Babelsberg
Die Amerikaner hatten schon ihr Hollywood, als deutsche Filmleute noch in Ateliers im Zentrum von Berlin drehten. Dabei lösten sie häufig Feueralarm aus, weil die Pappmaschee-Dekoration unter den heißen Scheinwerfern schnell in Flammen aufging. Schließlich bat die Feuerwehr darum, die Innenstadt zu verlassen. Im Potsdamer Stadtteil Babelsberg fand Filmpionier Guido Seeber ein geeignetes Gelände.
"Totentanz"-Premiere
In nur drei Monaten entstand dort im Winter 1911/12 im Auftrag der Firma Bioscop ein Filmatelier mit 300 Quadratmetern Grundfläche, das sogenannte "Kleine Glashaus". Kaum fertiggestellt ging es auch schon los mit der ersten Produktion - "Totentanz", ein Stummfilm mit dem dänischen Star Asta Nielsen. Ein Jahr später wurden auf dem Gelände ein zweites Atelier und ein Kopierwerk gebaut.
Bild: picture-alliance/dpa
Pioniere der Technik
1922 stieg die UFA in die Produktion ein und testete neue Techniken. Bei Dreharbeiten zu Friedrich Wilhelm Murnaus "Der letzte Mann" (mit Emil Jannings) wurde 1924 erstmals mit einer beweglichen Kamera gearbeitet. Selbst Hollywood schickte seine Leute zur Weiterbildung nach Babelsberg. Hitchcock schwärmte später: "Alles, was ich über das Filmemachen wissen musste, habe ich in Babelsberg gelernt."
Bild: picture-alliance/Keystone/Röhnert
Meisterwerk "Metropolis"
Zwei Jahre lang arbeite Fritz Lang in Babelsberg an seinem Science-Fiction-Opus "Metropolis" (1927), einem Meisterstück des Stummfilms. Mit Produktionskosten in Höhe von fünf Millionen Reichsmark war der Film der teuerste seiner Zeit. Seine Bildsprache wurde zum Vorbild für viele weitere Generationen.
Bild: picture alliance / dpa
Ein Weltstar wird geboren
Viele Stars begannen ihre Karriere in Babelsberg, aber Deutschlands wahrscheinlich erfolgreichster Filmexport war Marlene Dietrich. Die 29-jährige Schauspielerin hatte 1930 ihren Durchbruch mit Joseph Sternbergs Klassiker "Der blaue Engel", der zweisprachig in Deutsch und Englisch gedreht wurde. Er war Deutschlands erste große Tonfilmproduktion im brandneuen Atelier "Tonkreuz".
Bild: picture-alliance/Gusman/Leemage
Propagandamaschine Babelsberg
Nach der Machtergreifung der Nazis gingen die Produktionen in Babelsberg unter staatlicher Kontrolle weiter. Zwischen 1933 und 1945 entstanden hier unter Regie des Propagandaministers Joseph Goebbels rund tausend Filme. So etwa Veit Harlans antisemitisches Werk "Jud Süss" oder Leni Riefenstahls Dokumentation "Triumph des Willens" über den NSDAP-Reichsparteitag 1934.
Bild: Mary Evans Picture Library
Dreharbeiten in den Trümmern
Die Dreharbeiten zum ersten deutschen Nachkriegsfilm begannen 1946 mit Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns". Der Film, mit dem Hildegard Knefs Karriere begann, fragt nach individueller Schuld und Verantwortung während der nationalsozialistischen Herrschaft. Gedreht wurde mitten im zerstörten Berlin. Im Ausland hielt man die Trümmerlandschaft später für eine besonders gut gebaute Kulisse.
Bild: picture-alliance/KPA
"Nackt unter Wölfen"
Ende 1947 gab die sowjetische Besatzungsmacht die Babelsberg Studios wieder zur Filmproduktion frei. In der DDR drehte die Deutsche Film-AG, kurz "DEFA", über 700 Spielfilme und viele Fernsehproduktionen. Neben linientreuen Werken enstanden auch jenseits des Eisernen Vorhangs gefeierte Filme wie Frank Beyers "Nackt unter Wölfen" (1963). Rechts im Bild: der junge Armin Müller-Stahl als KZ-Insasse.
Bild: picture-alliance/dpa
Nicht alles sonnig in der "Sonnenallee"
Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 wurde die DEFA von der Treuhandgesellschaft gekauft, die für die Privatisierung der Volkseigenen Betriebe der DDR zuständig war. Diese wiederum verkaufte das Studio an die französische Vivendi Universal, die rund 500 Millionen Euro in die Erneuerung des Studios steckte. Diese typische Berliner Straße wurde 1999 für die Tragikomödie "Sonnenallee" gebaut.
Bild: picture-alliance/ ZB
Dreharbeiten mit Polanski
2004 erwarben die Filmproduzenten Carl Woebcken und Christoph Fisser das Unternehmen. Mit 25.000 Quadratmeter Fläche und 16 Studios ist das Studio Babelsberg einer der größten zusammenhängenden europäischen Filmstudiokomplexe. 2002 drehte Roman Polanski hier "Der Pianist" mit Adrien Brody in der Hauptrolle.
Bild: imago stock&people
Hollywood aus Babelsberg
Viele US-amerikanische Filme entstehen mittlerweile in Babelsberg. Die internationalen Produktionen bringen einen Hauch von Hollywood-Glamour nach Potsdam. Die britische Schauspielerin Kate Winslet drehte hier 2007 den Film "Der Vorleser". Darin geht es um einen Schüler, der eine Affäre mit einer zwanzig Jahre älteren Frau eingeht. Jahre später erfährt er, dass sie einst Aufseherin im KZ war.
Bild: imago/Unimedia Images
Staraufgebot bei "Inglourious Basterds"
Auch Quentin Tarantino, der Kopf hinter den Kultfilmen "Pulp Fiction" und "Kill Bill", drehte 2009 in Babelsberg. "Inglourious Basterds" handelt von dem Versuch, die Nazi-Führung im Zweiten Weltkrieg zu ermorden. Neben Brad Pitt (im Bild) und anderen Weltstars waren auch deutschsprachige Schauspieler wie Til Schweiger und Daniel Brühl mit von der Partie.
Bild: Francois Duhamel
Tödliche Spiele: "Tribute von Panem"
Mehr als 2000 Komparsen und gigantische Kulissen an Drehorten in Potsdam und Berlin wurden für die Dreharbeiten zum dritten und vierten Teil der weltweit erfolgreichen "Tribute von Panem"-Reihe benötigt. Im Bild: Jennifer Lawrence als Katniss. Zwar sind die Berliner an den Anblick von Film-Teams in der Stadt gewohnt; einen Blick auf die Stars erhaschen sie aber trotzdem gern.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Close
Ein neues Kapitel
Anfang 2022 hat der US-amerikanische Konzern "TPG Real Estate Partners" (TREP) die Studios vor den Toren Berlins übernommen. Zu TREP gehören zudem die Cinespace-Studios in Chicago und in Toronto sowie weitere 90 Tonstudios weltweit. Trotz der Übernahme wird man in Babelsberg weiterhin unabhängig produzieren.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger
14 Bilder1 | 14
Zur Aufgabe des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) gehört es, die heimische Filmwirtschaft zu unterstützen. Dazu zählt auch, Hollywood-Produktionen für einzelne Drehs nach Deutschland zu locken. So geschehen bei Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" von 2009, der unter anderem in Berlin und Potsdam gedreht wurde. Auch Steven Spielbergs Agenten-Thriller "Bridge of Spies - Der Unterhändler" (2015)" , mit Tom Hanks in der Hauptrolle, ist im berühmten Filmstudio Babelsberg in Potsdam gedreht worden.
Weitere Erhöhungen in den kommenden Jahren geplant
Ich will einen zusätzlichen Anreiz für internationale Aufträge an deutsche Produktionsdienstleister schaffen und die deutschen Produktionsstandorte, wie zum Beispiel die Filmstudios in Potsdam-Babelsberg, München oder auch Köln, wettbewerbsfähig halten", sagte die Kulturstaatsministerin denn auch am Donnerstag (09.02.2017) beim Deutschen Produzententag zum Berlinale-Start. Daher wird der DFFF dieses Jahr um 25 Millionen Euro aufgestockt, so dass nun 75 Millionen Euro im Fördertopf liegen. Gewiss ein Grund zur Freude für Filmschaffende, wurde der Fonds noch 2015 um zehn Millionen Euro gekürzt.
Ab 2018 soll es laut Grütters weitere "substantielle Erhöhungen" geben. In Abstimmung mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble werde der DFFF zudem um ein neues Förderelement erweitert, das sich vor allem an nationale und internationale Großproduktionen wende. Großproduktionen sollen vor allem deshalb bedacht werden, damit sie nicht ins Ausland abwandern.
Fonds einst kurz vor dem Ende
Der im Jahr 2007 von der Bundesregierung gegründete DFFF übernimmt bis zu 20 Prozent der Produktionskosten von Filmen, die in Deutschland produziert werden und mindestens 25 Prozent ihres Budgets hierzulande ausgeben. Der staatliche Filmförderfonds hatte ursprünglich ein jährliches Volumen von rund 60 Millionen Euro. Zum Haushaltsjahr 2015 sollten die Mittel auf 30 Millionen Euro halbiert werden. Die schwarz-gelbe Bundesregierung plante zudem, den DFFF bis 2017 nach und nach einzuschmelzen. Nach Protesten von Filmemachern, Schauspielern und Produzenten einigte man sich 2015 auf ein Fördervolumen von 50 Millionen Euro pro Jahr. Nun kann sich die Filmwirtschaft über satte 75 Millionen Euro freuen.