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Mehr Insolvenzen durch Banken-Turbulenzen

11. April 2023

Die große Pleitewelle dürfte nach Einschätzung von Experten auch in diesem Jahr ausbleiben. Die jüngsten Bankenturbulenzen könnten allerdings mehr Firmen in Schwierigkeiten bringen als bislang erwartet.

Symbolbild Insolvenz
Bild: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa/picture alliance

Die jüngsten Bankenturbulenzen werden nach Einschätzung des Kreditversicherers Allianz Trade im laufenden Jahr zu mehr Firmenpleiten führen. Für Deutschland rechnet Allianz Trade mit einem Anstieg um gut ein Fünftel (22 Prozent) zum Vorjahr auf etwa 17.800 Fälle. Bislang war ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen hierzulande um 15 Prozent vorhergesagt worden.

Deutschland stehe "nicht alleine da mit diesem Trend, sondern folgt der globalen Entwicklung", erklärte Allianz Trade weiter. Weltweit werde eine Zunahme der Insolvenzen um 21 Prozent erwartet. In Europa werde das Plus voraussichtlich 24 Prozent betragen.           

Schon vor den Turbulenzen wollten viele Banken einer Umfrage zufolge die Kreditvergabe herunterfahren. "Eine Pleitewelle ist das weiterhin nicht, auch wenn ein zweistelliger Zuwachs zunächst den Anschein erweckt", ordnete der Vorstandschef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts, die Zahlen ein. Aus seiner Sicht hinterlassen die Probleme von Banken in den USA und der Schweiz auch Spuren in Deutschland: "Mit den deutlich steigenden Zinsen laufen eher schwach finanzierte Unternehmen Gefahr, in Schwierigkeiten zu geraten."

Die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA hat zu teilweise heftrigen Turbulenzen am Bankensektor geführtBild: Justin Sullivan/AFP/Getty Images

Ifo-Institut zuversichtlich

Die rasant gestiegenen Zinsen hatten Mitte März in den USA mehrere Regionalbanken zu Fall gebracht. Aktienkurse von Bankhäusern weltweit gerieten unter Druck. Die bereits zuvor kriselnde Schweizer Großbank Credit Suisse wurde Mitte März per Notverkauf von der UBS aufgefangen.

Notenbanken, Politik und Bankenvertreter betonten jedoch die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems in Deutschland und Europa. Das Münchner Ifo-Institut kam anhand einer Umfrage jüngst zu dem Schluss, dass Unternehmen in Deutschland wieder leichter an Kredite kommen. Berichteten im Dezember noch 30 Prozent der Unternehmen von Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe, waren es im März nur noch 22,7 Prozent.

"Die Turbulenzen bei einigen internationalen Banken haben keine Auswirkung auf die Kreditvergabe in Deutschland", folgerte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Bankkunden müssen sich nach Einschätzung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY allerdings auf höhere Anforderungen, steigende Kosten und häufigere Ablehnungen von Kreditanträgen einstellen.

Wird das Geld knapper und teurer?

Nach einer am Dienstag veröffentlichten EY-Umfrage planen 67 Prozent der Institute, die Kreditvergabe herunterzufahren. Nur noch 15 Prozent der im vergangenen Oktober befragten Geldhäuser wollten in den kommenden zwölf Monaten mehr Kredite vergeben. Ein Jahr zuvor waren es noch 61 Prozent. Angesichts schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingung mit hoher Inflation und steigenden Zinsen halten 86 Prozent der befragten 120 Bankmanager Kreditausfälle für wahrscheinlich. 

"Den Banken bleibt keine andere Wahl, als bei der Kreditvergabe restriktiver vorzugehen», erläuterte EY-Partner Christoph Roessle. "Denn die deutsche Finanzaufsicht schreibt seit dem vergangenen Jahr vor, dass die Kreditinstitute als Vorsorge für mögliche Rückschläge etwa auf dem Immobilienmarkt zusätzliche Kapitalpuffer bilden müssen." Der Kapitalpuffer soll die Widerstandsfähigkeit von Kreditinstituten gegen Krisen erhöhen.

dk/hb (rtr, dpa, afp)

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